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Steuern neu: Verlässt "Schumi" die Schweiz?

Julien Warnand/EPA/picturedesk.com

relevant Redaktion

Steuern neu: Verlässt "Schumi" die Schweiz?

24.10.2012
Der deutsche Ex-Rennfahrer erwägt, seiner Wahlheimat Schweiz den Rücken zu kehren, und ist damit vermutlich nicht der einzige. - Der Hintergrund ist nicht ohne Brisanz.

Michael Schumacher, der sich eben erst aus dem aktiven Rennsport zurückgezogen hat, ist derzeit in einer ungewohnten Rolle zu erleben: In einem Interview mit der Zeitung Der Sonntag bringt der 43-jährige Deutsche, der seit 1996 mit seiner Familie in der Nähe von Genf lebt, seinen Unmut über einen bis spätestens 2014 geplanten Volksentscheid in der Schweiz zum Ausdruck. Nach dem Willen der Sozialdemokraten, die diese auf den Weg gebracht haben, sollen landesweit die Steuerprivilegien für reiche Ausländer fallen.

 

Pauschalsteuer - umstrittenes Privileg

Konkret geht es dabei um die Pauschalsteuer, von der derzeit rund 4.500 Bürger aus dem Ausland - darunter auch Michael Schumacher - profitieren. Holger Alich vom Handelsblatt erklärt das Prinzip: "Wer in der Schweiz keiner beruflichen Tätigkeit nachgeht und vor dem Zuzug mindestens zehn Jahre lang nicht in der Schweiz gelebt hat, kann die so genannte Pauschalsteuer wählen. Dabei wird die Steuerlast nicht nach dem Einkommen, sondern nach dem Lebensaufwand festgelegt."

  Dass die Debatte, diese Regelung zu überdenken, nicht nur parteipolitisch motiviert ist, arbeitet Thomas Kirchner von der Süddeutschen Zeitung heraus: "In der Schweiz regt sich immer mehr Widerstand gegen das Privileg, das eklatant gegen den Grundsatz verstößt, die Bürger nach ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit zu besteuern, und natürlich auch die Beziehungen zum Ausland belastet."

In mehreren Kantonen der Schweiz ist daher die Pauschalsteuer in den vergangenen Jahren bereits gefallen; als eine der letzten Refugien für Wohlhabende gilt die Westschweiz. Nicht nur Einzelpersonen, sondern auch ausländische Unternehmen machen sich die gesetzlichen Vorteile in der Region zunutze. So können Mitarbeiter häufig dank finanzieller Zuschüsse durch den Arbeitgeber vergleichsweise günstig wohnen.

Eine Entwicklung, die Andreas Zumach von die taz zu denken gibt: "Den Kanton Zug verlassen bereits seit 2006 jährlich mehr Schweizer als neu hinzukommen. Trotzdem wächst die Bevölkerung. Die Zuwanderer sind reiche Deutsche, Österreicher, Engländer, Franzosen, Schweden, Finnen, Amerikaner und andere Ausländer."

 

Nächste Station Dubai?

Für den Fall, dass die Pauschalsteuer in Genf fällt, ist Michael Schumacher offenbar gerüstet. Im eingangs erwähnten Interview mit Der Sonntag erwägt er, die Schweiz zu verlassen, sollte der Steuervorteil abgeschafft werden ("Man wird wahrscheinlich den einen oder anderen dazu bewegen, nicht mehr in der Schweiz zu sein.").

Steffen Kutzner vom Stadtmagazin hätte für diesen Fall schon einen Tipp für "Schumi" - Dubai. Denn: "Dort werden außer für ausländische Banken und ölproduizerende Firmen überhaupt keine Steuern erhoben."

Ute Rossbacher

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