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Dave Brubeck (1920 - 2012)

Franz Neumayr/APA-Archiv/picturedesk.com

relevant Redaktion

"Meister mit Herz": Dave Brubeck (1920 - 2012)

07.12.2012
Der Jazz-Pianist war ein Meister seines Fachs und privat ein Ehrenmann. Ein erfülltes Leben im Rückblick.

Zum Musizieren kam Dave Brubeck, weil seine Mutter einen ebenso einfachen wie konsequenten Leitspruch vertrat: "Wenn du Musik hören willst, darfst du nicht das Radio aufdrehen, sondern musst sie selbst machen."  

So lernte der Sohn eines Farmers Klavier und Cello - ohne Noten lesen zu können. Beinahe wäre er vom College geflogen, als der "Makel" bemerkt wurde, doch sein Können sicherte ihm den Verbleib. Nach seiner dreijährigen Armeezeit im Zweiten Weltkrieg kehrte er an die Universität zurück, wo Darius Milhaud zu seinem persönlichen Mentor wurde. Unter dessen Fittichen besann sich Brubeck auf den Jazz.

Was als "The Jazz Workshop Ensemble" Ende der 1940er-Jahre begann, entwickelte sich binnen weniger Jahre zum berühmten "Dave Brubeck Quartet". Dessen vermutlich größter Hit - "Take Five" - stammte dabei nicht - wie immer wieder angenommen - von Brubeck, sondern von dessen Saxophonisten Paul Desmond (1924 - 1977), mit dem ihn trotz der Auflösung des Quartetts im Jahr 1967 zeitlebens eine besondere musikalische Beziehung verband.

Nicht nur als Musiker erwies sich Brubeck als großherzig und ehrenhaft, sondern auch als Privatmann: So sagte er Konzerte grundsätzlich ab, wenn Veranstalter seinen Bassisten Eugene Wright wegen dessen dunkler Hautfarbe nicht auf der Bühne duldeten. Das brachte ihm in den Kreisen afroamerikanischer Musiker hohe Anerkennung ein.

Mit seiner Ehefrau Iola verband ihn bis zum Schluss eine innige Beziehung, aus der sechs Kinder hervorgingen - drei davon sind ebenfalls Jazz-Musiker.

Am (heutigen) Mittwoch, nur einen Tag vor seinem 92. Geburtstag, ist Dave Brubeck an Herzversagen gestorben. Einige Auszüge aus den zahlreichen Würdigungen, die sich in den amerikanischen Medien heute finden:

 

"Als Barack Obama Dave Brubeck 2009 würdigte, sagte er: 'Man kann Amerika nicht ohne Jazz begreifen. Und den Jazz nicht ohne Dave Brubeck.' - Ein wahres Wort, keine Frage. Aber was auch richtig und ebenso wunderbar ist: 'Man muss Jazz nicht verstanden haben, um Dave Brubeck zu verstehen.'"

(Andrea Mann, The Huffington Post)

 

"Dave Brubeck weigerte sich, während der Apartheid in Südafrika aufzutreten oder arbeitete mit Louis Armstrong an einem Musical über die Beziehung von Jazz und ethnischer Abstammung. Er konnte das Klavier gleichermaßen "schön" spielen wie aggressiv bearbeiten. Das alles brachte mit sich, dass er von schwarzen Musikern ernst genommen wurde - sogar von Miles Davis, der für seine Kompromisslosigkeit berühmt war."

(David A. Graham, The Atlantic)

 

"1954, im Jahr seines Durchbruchs, zierte Brubeck das Titelbild des Time Magazine. Anstatt über diesen besonderen Coup aus dem Häuschen zu sein, schämte er sich dafür, so sehr über Duke Ellington gestellt zu werden, von dem er meinte, dass dieser die Auszeichnung viel mehr verdient hätte. Ein "guter Mensch" zu sein, war weder für ihn noch seine Fans eine Kleinigkeit. Für niemanden sollte es das sein ..."

(Gene Seymour, CNN)

 

Ute Rossbacher

 

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