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Äthiopier Abiy Ahmed erhält Friedensnobelpreis 2019

11.10.2019 - 14:55
Abiy brach mit der autoritären Politik seiner Vorgänger© APA (AFP)Abiy brach mit der autoritären Politik seiner Vorgänger

Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed erhält den Friedensnobelpreis 2019 für seine Versöhnungspolitik mit dem Nachbarn und langjährigen Erzfeind Eritrea. Das teilte das Nobelkomitee am Freitag in Oslo mit. Unter der Führung des Regierungschefs haben sich die beiden Staaten am Horn von Afrika wieder angenähert, nachdem sie vor Jahrzehnten einen blutigen Grenzkrieg (1998-2000) ausgefochten hatten.

Das Nobelkomitee würdigte Abiys Bemühungen um Frieden und internationale Zusammenarbeit, insbesondere seine "entscheidende Initiative" zur Beilegung des Grenzkonflikts. Der mit rund 830.000 dotierte Preis wird am 10. Dezember in Oslo verliehen - dem Todestag des Stifters Alfred Nobel. Das Büro des Ministerpräsidenten in Addis Abeba nannte die Auszeichnung einen gemeinsamen Gewinn für alle Äthiopier und zitierte Abiy mit den Worten: "Wir sind als Nation stolz."

Abiy Ahmed bezeichnete die Auszeichnung als Ehre für den gesamten afrikanischen Kontinent. "Das ist ein Preis, der Afrika verliehen wird, der Äthiopien verliehen wird", sagte der 43-Jährige am Freitag in einem Telefonat mit dem Sekretär des norwegischen Nobelkomitees. Er sei sehr froh über die Ehrung. "Ich danke Ihnen vielmals. Ich bin so glücklich und so begeistert über die Nachricht."

"Frieden erreicht man nicht durch die Taten einer einzelnen Person. Abiy Ahmed bekommt den Preis, weil er eine Hand in Richtung von Eritreas Präsidenten Isaias Afwerki ausgestreckt hat", sagte die Vorsitzende des Nobelkomitees, Berit Reiss-Andersen. Sie machte gleichzeitig klar, dass noch eine Menge Arbeit vor dem Geehrten liege. Auch im Inland müsse er viele verschiedene Bevölkerungsgruppen einen. "Es ist noch ein langer Weg", sagte Reiss-Andersen.

Das Nobelkomitee betonte, es habe den Preis bewusst an den äthiopischen Ministerpräsidenten vergeben, um ihn "in seiner wichtigen Arbeit für Frieden und Versöhnung" zu stärken. Er habe den Friedensnobelpreis am meisten verdient.

Dem Norwegischen Flüchtlingsrat zufolge ist die Auszeichnung nicht nur ein Sieg für den äthiopischen Regierungschef, sondern für das ganze Land. Zudem habe der Friedensschluss zwischen Äthiopien und Eritrea, den Abiy im vergangenen Jahr einleitete, zu "dramatischen Verbesserungen" in den Beziehungen zwischen den beiden Staaten geführt, sagte am Freitag Jan Egeland, der Generalsekretär des Flüchtlingsrats.

Allerdings mahnte Egeland, Abiy müsse nun "mutig sein" und weiter daran arbeiten, die ethnischen Spannungen in seinem Land zu lösen. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) begrüßte die Vergabe, forderte aber ebenfalls weitere Anstrengungen: "Die Arbeit von Ministerpräsident Abiy Ahmed ist noch lange nicht beendet", erklärte AI-Generalsekretär Kumi Naidoo.

UNO-Generalsekretär António Guterres würdigte Abiy Ahmed als "wunderbares Beispiel" für die Möglichkeit zur Überwindung historischer Konflikte gewürdigt. Abiy habe die "entscheidende Initiative" für die Beilegung des Grenzkonflikts mit dem Nachbarland Eritrea ergriffen, erklärte Guterres. Das Friedensabkommen mit Eritrea begründe die Hoffnung auf Stabilität am Horn von Afrika. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte, Abiy habe bewiesen, dass "Frieden mit Geduld, Mut und Überzeugung möglich ist".

Bundespräsident Alexander Van der Bellen sprach von einer "guten Wahl". Mit Verweis auf die Friedensbemühungen und die politischen Reformen des Ministerpräsidenten betonte Van der Bellen am Freitag in Wien: "Was Äthiopien geleistet hat, verdient unser aller Respekt."

ÖVP-Chef Sebastian Kurz twitterte: "Nach jahrelangen Konflikten zwischen Äthiopien und Eritrea brachten @AbiyAhmedAli und seine Kampagne Frieden und Stabilität in die Region. Es ist mehr als verdient, dass diese enorme Anstrengung jetzt mit dem #NobelPeacePrize ausgezeichnet wurde".

Der 43-Jährige ist der jüngste Regierungschef Afrikas. Bei den Buchmachern war allerdings die 16-jährige Klimaaktivistin Greta Thunberg die große Favoritin. Obwohl sie nun leer ausging, kann sie sich zumindest mit dem alternativen Nobelpreis trösten: Die schwedische Right Livelihood Foundation erklärte jüngst, Thunberg werde ausgezeichnet, weil sie "politische Forderungen nach sofortigen Klimamaßnahmen auf der Basis wissenschaftlicher Tatsachen" angestoßen und für deren Ausbreitung gesorgt habe. Der Right Livelihood Award gilt als "alternativer Nobelpreis" und ist je Preisträger mit rund 92.000 Euro dotiert.

(APA/dpa/ag.)

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