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Chile hat mehr zu bieten als Patagonien

06.11.2012 - 14:47
Unterwegs im Nationalpark Laguna del Laja© APA (dpa/Andrea Löbbecke)Unterwegs im Nationalpark Laguna del Laja

Chiles Nationalparks in Patagonien wie Torres del Paine sind weltberühmt. Aber auch rund um die Hauptstadt Santiago finden Reisende schneebedeckte Vulkane und spektakuläre Wanderungen.

Der Vulkan Antuco ist bereits lange vor der Ankunft im Nationalpark Laguna del Laja vom Bus aus zu sehen. Anfang Dezember, im chilenischen Frühsommer, bedeckt Schnee noch einen großen Teil seines rund 2900 Meter hohen, ebenmäßigen Kegels aus schwarzem Sand und Geröll. Je näher man dem Koloss kommt, umso mehr verschwindet die Vegetation aus struppigen Ginsterbüschen und gebückten Bäumen. Der letzte Ausbruch liegt schon mehr als 140 Jahre zurück, aber der Antuco steht inmitten eines riesigen Feldes von erstarrter Lava - mit der smaragdblauen Lagune zu seinen Füßen.

Der Parque Nacional Laguna del Laja mit seinen spektakulären Blicken und den kleinen Wasserfällen liegt nur rund 500 Kilometer südlich von Santiago - für chilenische Verhältnisse ein Katzensprung. Zum Vergleich: Für den bekanntesten Nationalpark Torres del Paine muss man rund 3.000 Straßenkilometer von der Hauptstadt aus bis Patagonien fahren. Doch auch die Nationalparks, die von Santiago innerhalb von ein bis zwei Tagen mit dem Auto oder Bus erreichbar sind, haben für Wanderer viel zu bieten.

Um den Gipfel des Antuco zu besteigen, sollte man ein fortgeschrittener Bergsteiger sein. Doch es gibt im Park eine Reihe weiterer Wege - vom lockeren Zwei-Stunden-Spaziergang bis zur kernigen Drei-Tages-Tour. Wenn der Schnee abgetaut ist, kann man sich an die Umrundung des Antuco wagen.

Besonders der erste Tag ist spektakulär: Nach einer steilen Passage durch halbhohes Gebüsch quert die Route ein Feld erstarrter Magma. Man balanciert über ein Meer aus schwarzer Urzeitmasse und versucht, nicht umzuknicken. Die Mühe lohnt sich, am Ende des Marsches wartet ein fantastischer Blick auf die Wasserfälle und den Hängegletscher der Gebirgskette Sierra Velluda.

Nochmal 250 Kilometer südlich des Antuco ragt im Parque Nacional Conguillio der 3.125 Meter hohe Llaima in den Himmel - einer der höchsten und aktivsten Feuerspucker Chiles. Aber der Riese ist nicht die einzige Attraktion des Parks: Während in Europa Andentannen höchstens mal als einsames Einzelexemplar in einem Vorgarten stehen, ist die Araukarie hier die Königin der Bäume.

Schon bei der Fahrt im Geländewagen von Curacautin zur Laguna Conguillio sind die hohen Nadelbäume ständiger Begleiter. Am Stamm und ihren schlangenförmigen Ästen hängen hellgrüne Flechten herab. Die Urzeitrelikte bilden lichte Wälder, in denen viel Luft und Sonne bleibt für dichte Bambusstauden am Boden.

Ein kleiner Pfad führt von der Parkverwaltung die flachen fünf Kilometer zur kleinen Laguna Captren - eine schöne Nachmittagstour. Direkt an der Lagune Conguillio liegt der gut ausgestattete Campingplatz. Jede Parzelle hat einen eigenen Platz fürs Lagerfeuer.

Im Sonnenuntergang zeichnet sich auf der anderen Seite des Sees die Sierra Nevada markant vor dem Himmel ab. Die kleine Gebirgskette kann bis kurz vor dem Grad gut zu Fuß erkundet werden. Erst geht es durch den Araukarien-Märchenwald, der mit der Zeit immer niedriger wird, bis nur noch einzelne Bäume auf den sonst kargen Hängen ihre Äste in den Wind recken. Immer wieder krabbeln Handteller große Taranteln über den Weg. Die haarigen braunen Spinnen sehen für Europäer bedrohlich aus, sind aber völlig harmlos.

Wer im Frühsommer - wenn bei uns der Winter einsetzt - unterwegs ist, der wird wenige Kilometer vor dem Kamm der Sierra Nevada von Schneefeldern gestoppt. Aber auch von hier ist der Blick auf die dunkelblaue Lagune, den Vulkan Llaima und seinen Nachbarvulkan Lanin beeindruckend.

Der Parque Nacional Conguillio ist schwer mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, mit einem Auto mit Vierradantrieb kann man aber eine Route quer hindurch befahren. Besonders auf der südlichen Zufahrt von Melipeuco aus zeigt der Nationalpark seine vulkanische Seite, der jüngste Ausbruch des Llaima ist gerade mal zweieinhalb Jahre her.

Vorbei an "Achtung Vulkan"-Warnschildern mit Drehscheibe, auf der die Ausbruchswahrscheinlichkeit eingestellt wird, geht es auf der Aschepiste quer über erkaltete Lava. Wie eine lange, schwarze Zunge zieht sich die zerstörerische Spur mitten durch einen dichten Araukarienwald. Im Tal breiten sich kalte Asche und Geröll kilometerweit aus. Auf der öden Fläche wachsen nur vereinzelt Büschel von dürrem Gras und niedrige Büsche. Es wird noch lange dauern, bis die Pflanzen sich ihr Territorium zurückerobert haben.

Die Reserva Nacional Altos de Lircay haben nur einen geköpften Vulkan zu bieten, dafür liegen sie lediglich 320 Kilometer von Santiago entfernt. Der rund 120 Quadratkilometer große Park eignet sich auch für eine Mehrtagestour - etwa zur Laguna oder zum Vulkan Descabezado, der seine Spitze eingebüßt hat. Großer Pluspunkt ist die gute Busanbindung - von Talca ist man in etwa zwei Stunden dort, die letzte Verbindung startet am späten Nachmittag direkt am Parkeingang. Talca ist eine der Städte, in denen die Zerstörungen des Erdbebens vom Februar 2010 noch gut zu sehen sind. In vielen Häusern klaffen breite Risse, der Bahnhof ist außer Betrieb.

Wer einen Tag die Füße schonen will, kann hier bei geführten Ausritten die Gegend erkunden. Die ruhigen und robusten chilenischen Pferde sind trittsicher, mäßig groß und auch für Anfänger gut geeignet. Oder man steuert für ein paar Ruhetage eine Stadt an, beispielsweise Valdivia am Pazifik mit seiner Seelöwen-Kolonie direkt am Hafen.

INFO: Übersicht Chile Nationalparks: http://www.chile-web.de/nationalparks; Übersicht empfohlene Hostels: http://www.backpackerschile.com/hostels-liste

(APA/dpa)

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