Quelle: ZAMG

Meistgelesen / Reise

Sichtachsen trotz Höhenjagd: Städteplanung nach Wiener Art

17.04.2014 - 14:00
Die vergangenen Jahre samt ihrer architektonischen Trends haben das Stadtbild nachhaltig geprägt.

Auch ein Resultat des Immobilienbooms: Heute prägen Neubauten wie der Bahnhof Wien-Mitte auf moderne Art das Stadtbild Wiens mit. Der Bau mit den auffälligen Kolonnaden, die in das Shoppingzentrum führen, ist erst knapp über ein Jahr alt, hat sich aber schnell zu einem urbanen Zentrum entwickelt. Auch der Westbahnhof wurde – unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes – zwischen 2007 und 2011 modernisiert. Im Zuge der Renovierung wurde ebenfalls ein kleines Shoppingzentrum, die Westcity, errichtet. 

 

Neue Stadtviertel

Der Trend, rund um erneuerte Bahnhöfe neue Viertel anzulegen, zeichnet sich klar ab. Bis 2015 bekommt Wien einen neuen Hauptbahnhof im zehnten Bezirk auf dem Areal des alten Südbahnhofs. Auf der zusätzlich frei gewordenen Fläche entstehen zum einen das Quartier Belvedere und zum anderen das Sonnwendviertel mit 5.000 Wohnungen für 13.000 Menschen sowie Bürogebäude und Arbeitsplätze für 20.000 Menschen. 

 

Leben am See

Leere Flächen entstanden auch durch das Auflassen des Flugfeldes in Aspern. Mit dem Bau neuer Siedlungen und die Verlängerung der U2 soll die Gegend nachhaltig belebt werden. Die Seestadt Aspern im Marchfeld wird bis 2028 eine Fläche von 240 Hektar umfassen; über 20.000 Menschen sollen hier in Zukunft wohnen und arbeiten. Die erste Bauetappe bis 2017 konzentriert sich vorerst auf den Süden des Areals, der Entwurf stammt vom schwedischen Architekten Johannes Tovatt. Bereits 1999 wurde in einem ähnlichen Projekt in Simmering aus vier, 100 Jahre alten Gasbehältern der Stadtteil "Gasometer City" geformt. Den Architekten-Teams um Jean Nouvel, Coop Himmelb(l)au, Manfred Wehdorn und Wilhelm Holzbauer gelang es, die alte Außenhülle zu erhalten und den Industriedenkmälern ein modernes Gesicht zu verleihen. Das Ergebnis: 615 moderne Wohnungen, eine Veranstaltungshalle für 4.200 Personen, ein Studentenheim, ein Kino, das Wiener Stadt- und Landesarchiv sowie unzählige Shops.

 

Immer höher

In der Habsburgerzeit im 13. Jahrhundert nahm die Gestaltung des Stadtbildes ihren Anfang. Aus dieser Zeit stammt der Stephansdom, der somit seit über acht Jahrhunderten die Wiener Skyline prägt. Der höchste Turm der Kirche ist 136,4 Meter hoch. Moderne Bauten überragen ihn heute zwar locker, dennoch wird darauf geachtet, dass die Sicht auf ihn nicht von Hochhäusern verdeckt wird.

"Für die städtebauliche Entwicklung Wiens – hier vor allem der Innenstadt – gibt es langfristige Zielvorgaben wie das sogenannte Hochhauskonzept und die Sichtachsen. Das heißt im Allgemeinen, dass Hochhäuser in Wien nur dort gebaut werden dürfen, wo sie die Sichtachsen nicht beeinträchtigen. In Wien gibt es einige solche Sichtachsen, ein Beispiel ist Blick vom Leopoldsberg auf die innere Stadt", erklärt Claudia Pichler von BAR Immobilien Wien.

Höhere Gebäude finden sich daher in erster Linie in den Randbezirken. Vorreiter: der Donauturm, der in den 1960er Jahren anlässlich einer internationalen Gartenschau errichtet wurde.

 

 Das höchste Gebäude des Landes

In jüngerer Zeit hat der DC Tower 1 die Silhouette der Stadt maßgeblich geprägt. Die Entwürfe stammen von den Architekten Perrault und Hoffmann-Janz. Sie hatten die Idee, das Gebäude als Kristall zu gestalten, der in der Mitte gespalten und auseinander geschoben ist. Der Tower 1 ist mit 250 Meter (inklusive der Antenne und des Fassadenaufbau) das höchste Gebäude Österreichs. (Weitere Informationen zu diesem Bauprojekt online bei BAR Immobilien Wien; siehe unten).

Die Nummer zwei der Skyscraper, nämlich der Millenium Tower aus dem Jahr 1999, befindet sich in direkter Nachbarschaft des Towers. Gemeinsam mit der UNO City bilden sie die Wiener Skyline, die von der Donau aus sichtbar ist. 

 

International inspiriert und inspirierend

Eines der Wahrzeichen Wiens ist natürlich das Riesenrad im Prater. In unmittelbarer Nachbarschaft, im ehemaligen Jagdrevier des Kaisers, entstand im vergangenen Jahr der neue Campus der Wirtschaftsuniversität Wien. Sechs internationale Architekten – von Zaha Hadid bis Peter Cook – brachten hier ihre Idee und Vorstellungen für 90.000 Quadratmeter zu verbauende Fläche ein. Hier wird nicht nur studiert, sondern auch gelebt: in der Outdoor Lounge, im Schani- und Biergarten. Zudem befinden sich ein Kindergarten und eine Freiluftbühne auf dem Areal.

 Viele Möglichkeiten, sich im Freien zu treffen, bieten auch die ehemaligen Hofstallungen in Wien-Neubau, die heute besser unter dem Namen "Museumsquartier" bekannt sind. 1998 entwickelte sich daraus – nach dem Vorbild des Pariser Centre Georges Pompidou – das heutige MQ, eines der zehn größten Kulturareale der Welt. Auf 60.000 Quadratmetern bildet es eine Collage aus Einrichtungen verschiedenster Kunstsparten, Lokalen und Shops einerseits und barocker sowie moderner Architektur andererseits. Hier befinden sich unter anderem das Leopold Museum, das MUMOK, die Kunsthalle und das Architekturzentrum Wien. Gleich daneben: Die "kaiserliche Einkaufsstraße", die Mariahilfer Straße, – seit 2013 ebenfalls städteplanerisch neu als Fußgänger- und Begegnungszone gestaltet. Aber das ist eine ganz andere Geschichte...

ag/red

Home
Politik
Chronik
Wirtschaft
Sport
Kultur
Society
Life
Reise
Motor
Hightech