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"Vier weitere Jahre": Was Obama erwartet

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relevant Redaktion

"Vier weitere Jahre": Was Obama erwartet

08.11.2012
Was zu seiner Wiederwahl führte. Welche Herausforderungen auf ihn warten.

"Viva Obama" titelt die Huffington Post enthusiatisch. "Vier weitere Jahre", twittert Barack Obama erleichtert - wenige Minuten, bevor sein Wahlsieg amtlich wurde. Wenn dieser auch knapp ausfiel, dämpft Jeffrey Lord von The American Spectator die Euphorie der Anhänger des US-Präsidenten: "In Florida und Virginia, Schlüsselstaaten für beide Kandidaten, sind Obama und Romney gerade einmal einen Prozentpunkt voneinander entfernt. Auch in Ohio ist es knapp." Ähnlich die Lage auf Bundesebene.

Auch die Verteilung, so der Autor weiter, bleibe beim Alten: Obama ist weiterhin Präsident, seine Partei behält die Mehrheit im Senat, die Republikaner behalten die ihre im Kongress.

 

Obama und die Zukunft

Dennoch: Der demokratische Amtsinhaber konnte seine Wähler mobilisieren. Und diese - waren gut gewählt: Frauen, Homosexuelle und Farbige. Nicht nur aus wahltaktischen Gründen das richtige Signal, sondern Beweis, dass Obama die Zeichen der Zeit erkannt habe, jubelt Howard Fineman von The Huffington Post: "Sein Sieg symbolisiert den unumkehrbaren Triumph des neuen Amerika im 21. Jahrhundert, das vielfarbig, multikulturell und global denkend ist und Jahrhunderte der rassistischen, geschlechterfeindlichen, ehelichen und religiösen Tradition überwindet."

Eine Gegenwart, in der die Republikaner nach Ansicht des Autors noch nicht angekommen seien. Bezeichnend ist das Wahlergebnis daher nicht zuletzt für Thomas L. Friedman von der New York Times: "Ein Land mit einer Arbeitslosenrate von knapp acht Prozent gibt lieber dem Präsidenten eine zweite Chance als Mitt Romney eine erste."

 

Republikaner in der Krise

Diese Entwicklung beschäftigt selbst eingefleischte Republikaner, weiß Susan Ferrechio vom Washington Examiner, die von einem Partei-Mitglied aufgeschnappt hat: "Die Demografie arbeitet gegen uns." Denn das Programm erreiche - bislang zumindest - vor allem weißhäutige, männliche Armerikaner. 

Die Aussicht auf einen gesellschaftlichen Sinneswandel ermutigt Greg Sargent von der Washington Post noch in anderer Hinsicht: "Obama und seine Partei bekommen jetzt hoffentlich mehr Anerkennung für den anhaltenden Aufschwung; und vielleicht wird ja auch der Glaube, dass eine Regierung die Wirtschaft reparieren kann, wieder hergestellt."

Ein Gedanke, mit dem John Lott vom konservativen TV-Sender Fox News erwartungsgemäß wenig anfangen kann: "Wenn Sie glauben, dass Staatsausgaben zu wirtschaftlichem Wachstum führen, können Sie sich ja auf die nächsten vier Jahre freuen."

Um die Zukunft der USA zu sichern, relativiert an dieser Stelle Elaine Kamarck in ihrem Gastkommentar für CNN, seien jedoch beide Seiten gefordert: "Die Demokraten müssen sich von zu großen Staatsausgaben verabschieden und die Republikaner neue Steuern zulassen."

Andernfalls drohe ein finanzielles Desaster zu Jahreswechsel, vergleichbar jenem von Sommer 2011, als die USA vor der Zahlungsunfähigkeit standen, weil sich Demokraten und Republikaner auf kein Budget verständigen konnten.

 

Mitgehangen, mitgefangen

Auf dieser Grundlage lautet die entscheidende Frage für Doyle McManus von der Los Angeles Times: "Welche Lehre ziehen die Republikaner aus ihrer schmerzlichen Niederlage; welche die Demokraten aus ihrem hauchdünnen Wahlsieg?"

Abwartend blickt Jon Meacham vom amerikanischen Magazin Time diesbezüglich in die Zukunft: "Um die Finanzklippe zu umschiffen, sind große Anstrengungen in der Zusammenarbeit nötig, wie auch, wenn es darum geht, ein wirtschaftliches Klima zu schaffen, in dem Wachstum entstehen kann."

Außer Frage steht dabei aus Sicht der Redaktion der Zeitung USA Today: "Obama und die Republikaner werden voneinander abhängiger."

 

Zweite Amtszeit, neue Chance

Wohl auch deshalb vermied es Barack Obama, in seiner Siegesrede große Töne anzuschlagen. Stattdessen gab er sich besonnen und kooperativ - wissend, dass die zweite Amtszeit mit dem (heutigen) Mittwoch begonnen hat; und mit dieser noch viele politische Auseinandersetzungen zu Staatsfinanzen, außenpolitischen und Umwelt-Fragen vor ihm liegen. 

Ute Rossbacher

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