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Einst "First Lady", bald "Mrs. President"?

Nyein Chan Naing/EPA/picturedesk.com

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Clinton: einst "First Lady", bald "Mrs. President"?

01.01.2013
Zu der Vollendung ihres politischen Lebens fehlt Hillary Clinton nur noch die Präsidentschaft. Es spricht einiges dafür, dass es trotz ihres derzeitigen Krankenstandes 2016 soweit sein könnte.

Am 3. November 1992 wurde Bill Clinton zum 42. Präsidenten der USA gewählt. Nun, 20 Jahre danach, verdichten sich die Spekulationen, Ehefrau Hillary könnte seinem Beispiel folgen und sich für die Präsidentschaftswahl 2016 in Stellung bringen.

Die Gerüchte angeheizt hat die Ankündigung der 65-Jährigen, am Höhepunkt ihrer Popularität ihr Amt als Außenministerin zurückzulegen. Offiziell, um wieder zu unterrichten, in Ruhe zu lesen und sich von den Strapazen ihres Amtes zu erholen, das sichtbare Spuren hinterlassen hat. (Derzeit wird sie wegen eines Blutgerinsels behandelt.) Kein Wunder, legte Clinton in ihrer bald vierjährigen Zeit als Außenministerin in Summe 948.094 Flugmeilen zurück, um 112 Staaten (!) zu bereisen.

 

Letzte Chance

Mit ihrem zeitigen Ausscheiden aus dem Amt beweist die leidenschaftliche Demokratin aus Sicht von Emmy Gray (The Huffington Post) perfektes Timing, denn: "Dank der Wunderwaffe Internet und ihres rekordverdächtigen Pensums als Außenmisterin gilt sie wieder als chic und ist das beliebteste Mitglied im Kabinett Obamas."

Polit-Insider wie Paul Bedard vom Washington Examiner wissen freilich schon mehr. So sollen Anfang Dezember ausgerechnet Christopher Lehane und sein Kompagnon Mark Fabiani, deren Spezialität es ist, image-geplagten Prominenten zu neuem Ruhm zu verhelfen (darunter auch Bill Clinton nach der Lewinsky-Affäre), mit verräterischen Andeutungen den gespannten Journalisten neue Nahrung geliefert haben. Die beiden im O-Ton: "Ein Grund, warum Hillary Clinton die geeignete Präsidentschaftskandidatin für 2016 wäre, ist, dass sie vorgezeigt hat, wie man eine Krise bewältigt und dabei gleichzeitig die Marke Clinton schützt und bewahrt."

Der Begriff "Marke" ist in diesem Kontext nicht zu hoch gegriffen, gelten Bill und Hillary Clinton auch mehr als zehn Jahre nach ihrem Auszug aus dem Weißen Haus als eines der glamourösesten Paare der amerikanischen Politikszene.

 

Die Marke Clinton

Vor diesem Hintergrund bedient sich Rupert Cornwell von der britischen Tageszeitung The Independent einer ähnlichen Wortwahl wie sein amerikanischer Kollege: "Da sind diese schwer zu fassende Besonderheit der Marke Clinton und ein Ehemann, der vielleicht die einzige öffentliche Person der USA ist, die noch beliebter als Hillary selbst. Zugegeben, diese Voraussetzungen gab es auch schon 2008 (als Hillary Clinton bei der Abstimmung der Demokraten über den Präsidentschaftskandidaten ihrem Mitbewerber Barack Obama unterlag, Anm.); aber ein Phänomen wie Barack Obama kommt eben nur einmal in der Geschichte vor. Und wenn Hillarys Karriere eines beweist, dann, dass sie fähig ist, aus ihren Fehlern zu lernen."

Denn ihr Image war nicht immer so unantastbar wie derzeit. Stephanie McCrummen von der Washington Post erinnert sich: "Hillary Clinton verfügt über polarisierende Fähigkeiten. Ihre Kritiker legten ihr diese mitunter als Selbstgerechtigkeit aus und sahen in ihr eine Vorläuferin des politischen Liberalismus im großen Stil. Es sind genau diese Eigenschaften, die ihre Bewunderer als beharrlich-pragmatische Schützengraben-Qualitäten schätzen, die Clinton zu einer geradezu heldenhaften, mitunter auch tragischen Figur machen."

Für die Autorin ist daher weniger die Frage, ob Clinton als Präsidentin reüssiert, sondern viel mehr, ob sie der Versuchung widerstehen kann, für dieses Amt zu kandidieren. Immerhin wird sie 2016 69 Jahre alt sein.

Kein Kriterium für Rupert Cornwell (The Independent), denn: "Die politische Lebenserwartung steigt wie die eines Menschen stetig."

Und mehr als das Alter wiegt ohnehin das Charisma. Und dass Clinton darüber verfügt, steht für Margaret Carlson von Bloomberg, die ihrem Idol Rosen streut, außer Diskussion: "Bevor sie zu der am meisten bewunderten Frau wurde, war sie bereits die faszinierendste."

 

Ein Leben im Zeichen der Politik

Ihre starke Wirkung und ihr enormes Engagement, die trotz Ermüdungserscheinungen nicht zu versiegen scheinen, sichern Hillary Clinton jedenfalls prall gefüllte Spendentöpfe, die sie für ihre Kandidatur und Vorwahlen benötigen wird. Ihr Rückzug aus dem politischen Tagesgeschäft scheint daher auch nur ein vorläufiger zu sein, fehlt der Amerikanerin, die in ihrer Karriere bereits erfolgreiche Anwältin, Uni-Professorin, First Lady, Senatorin und Ministerin war, nur noch eine Etappe zur Vollendung eines Lebens, das im Zeichen der Politik stand und steht.

Ute Rossbacher

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