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Branche im Wandel: Print-Medien unter Druck

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relevant Redaktion

Branche im Wandel: Print-Medien unter Druck

03.12.2012
Ihren Kampf um Leser und Werbeeinahmen drohen immer mehr gedruckte Tageszeitungen und Magazine zu verlieren. Aber es gibt auch Gewinner.

Die Tagespresse rückt in diesem Herbst sich selbst in den Mittelpunkt. Der Anlass: Der seit Jahren andauernden Krise der Printmedien fielen in den vergangenen Wochen weitere Titel zum Opfer. 

Das renommierte US-Magazin Newsweek wird ab 2013 nur noch als Online-Ausgabe erscheinen, die deutschen Tageszeitungen Frankfurter Rundschau und Financial Times Deutschland stehen vor dem Aus. Von den Entscheidungen sind Hunderte Mitarbeiter betroffen. Wie vor wenigen Tagen bekannt wurde, plant überdies der Berliner Verlag eine Kürzung von mindestens 40 Stellen.

 

Der Kampf der Tageszeitungen

Viele weitere Tageszeitungen quer durch Europa sehen sich gezwungen, drastisch zu sparen, um auf dem immer heftiger umkämpften Markt zu überleben. Und kein noch so renommiertes oder bekanntes Blatt wird dabei verschont. Erst vor wenigen Tagen sorgte die Nachricht, dass Spaniens größte Tageszeitung El País 129 Mitarbeiter entlässt, für Verunsicherung in der Branche. Ein bitteres Resümee dazu von Anne-Sophie Lang von Die Zeit: "Ein Drittel muss gehen. Wer bleibt, bekommt weniger Lohn."

Susanne Knaul von die taz formuliert in diesem Kontext in Hinblick auf die krisengebeutelte Zeitungslandschaft Israels, was auf mehr oder weniger ganz Europa zutrifft: "Auf der einst fruchtbaren Wiese mit Dutzenden Zeitungen herrscht Dürre."

 Medienforscher Lutz Hachmeister bemüht gegenüber Ilka Kreutzträger (die taz) einen anschaulichen Vergleich: "Ich fürchte, dass die gedruckte Zeitung gerade in den Status der Vinyl-Schallplatte übergeht. Zumindest die Tagespresse."

 

Journalisten gehen auf die Straße 

In Österreich spitzte sich die Lage im Oktober zu. Die heimischen Verlagshäuser hatten nach langen und zähen Verhandlungen den Kollektivvertrag gekündigt, eine Maßnahme, die zur "ersten Journalisten-Demo der österreichischen Geschichte" (Herbert Lackner, profil) führte.

Der profil-Autor vermittelt den Lesern laiengerecht einen seit 1999 schwelenden Konflikt: "Die Gewerkschaft hatte damals einer starken Abflachung der Quinquennien für Printjournalisten (zehn Prozent mehr alle fünf Jahre) zugestimmt, wenn im Gegenzug die Online-Mitarbeiter in den Journalisten-Kollektivvertrag aufgenommen werden. Die Verleger gliederten den Online-Bereich dennoch in eigene Gesellschaften aus, wo bis heute der – weit schlechtere – Kollektivvertrag für EDV- und IT-Services gilt."

 

Ende einer Ära

Die aktuellen Zahlen sprechen dabei gegen die schreibende Zunft: So ist seit 2000 die Zahl verkaufter Tageszeitungen um rund acht Prozent zurückgegangen, im selben Zeitraum sind die Einnahmen durch Inserate und Werbeschaltungen stetig gesunken (minus vier Prozent). Die Presseförderung wurde innerhalb von 20 Jahren halbiert. Gleichzeitig steigen die kollektivvertraglichen Journalisten-Gehälter an und werden dadurch für Medienhäuser schwerer finanzierbar. Auf der anderen Seite steigt die Zahl freier Mitarbeiter, die von ihrer Arbeit kaum leben können. Interessensvertreter fordern eine Erhöhung der Presseförderung und appellieren mit medienwirksamen Kampagnen an die Leser.  

Als Gründe für den schleichenden Niedergang der gedruckten Zeitung werden immer wieder sinkende Werbeeinnahmen bei gleichzeitig steigenden Personalkosten und die zunehmende Verbreitung des Internets genannt.

 

Feindbild Internet?

Vor allem letzteres wird immer noch in so manchen etablierten Journalisten-Kreisen ignoriert bis dämonisiert. Zu Recht? Nein, betont Christian Jakubetz vom Magazin Cicero, der seinen Standpunkt untermauert: "Tageszeitungen verlieren seit mehr als 20 Jahren an Auflage und an Bedeutung. Wie also kommt man dann auf die Idee, dass es den Blättern noch so richtig gut ginge, wenn es das böse Netz nicht gäbe?"

Unverständlich ist für ihn, dass angesichts der sich verändernden Leser-Ansprüche manche Zeitungsverlage an ihren gewohnten Konzepten festhalten. Dabei ist das Gebot der Stunde für den bereits zitierten Medien-Experten Lutz Hachmeister (Interview mit die taz) klar: "Die gedruckte Zeitung muss einen publizistischen Mehrwert haben."

 

Im Trend: Heimat-Magazine

Dieses Kunststück gelingt aktuell einer Gattung von Magazinen, denen man das bis vor wenigen Jahren wohl nicht zugetraut hätte. Die Zeitschrift Landlust, die sich inhaltlich nach eigenen Angaben "den schönsten Seiten des Landlebens" verschrieben hat, ist seit ihrer Gründung im Jahr 2005 in Deutschland ein wahrer Verkaufsschlager; hierzulande tut es ihr das österreichische Gegenstück Servus in Stadt und Land gleich, das - seit 2010 erhältlich - Spitzenwerte von rund 107.000 verkauften Exemplaren erzielt. - Tendenz steigend.

Ute Rossbacher

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