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"Versteckter Drache" setzt Apple-Image zu

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"Versteckter Drache" setzt Apple-Image zu

17.10.2012
Die rauen Arbeitsbedingungen beim taiwanesischen Zulieferer Foxconn wollen nicht zum Image von Apple passen. Das kalifornische Erfolgsunternehmen steuert mit gezielten Maßnahmen dagegen, die Zustände in den Werken ändern sie nur bedingt.

Obwohl zahlreiche international tätige Konzerne die Bestandteile ihrer Produkte in den chinesischen Werken des taiwanesischen Industrie-Riesen Foxconn anfertigen  und zusammenbauen lassen, ist vor allem Apple als einer seiner größten Auftraggeber unter Druck geraten.

Zuletzt, als Anfang September das iPhone 5 auf den Markt kam. Die Markteinführung wurde von einem Aufstand von 2.000 Beschäftigten in einer Foxconn-Fabrik in Taiyuan, wo rund 79.000 Menschen arbeiten, begleitet. Nachdem Aufseher Mitarbeiter geschlagen haben, soll es zu den Protesten gekommen sein, berichteten übereinstimmend mehrere Agenturen und Blogger, darunter Richi Jennings von Computerworld.

 

Harte Arbeitsbedingungen

Isabel Gomez vom Magazin stern wundert es nicht, dass es zu Vorfällen dieser Art mit guter Regelmäßigkeit kommt: "Der hohe Arbeitsdruck, die Isolation von Familie und Freunden durch das Leben in Fabrikstädten, die Bezahlung nach Mindestlohn und eine Hierarchie, die eine kollegiale Beziehung zwischen chinesischen Wanderarbeitern und ihren taiwanesischen Vorgesetzten unterbindet."

Der BBC sind noch weitere Details, die zu denken geben, bekannt: "Die Arbeiter essen, schlafen und leben in riesigen Schlafsälen unmittelbar am Fabriksgelände, wo sie in rund-um-die-Uhr-Schichten arbeiten."

Olivia Chung von der Asia Times weiß überdies von "mehr als 100 Extraschichten pro Monat" zu berichten.

Zustände, die nicht ohne Folgen bleiben: 2010 nahmen sich 13 Mitarbeiter das Leben. Im selben Jahr musste eine Fabrik wegen einer Krankheitswelle in Indien geschlossen werden.

Das war nicht immer so, wissen Anne Kunz und ihre Kollegen von der WirtschaftsWoche: "Noch vor 15 Jahren galt ein Fabrikjob wie bei Foxconn unter chinesischen Wanderarbeitern als Sechser im Lotto. (…) Die Gehälter qualifizierter Mitarbeiter, etwa im kaufmännischen Bereich, sind in den vergangenen zehn Jahren rasant gestiegen. Die Fabriklöhne sind dagegen auf dem selben Niveau geblieben."

 

Apple unter Druck

Üblicherweise erreichen derlei brisante Informationen nicht die Öffentlichkeit. Aus Sicht des britischen Fernsehsenders gilt Foxconn nicht zuletzt als "versteckter Drachen" der Branche - ein Unternehmen, das sich geschickt im Hintergrund hält und wenig Aufsehen erregt.

Ob der Hinweis auf Produkten "Entworfen von Apple, montiert in China" irritierte Kunden in Sicherheit wiegen soll, sei dahingestellt. Fakt ist, dass die Zustände in den Werken des taiwanesischen Betreibers, der allein in China insgesamt 1,2 Millionen Menschen beschäftigt, Organisationen wie Labor Watch regelmäßig auf den Plan rufen.

Apple, für das Foxconn das iPad und das iPhone "montiert", sah durch die Meldungen der letzten beiden Jahre sein Image bedroht und entsandte vor einigen Monaten eine Kontrolltruppe nach Asien. Für die Redaktion der Financial Times Deutschland ein zwingender Schritt, denn: "Selbst ein noch so ansprechend designtes iPad bekommt einen Schmutzfleck, wenn sein Besitzer fürchten muss, dass er unmenschliche Produktionsbedingungen mitbezahlt."

 

Neue Aufregung

Seit Apples Intervention haben sich die Arbeitsbedingungen bei Foxconn verbessert und die Gehälter wurden erhöht, dennoch gibt es offenbar immer noch grobe Probleme, wie aktuelle Berichte belegen. Denen zufolge soll Foxconn in einer seiner chinesischen Fabriken Minderjährige als billige Arbeitskräfte eingesetzt haben. Diesmal handelt es sich zwar um keine Fabrik, in der Apple-Produkte gefertigt werden. Dass derlei Meldungen spurlos an dem kalifornischen Hersteller vorüberziehen, darf jedoch bezweifelt werden.

Ute Rossbacher

 

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