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Österreich: Mini-Steueroase trocknet aus

Richard  / pixelio.de

relevant Redaktion

Österreich: Mini-Steueroase trocknet aus

11.04.2013
Für Steuerzahler hat das Bankgeheimnis keine Relevanz.

26.000.000.000.000 Euro sollen weltweit in Steuerparadiesen geparkt sein. Durch Offshore Leaks (bei denen es um 17 Billionen Euro in 170 Ländern von 130.000 Steuerflüchtigen gehen soll) wurde eine breite Diskussion ins Rollen gebracht, die bis zum österreichischen Bankgeheimnis reicht.

Danke ATVs "Am Punkt" wissen wir nun, dass selbst das Finanzministerium (vertreten durch Wolfgang Nolz) nicht erklären kann, was das Bankgeheimnis bringt. Es hat für inländische Steuerzahler null Relevanz.

Martina Salomon (Kurier) fasst zusammen: "Neue anonyme Sparbücher gibt es nicht mehr, spätestens beim Abheben eines alten muss man sich identifizieren. Das Bankgeheimnis wiederum gilt bei Finanzstrafverfahren schon jetzt nicht."

Dass so mancher Politiker in Wahlkampflaune sich als Beschützer des "Oma-Sparbuchs" aufspielen möchte, lässt Viktor Hermann in den Salzburger Nachrichten hart formulieren: "Die Finanzministerin geniert sich nicht, uns platt ins Gesicht die Unwahrheit zu sagen. Das österreichische Bankgeheimnis nützt dem Finanzplatz Österreich, es nützt jenen, die ihr Geld hier steuerschonend vor dem Fiskus ihrer Heimat verstecken, aber es nützt dem Österreicher überhaupt nichts."

60 bis 70 Mrd. Euro Geld ausländischer Herkunft sollen in Österreich liegen. Allerdings wird das Land immer unattraktiver für steuerschonende Anleger. Alleine auf weiter Flur werden auf Druck der EU auch hier die letzten Pseudo-Geheimnisse im Bankenwesen fallen.

Anders die Situation beim historischen Finanzplatz-Leader, England (Hongkong, British Virgin Islands…). Andreas Flütsch im Tagesanzeiger: "Die Briten dürften zwar die Regulierung leicht verschärfen, auch auf Druck der OECD. Sie würden die Schwarzgeldsümpfe in den Inselparadiesen aber nicht trockenlegen, um dem Finanzplatz London nicht zu schaden."

Vor allem Hongkong gilt als Garant für Diskretion, ist doch China grundsätzlich nicht für Druck zu mehr Transparenz aus dem Westen sonderlich zugänglich.

Österreich wird bald als Mini-Oase Geschichte sein, genauso wie das Bankgeheimnis. Eines hat die anhaltendes Diskussion klar gemacht: Wer sich gegen Datenaustausch wehrt, hat etwas zu verbergen. Und für kreatives Geldmanagement gibt es schon jetzt genug Alternativen abseits eines österreichischen Bankgeheimnisses.

sb

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