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Trump blies Angriff gegen Iran wegen befürchteter Opfer ab

21.06.2019 - 21:49
US-Präsident Trump nahm den Angriffsbefehl zurück© APA (AFP)US-Präsident Trump nahm den Angriffsbefehl zurück

US-Präsident Donald Trump hat einen Militärschlag gegen den Iran nach eigenen Angaben wegen der befürchteten Todesopfer in letzter Minute gestoppt. Die vom US-Militär erwarteten 150 Toten wären im Vergleich zum Abschuss einer US-Drohne durch den Iran "unverhältnismäßig" gewesen, schrieb Trump am Freitag auf Twitter. Die USA haben indes eine Sitzung des UNO-Sicherheitsrats beantragt.

Die US-Streitkräfte seien am Donnerstagabend bereit zum Angriff auf drei verschiedene Ziele gewesen, so Trump: "als ich gefragt habe, wie viele sterben werden. 150 Menschen, Sir, war die Antwort eines Generals. Zehn Minuten vor dem Schlag habe ich ihn gestoppt." Trump machte keine Angaben dazu, welche Ziele angegriffen werden sollten. Die "New York Times" berichtete, Radarstationen und Raketenbatterien hätten angegriffen werden sollen.

Trump hat einem Fernsehreporter zufolge der Führung in Teheran Gesprächsbereitschaft signalisiert. Er sei offen für Unterredungen mit dem geistlichen und staatlichen Oberhaupt Ayatollah Ali Khamenei oder Präsident Hassan Rouhani, sagte Trump am Freitag laut einem NBC-Journalisten, der ein Trump-Interview mit dem US-Fernsehsender verfolgte.

Es gebe keine Vorbedingungen für Gespräche, habe der US-Präsident in dem Interview weiter gesagt. Trump hatte iranischen Insidern zufolge dem Land bereits zuvor über den Oman mitgeteilt, er wolle keinen Krieg, sondern Gespräche. Für eine Antwort habe er eine kurze Frist gesetzt. Der Iran habe ebenfalls über Oman unmittelbar geantwortet und erklärt, eine Entscheidung obliege Ayatollah Khamenei.

In der Iran-Krise haben die USA laut Diplomaten für Montag eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats beantragt. Das Gremium solle hinter verschlossenen Türen zusammenkommen, hieß es in einer von der Nachrichtenagentur Reuters eingesehenen Mitteilung der US-Vertretung bei den UN an die anderen Sicherheitsrats-Mitglieder. Die USA wollen demnach über die neuesten Entwicklungen rund um den Iran informieren. Zudem sollten neue Ermittlungsergebnisse zu den jüngsten Tanker-Vorfällen bekanntgegeben werden.

Die US-Militärplanungen verstärkten die Sorge, dass der Konflikt zwischen den USA und dem Iran in einem neuen Golfkrieg münden könnte. Es wäre der dritte Militärschlag der USA unter Trump in Nahost gewesen, nach den beiden Angriffen auf Ziele in Syrien im Jahr 2017 und 2018.

Die Spannungen zwischen den USA und dem Iran hatten sich in der Nacht auf Donnerstag dramatisch zugespitzt, nachdem der Iran eine amerikanische Aufklärungsdrohne abgeschossen hatte. Über den genauen Abschussort machen der Iran und die USA unterschiedliche Angaben. Die US-Regierung spricht davon, dass das unbemannte Flugzeug über internationalen Gewässern getroffen worden sei. Der Iran will Beweise dafür haben, dass die Drohne über iranischem Hoheitsgebiet geflogen sei. Es geht um wenige Kilometer. Außerdem gibt der Iran an, dass die USA mehrfach vor dem Abschuss der Drohne gewarnt worden seien.

Der US-Präsident schrieb am Freitag: "Ich habe keine Eile." Das US-Militär sei einsatzbereit "und mit Abstand das beste in der Welt". Die Wirtschaftssanktionen gegen den Iran zeigten Wirkung. Er betonte: "Der Iran kann NIE Atomwaffen haben." Trump verteidigte erneut seinen einseitigen Ausstieg aus dem internationalen Atomabkommen mit dem Iran und kritisierte seinen Amtsvorgänger Barack Obama dafür, den Vertrag mit Teheran abgeschlossen zu haben.

Der iranische Sicherheitsrat wies am Freitag Berichte zurück, wonach Trump den Iran über die Regierung des arabischen Golfstaates Oman gewarnt haben soll, dass ein Militärschlag bevorstehe. Ebenso dementiert wurde, dass es eine Botschaft Trumps gebe, wonach er keinen Krieg, sondern Gespräche mit der Führung in Teheran wolle und dafür eine Frist gesetzt habe. In der Vergangenheit hatte Trump - wie auch die iranische Führung - mehrfach betont, keinen Krieg zu wollen.

Die Eskalation der Spannungen wirkte sich auch auf die zivile Luftfahrt auf. Die US-Luftfahrtbehörde FAA verhängte ein Flugverbot für in den USA registrierte Flugzeuge über Teile des Krisengebietes. Flüge über dem Persischen Golf und dem Golf von Oman seien bis auf Weiteres nicht mehr erlaubt, teilte die FAA via Twitter mit. Erhöhte Militärtätigkeit und zunehmende politische Spannungen könnten Verkehrsflugzeuge einem Risiko aussetzen. Die Anordnung gilt für alle in den USA angemeldeten Fluggesellschaften.

Auch europäische Fluggesellschaften erklärten, die Straße von Hormus im Persischen Golf zu umfliegen. Ein Sprecher der Lufthansa sagte, eine entsprechende Entscheidung sei bereits am Donnerstag gefallen. Teile des iranischen Luftraums würden aber noch überflogen und auch die Landeshauptstadt Teheran werde angesteuert. Die AUA hält sich ebenfalls an diese Vorsichtsmaßnahmen, sagte ein Sprecher der Fluggesellschaft auf APA-Anfrage.

US-Präsident Trump sagte am Donnerstag, es sei "wissenschaftlich dokumentiert", dass die Drohne in internationalem Luftraum geflogen sei. Der iranische Außenminister Javad Zarif schrieb dagegen auf Twitter, man werde den Fall vor die Vereinten Nationen bringen "und zeigen, dass die Vereinigten Staaten lügen". Nach Angaben des US-Zentralkommandos Centcom, das die Truppen im Nahen Osten führt, wurde die Drohne des Typs RQ-4A "Global Hawk" über der Straße von Hormus von einer iranischen Luftabwehrrakete getroffen.

Der Luftraum eines Landes erstreckt sich nach UN-Angaben über dessen Landmasse und gegebenenfalls über dessen Hoheitsgewässer, die bis zu zwölf nautische Meilen (22,2 Kilometer) vor die Küste reichen. Die Koordinaten, an denen die Drohne laut Zarif angegriffen wurde, liegen rund 15 Kilometer vor dem nächsten Punkt an der iranischen Küste. Auf einer Pentagon-Karte ist die Markierung für die Absturzstelle deutlich weiter von der Küste des Landes entfernt.

Die Spannungen zwischen den USA und dem Iran nehmen seit Mai 2018 zu, als Trump das internationale Atomabkommen mit dem Iran aufkündigte. Trump will das Abkommen neu aushandeln und den Iran dazu zwingen, strikteren Auflagen zuzustimmen. Dazu hat die US-Regierung die bisher härtesten Sanktionen gegen den Erdöl- und Bankensektor im Iran erlassen, die der Wirtschaft des Landes immer mehr zusetzen. Die Führung in Teheran lehnt bisher Neuverhandlungen mit den USA ab.

(APA/ag./dpa)

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