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Österreichs Wirtschaft wuchs 2018 nur 2,4 statt 2,7 Prozent

25.09.2019 - 12:40
Drittes Jahr in Folge mit markantem Wachstum© APA (dpa)Drittes Jahr in Folge mit markantem Wachstum

Österreichs Wirtschaft ist 2018 schwächer gewachsen als bisher geglaubt. Doch nicht nur das: Den Konjunkturhöhepunkt 2017, von dem Experten immer ausgegangen sind, hat es laut einer Datenrevision der Statistik Austria so gar nicht gegeben. Bei Wifo und IHS sieht man das als "überraschend" an. 2018 ist das heimische BIP real 2,4 Prozent gewachsen, statt der bis zuletzt angenommen 2,7 Prozent.

Der Konjunktur-Peak, der sich sehr stark Ende 2017/Anfang 2018 gezeigt habe, sei durch die erstmals veröffentlichten VGR-Daten für 2018 und die Revision der Jahre davor nun "weggeschnitten", meinte Wifo-Experte Jürgen Bierbaumer-Polly am Mittwoch zur APA.

Der Prognoseverantwortliche im Institut für Höhere Studien (IHS), Helmut Hofer, bezeichnete das der APA gegenüber als "ein bisschen überraschend", speziell "dass auch die Industrie keinen so klaren Peak 2017/18 gezeigt hat". Noch vor einem Jahr sei sogar diskutiert worden, ob nicht das Jahr 2017 nach oben revidiert werden müsse - tatsächlich wurde auch das dann nach unten gesetzt.

"Das Bild" insgesamt ist für den IHS-Fachmann aber deshalb "nicht über den Haufen geschmissen, sicher nicht". Die Stärke des damaligen Konjunkturhöhepunkts, für den es viele Anzeichen gegeben habe, sei nun "in den Daten weniger da als man es früher gesehen hat - Daten sind halt Daten." Auch der Wifo-Experte erinnerte daran, dass die Konjunktursituation 2017/18 deutlich über dem Vorkrisen-Niveau der Jahre 2006 bis 2008 gelegen sei - mit starker Industrie, prosperierender Auslandsnachfrage und guter Stimmung. "Das war ein schöner Konjunkturzyklus", so Bierbaumer-Polly. Nach den neuen Daten zeige sich das "aktuell nicht mehr." Dass die Herbstprognose 2019 wegen der 2018er Daten nun höher ausfallen müsste, sieht der Wifo-Experte nicht: Dafür entscheidendend seien die Daten der einzelnen Quartale und die seien "nicht so viel anders, als wir es in unseren Rechnungen hatten".

Die Statistik Austria betonte am Mittwoch, zwar liege das BIP-Plus für 2018 etwas unter den vorläufigen Schätzungen, trotzdem bedeute es das dritte Jahr in Folge mit einem markanten Wachstum. 2017 wuchs das BIP laut jüngster Revision nur um 2,5 Prozent, davor war man noch von 2,6 Prozent ausgegangen. Dafür wurde das BIP-Wachstum für 2016 von 2,0 auf 2,1 Prozent nach oben gesetzt.

2018 übertraf Österreichs Wachstum jenes der EU-28 (+2,0 Prozent) und der wichtigsten EU-Handelspartner Deutschland (+1,5 Prozent) und Italien (+0,9 Prozent). Zu laufenden Preisen lag das heimische BIP 2018 bei 385,7 Mrd. Euro (+4,2 Prozent) oder 43.640 Euro pro Einwohner. Für 2017 hatte die Statistik Austria vor einem Jahr das BIP-Plus von geschätzten 3,0 auf 2,6 Prozent reduziert.

Der produzierende Bereich wuchs 2018 mit real 4,8 Prozent deutlich über jenem des Dienstleistungsbereichs mit 1,7 Prozent, wobei sich alle bedeutenden Branchen durchwegs positiv entwickelten, so die Statistik Austria. Bestimmt wurde der produzierende Bereich vor allem durch ein kräftiges Wachstum in der Warenherstellung (real +5,1 Prozent). Die Energieversorgung, deren Anteil an der Bruttowertschöpfung allerdings gering ist, erzielte mit +6,5 Prozent das kräftigste reale Wachstum, die Bauwirtschaft +3,9 Prozent.

Die Konsumausgaben der Privathaushalte stiegen mit real 1,1 Prozent auch 2018 etwas stärker als die staatlichen Konsumausgaben (real +0,9 Prozent). Beim Privatkonsum verzeichneten die größten Verbrauchskategorien laut Statistik Austria moderate Zuwächse: So wuchsen die Ausgaben für Wohnen (Miete, Energie, Reparaturen) real nur 0,4 Prozent. Weitere bedeutende Ausgabenkategorien wie Beherbergungs- und Gaststättenwesen sowie Verkehr wuchsen real um 2,8 bzw. 0,8 Prozent.

Mit real +5,9 Prozent stieg die Exportnachfrage deutlich stärker an als in den Jahren davor (2017: +5,0 Prozent, 2016: +3,1 Prozent). Demgegenüber stand 2018 ein reales Plus von 4,6 Prozent bei den Importen. Der Außenbeitrag zu laufenden Preisen erreichte 2018 ein historisches Hoch von 14,4 Mrd. (2017: 12,2 Mrd.) Euro. Bereits das fünfte Jahr in Folge wurde auch im Warenverkehr ein Überschuss erwirtschaftet, wenngleich der überwiegende Teil des positiven Außenbeitrags aus der stark positiven Dienstleistungsbilanz (+10,7 Mrd. Euro) resultierte, zu der wiederum der Reiseverkehrsüberschuss entscheidend beitrug (+8,1 Mrd. Euro).

(APA)

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