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Barack Obama ist Hawaiianer geblieben

11.09.2012 - 14:25
Am Sandy Beach surfte Obama als Jugendlicher© APA (dpa)Am Sandy Beach surfte Obama als Jugendlicher

Mit Barack Obama ist erstmals ein auf Hawaii geborener Präsident ins Weiße Haus eingezogen. Die 7.800 Kilometer von Washington nach Honolulu sind ihm die Reise wert: Regelmäßig kehrt "Barry" an die Strände der Pazifikinseln zurück.

"Barry" hat es immer noch drauf. Wenn Barack Obama seine Geburtsinsel Oahu besucht, macht er das "Shaka"-Zeichen. Bei geschlossener Faust wird der Daumen abgespreizt und der kleine Finger gehoben, beschreibt Stu Glauberman die Surfer-Geste. Damit gebe der Präsident seinen Landsleuten zu verstehen: "Hi, alles cool!" Glauberman muss es wissen. Der gebürtige New Yorker Autor, der vor 35 Jahren in Hawaii hängen blieb, zeichnete die Spuren von Obamas Leben in dem tropischen Inselparadies nach.

Sein Buch "The Dream Begins - How Hawaii Shaped Barack Obama" dreht sich um Obamas Kindheit und Jugend auf Oahu. Von den ersten 18 Jahren brachte der US-Präsident dort 14 Jahre zu, hier haben sich seine Eltern kennengelernt. Stu fährt an dem mit Palmen gesäumten Campus der Universität von Hawaii vorbei. "Hier wurde Obama vermutlich gezeugt." Er zeigt grinsend auf ein Studentenwohnheim, wo der schwarze Austauschstudent Barack Hussein Obama Sr. aus Kenia wohnte, als er sich in die 18-jährige Ann Dunham verliebte. Am 4. August 1961 wurde "Barry" geboren. Unter diesem Namen wuchs Barack in der Insel-Hauptstadt Honolulu auf.

Obamas Kindergarten ist gerade mal 20 Autominuten von dem weltberühmten Waikiki-Strand mit goldenem Sand, perfekten Surfwellen und Luxus-Hotels entfernt. Dieses Ferienparadies kennt fast jeder, und sei es nur aus TV-Serien wie "Magnum" oder "Hawaii Fünf-Null". Hier tummeln sich die Urlaubermassen.

Gemütlicher hatte es der kleine Barry am Stadtrand von Honolulu, in dem sattgrünen Manoa Valley, am Fuß von moosbewachsenen Vulkanbergen. "Die Schulkinder können hier barfuß laufen", sagt Stu über die idyllisch gelegene Noelani Grundschule. Man spürt den lauwarmen Wind und riecht den Blütenduft der Blumen. Eine bunte Mosaikwand zeigt spielende Kinder aller Hautfarben. Hawaii ist so vielrassig wie kein anderer US-Staat. "Die Polynesier brachten die 'Aloha'-Tradition mit", erklärt Stu. "Man heißt jeden willkommen und respektiert fremde Sitten."

Die hawaiianische Tourismusbehörde zitiert die Präsidentengattin Michelle Obama mit den Worten: "Man kann Barack nicht verstehen, bevor man nicht Hawaii versteht." Daraus folgern die Tourismus- Strategen: "Es gibt keinen Zweifel daran, dass in dieser idyllischen, multikulturellen Gegend aufzuwachsen, einen bedeutenden Einfluss darauf hatte, wie Obama heute ist." So steht es auf der offiziellen Internetseite.

Mit Michelle und den Töchtern Sasha und Malia kehrt Obama jedes Jahr zu Weihnachten auf seine Insel zurück. Dann sucht er die alten Lieblingsplätze auf. Urlauber können sich getrost auf den Präsidenten als Reiseführer verlassen, denn es geht zu den schönsten Stränden, Tauchplätzen und typischen Lokalen, wo sich Surfer und Einheimische tummeln. Für Paparazzi ist es jedesmal ein gefundenes Fressen, Obama mit Waschbrettbauch in Bermudashorts oder beim Eis essen abzulichten.

"Kirsche, Zitrone-Limone und Orange sind seine Lieblingssorten", erzählt Brittnee Haili lachend und hält dabei ein "Shave Ice" in grellen Farben hoch. Die 18-Jährige arbeitet bei "Island Snow" in dem Badeort Kailua. Die Obamas sind Stammkunden. Ein Foto der Belegschaft mit dem strahlenden Präsidenten hängt als Beweis in dem Eiscreme-Shop. Kinder und Erwachsene in Flip-Flops und Shorts stehen vor der bunten Theke mit Sirupflaschen Schlange. Eine laute Maschine presst den Schnee in eine Eistüte. Das Wassereis wird festgeklopft und mit Fruchtsirup getränkt.

Das Wind- und Kitesurferparadies Kailua ist in einer halben Autostunde von Honolulu gen Nordosten über den Pali-Highway schnell zu erreichen. Doch der gemütliche Ort mit kleinen Hotels, Pensionen und Luxusvillen ist Welten von Waikikis Wolkenkratzern und Touristenrummel entfernt. In einer Privatvilla mit dem bezeichnenden Namen "Paradise Point Estate", am Ende eines paradiesischen Palmenstrands, quartierte sich die First Family zuletzt ein.

Der Lanai Lookout bietet einen spektakulären Blick über breite Lavaterrassen, die am Ende steil in den tiefblauen Pazifik stürzen. Immer wieder schwappen hohe Wellen über die Klippen. "Vorsicht, Nicht Betreten"-Schilder werden einfach ignoriert. Touristen wagen sich weit an den Rand vor. Lautes Geschrei ertönt, wenn die kalte Gischt sie erwischt. Nur wenige Wochen nach seinem Wahltriumph verstreute Obama hier die Asche seiner Großmutter. Madelyn Payne Dunham war am Vorabend des Wahltags am 4. November 2008 gestorben.

"Toot", wie er die Großmutter liebevoll nannte, und ihr Ehemann Stanley zogen Obama groß, als dessen Mutter in Indonesien arbeitete. Nach vier Jahren in Jakarta kam der Zehnjährige 1971 nach Honolulu zurück. Mit den Großeltern verbrachte er die nächsten Jahre in einer kleinen Wohnung im zehnten Stock eines Apartmenthauses in dem Arbeiterviertel Makiki.

Keine Vorzeigegegend, aber nur ein paar Blocks von der angesehenen Punahou Privatschule entfernt. Dort drückte Barry mit einem Stipendium bis 1979 die Schulbank. "Er war sehr höflich, sehr klug und hatte schon damals ein freundliches Lächeln", erinnert sich sein Lehrer Eric Kusunoki. "Und er war ein ausgezeichneter Basketballspieler, das war seine große Leidenschaft." Der 63-Jährige zeigt stolz den grünen Campus mit prächtigen alten Lavastein-Gebäuden und modernen Sportanlagen.

Sein Taschengeld verdiente Obama damals als Eisverkäufer bei Baskin-Robbins. Die Filiale der Eiscreme-Kette auf der South King Street gibt es heute noch. Seit 1961 hat sich auch das "Rainbow-Drive-In" kaum verändert. Der hawaiianische Schnellimbiss für hungrige Surfer lag auf Barrys Weg von der Schule zum Strand. "Die Jungs konnten riesige Portionen verdrücken", erzählt Manager Lance Shimabuku. Er sitzt an einem der einfachen Zementtische unter freiem Himmel vor einem großen Teller Mixed-Plate-Lunch. Eine Scheibe Fleisch, Huhn und panierter Fisch, dazu Reis und Nudelsalat mit viel Mayonnaise. Kalorien pur, nur in Hawaii lässt sich der Präsident so etwas schmecken.

Mit 1,4 Millionen Besuchern im Jahr hält Pearl Harbor den Rekord als Hawaiis Top-Touristenziel. "Obama brachte seine Töchter schon mehrmals hierher, dieser Ort ist ihm sehr wichtig", erzählt Dennis Lynch. Der Geschichtslehrer leitet für die Reisegesellschaft Discover Hawaii eine Obama/Pearl-Harbor-Tour. "Hier wurde Barry geboren", der Kleinbus fährt an dem Kapiolani Medical Center (1319 Punahou Street) vorbei. Dann geht's westlich auf dem Highway eine halbe Stunde zu dem geschichtsträchtigen Marinestützpunkt.

Am 7. Dezember 1941 wurde Pearl Harbor von der japanischen Luftwaffe bombardiert. 2390 US-Soldaten starben, 21 US-Kriegsschiffe wurden versenkt oder schwer beschädigt. Obamas Großvater Stanley meldete sich am Tag danach freiwillig zum Kriegseinsatz. Im Dezember legte der Präsident an dem "USS Arizona"-Memorial Blumen nieder. Die im Hafen schwimmende Gedenkstätte wurde direkt über dem gesunkenen Schlachtschiff errichtet. Mit einer Fähre der US-Marine setzt man zu dem weißen Mahnmal über.

In Waikikis Souvenirläden schüttelt Obama - als Wackelpuppe - nur den Kopf. Es gibt ihn in allen Aloha-Variationen als Plastikfigur fürs Armaturenbrett: Eis leckend, mit Ukulele, Golfschläger oder einem Surfbrett unter dem Arm. Dabei echt hawaiianisch eine Hand zum Shaka-Gruß erhoben.

Reisezeit: Die Temperaturen zwischen Sommer und Winter variieren kaum. Insofern ist ein Besuch das ganze Jahr möglich.

Zeitunterschied: Der Zeitunterschied beträgt im Sommer zwölf, im Winter elf Stunden.

INFO: Hawaii Tourismusbehörde: http://www.gohawaii.com; Hawaii Tourismusbehörde - Deutsch: http://www.gohawaii.com/de; Hawaii Tourismusbehörde - Obama: http://www.gohawaii.com/barack-obama-hawaii; Obama-Tour: http://www.hawaiiobamatour.com

(APA/dpa)

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