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Straches hartes Jahr nach der Kanzleransage

HANS KLAUS TECHT / APA / picturedesk.com

relevant Redaktion

HC Strache: Das harte Jahr nach der Kanzleransage

07.05.2013
Ohne Populismus-Monopol ist für Strache das Superwahljahr wenig super.

Bei der traditionellen Aschermittwoch-Rede am 16. Februar 2013 stellte HC Strache den Kanzleranspruch. In Sachen Programm gab er sich monothematisch: "Patrioten sind keine Nazi-Idioten." Und was die kommenden Landtagswahlen des Superwahljahrs betraf, prognostizierte er wieder einmal blaue Wunder:

Landeshauptmann Pröll gehöre "ordentlich die Glatze poliert"; in Tirol werde Blau Landeshauptmann Platter "noch platter zu machen, als er es eh schon ist"; in Richtung Kärnten spendete er dem "Landesvater" Dörfler Applaus. Und in Salzburg würden die Verantwortlichen von SPÖ und ÖVP für das Zocken mit Steuergeld bei der Wahl "abgestraft".

 

Neue Bescheidenheit wenige Wochen später

Immerhin: Zumindest mit Letzterem, der Abstrafung der großen Koalition in Salzburg, lag Strache nicht völlig daneben. Ansonsten haben die vergangenen Wochen die erfolgsverwöhnte FPÖ mit den Wahlergebnissen abgewatscht. Eine Marginalisierung der FPK samt Landesvater in Kärnten, Verlierer in Niederösterreich sowie Tirol. In Salzburg wurde trotz des spektakulären Eigentors von Rotschwarz lediglich ein kleines Plus eingefahren. Und Blau wurde von Grün überholt. Dass dies nun als Erfolg verbucht wird, zeugt von einer ganz neuen Bescheidenheit des Teams Strache.

 

Niederlagen sind nicht das Hauptproblem

Die vergangenen Wahlen haben allerdings auch klar gemacht, was das eklatantere Problem für die Nationalratswahl aus Perspektive der FPÖ darstellt. Es ist nicht eine Niederlagenserie, sondern: Seit Stronach hat Strache nicht mehr das Monopol auf Protest, EU-Skepsis und Populsimus. Und schon bleibt kaum Substanz übrig – das beschreiben politische Beobachter unisono, wie auch Rainer Nowak (Die Presse): "Nur dagegen zu sein reicht ebenso wenig wie rechts außen nur zu krakeelen." Im Zentrum des ORF prognostiziert daher auch Werber und Wahlkampfexperte Alois "Luigi" Schober in Richtung Herbst: "Die Blauen haben kein Angebot. Sie werden sich wieder auf das Migrationsthema stürzen."

 

Rechts abgrasen

Wenn es um Ausländer geht, fühlen sich Partei und ihre Kernwähler wohl. Immerhin hat Salzburgs Spitzenkandidat Karl Schnell nach seinem indiskutablen "Umvolkung"-Sager die meisten Vorzugstimmen erhalten! Mit dieser Thematik kann sich die FPÖ konsolidieren, großes Wachstumspotenzial liegt im rechten Fremdeln nicht.

Dessen scheint sich auch HC Strache bewusst zu sein, weswegen er Neues ausprobiert: Im Kurier-Interview probt er die Rolle des Aufdeckers und unterstellt Franz Vranitzky, Teile der ehemaligen verstaatlichten Industrie an Frank Stronach verschenkt zu haben. Was ihm eine wenig ehrfürchtige Antwort des Ex-Kanzlers einbringt:  "Strache ist kein Fall für die Justiz, sondern für die Psychiatrie. Und dafür bin ich nicht zuständig."

In einer ähnlichen Tonalität kommentieren Wirtschaftsexperten auch Straches jüngsten Wusch nach einer Rückkehr zum Schilling.

Es ist offensichtlich: HC Strache versucht verzweifelt, sein Profil zu schärfen. Sollte ihm dabei nicht recht bald ein Goldgriff gelingen, bleibt es bei Andreas Kollers (Salzburger Nachrichten) Prognose für die Nationalratswahlen bei Im Zentrum:

"Straches Kanzleransage hat eher kabarettistische Züge."

 

sb

 

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