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Opus: "Die Politik in Kärnten ist zum Kotzen"

© Karl Schrotter

relevant Redaktion

Opus: "Die Politik in Kärnten ist zum Kotzen"

24.08.2012
Die österreichische Kultband Opus im relevant-Interview über Falco, Politik und One-Hit-Wonder.

Gemeinsam mit Falco, Danzer, Ambros und Fendrich gehört die österreichische Rockgruppe Opus zu den prägenden Vertretern des Austro-Pop. Ihr Hit "Life is Life" ging um die Welt und wird heute noch regelmäßig im Radio, Fernsehen und auf diversen Partys gespielt.

Rund 40 Jahre danach machen Opus immer noch Musik, geben Konzerte und begeistern ihre Fans. Wie auch am Mittwoch (22.8.) in Wien, als sie gemeinsam mit Toto, einer weiteren Musiklegende, die Wiener Arena rockten.

Zwischen Soundcheck und Konzert nahmen sich Herwig Rüdisser (Leadsänger) und Ewald Pfleger (Gesang und E-Gitarre) Zeit, um mit relevant-Redakteur Manuel Simbürger ein entspanntes Gespräch zu führen.


relevant: Was motiviert euch nach all den Jahren, immer noch Musik zu machen?

Ewald Pfleger: Wir leben ja von der Musik. Musik ist für uns nicht nur ein Hobby, sondern unser Lebensinhalt. Es gibt nichts, was wir lieber machen als das.


"Survivor der österreichischen Musikszene"

Ihr wart international erfolgreich, habt sogar Konzerte in Mittel-und Südamerika gespielt. Was bedeutet es für euch, wenn ihr im vergleichsweise kleinen Land Österreich auftretet?

Herwig Rüdisser: Österreich ist unsere Heimat. Natürlich genießen wir es, hier aufzutreten. Wir sind ja einiges im Ausland unterwegs, aber den Großteil unserer Zeit verbringen wir doch in Österreich. Heute (22.8., Anm.) ist übrigens für uns ein ganz besonderes Konzert, da in der Arena Wien das Original-Video von "Life is Life" gedreht wurde. Eine Reise in die Vergangenheit sozusagen.

Rüdisser: Ja, kann man so sagen. Der Videodreh ist ja doch bereits 30 Jahre her. Wahnsinn, so lange gibt es uns schon! (lacht) Wir sind, neben einigen anderen, die großen Survivor der österreichischen Musikszene.

Betrachtet ihr euch als Vorreiter für viele österreichische Musiker?

Rüdisser: Schwer zu sagen. Aber ich denke, als Vorreiter würden wir uns nicht bezeichnen. Gleichzeitig mit uns sind ja einige andere große Künstler durchgestartet wie Falco, Danzer und Ambros.

Pfleger: Damals, als wir die größten Erfolge hatten, war die Blütezeit des Austro-Pop. Hier werden auch wir dazu gezählt, auch wenn wir mit unseren englischen Texten eigentlich gar nicht wirklich in dieses Genre passen.


"Falco war ein lässiger Typ"

Ihr habt mit Falco zusammengearbeitet. Wie kann man sich das vorstellen?

Pfleger: Privat hatten wir a große Hetz mit ihm. Sobald die Kameras da waren, hat er den Superstar raushängen lassen. Privat war er aber ein sehr lässiger Typ.

Rüdisser: Im Studio war Falco der absolute Profi. Sehr professionell.

Eure Meinung zur aktuellen Musikszene?

Rüdisser: Ich würde sie als rege Szene bezeichnen, in der alle paar Jahre einer oder eine auftaucht, der oder die sehr interessant und "förderungswürdig" ist. Aber natürlich kann man von Andreas Gabalier oder Anna F. halten was man will.

Pfleger: Man darf nicht vergessen, dass es sehr viele Alternative-Bands in Österreich gibt, die sich zurzeit noch eher "underground" befinden. Aber wer weiß, vielleicht startet die eine oder der andere einmal groß durch. Potenzial wäre sicherlich da.


"Förderung heute mehr als früher"

Werden Nachwuchskünstler in Österreich zu wenig gefördert?

Pfleger: Förderung gibt es heute mehr als früher. Den Musikfonds zum Beispiel gab es früher nicht. Flächendeckend ist es aber heute genauso schwierig wie früher durchzustarten. Radiostationen spielen so gut wie keine österreichische Musik, also zähle ich Radiomacher nicht zu den Förderern. Leider wird österreichische Musik immer noch nicht vollends ernstgenommen. Das ist sicherlich ein großes Manko.

Welche Musik hört ihr eigentlich privat?

Rüdisser: Da mein berufliches Leben aus Musik besteht, höre ich privat eher weniger Musik. Und wenn, dann läuft der iPod einfach im Hintergrund, ohne dass ich spezifische Künstler oder Songs auswähle.


"Schätze Gesang im Dialekt"

Wie hat sich die Musikszene seit eurer Gründung verändert?

Pfleger: Die verändert sich laufend. Durch die Aufsplitterung in so viele verschiedene Genres entsteht eine sehr bunte Szene. Dadurch gibt es auch keine reine Austro-Pop-Szene mehr wie in den 80er-Jahren.

Orientiert man sich heute mehr am internationalen - insbesonders am deutschen - Markt als noch vor 30 Jahren? Stichwort Christina Stürmer ...

Pfleger: Es gibt auf jeden Fall viele Bands, die sich als deutsch ausgeben, damit sie auch in Deutschland erfolgreich sind. Christina Stürmer ist da ein sehr gutes Beispiel. Aber als Österreicher tut einem das schon weh, wenn österreichische Künstler auf hochdeutsch singen. Da schätze ich schon viel mehr den Gesang im Dialekt.


"'Life is Life' nun mal unsere bekannteste Nummer"

Zu Beginn haben wir bereits von "Life is Life" gesprochen. Hand aufs Herz: Nervt euch der Song bereits oder spielt ihr ihn immer noch gerne?

Rüdisser: Das ist sicherlich die Frage, die uns am häufigsten gestellt wird. Mittlerweile stehen wir drüber, dass wir vor allem für "Life is Life" bekannt sind. Wir hatten auch andere Erfolgsnummern, aber diese ist nun mal unsere bekannteste. Joe Cocker singt schließlich auch immer noch "With a little help from my friends". Da gibt es kein Argument dafür oder dagegen. Das ist nun mal so und das wird auch so bleiben.

Auf Wikipedia werdet ihr als "One-Hit-Wonder" bezeichnet ...

Pfleger: Für den deutschsprachigen Raum stimmt das nicht, aber international gesehen schon. Da kennt man von uns nur "Life is Life". Aber diese hohe Bekanntheit verschafft uns bis heute Möglichkeiten, im TV oder in Werbungen auf der ganzen Welt gespielt zu werden. Es ist also meiner Meinung nach mehr Vorteil als Nachteil, dass wir international vor allem für diesen einen Song bekannt sind.


"Auch damals gab es Talentwettbewerbe"

Wenn ihr heute 20 Jahre alt wärt und eine Band gründet – würdet ihr bei Castingshows mitmachen?

Rüdisser: Das ist schwierig zu beantworten. Aber wohl eher nicht. Denn: Wenn man Opus schon als "One-Hit-Wonder" bezeichnet, was sind dann die diversen Sänger und Sängerinnen aus all den Castingshows?! Außerdem gab's ja vor 30 Jahren bereits Talentwettbewerbe, bei denen wir auch mitgemacht haben, nur wurden die halt nicht als "Casting-Show" bezeichnet. Da stand man live auf der Bühne und spielte ein bis zwei Nummern. Hat man gewonnen, wurde man als "Local Hero" bezeichnet. (lacht)

Verfolgt ihr Castingshows?

Rüdisser: Die erste Staffel von "Starmania" hab' ich mir angeschaut, danach aber nichts mehr. Es ist einfach schon zu viel. Mittlerweile wird ja bereits nach dem besten Marienkäfer-Fänger gesucht ...


"Habe Vertrauen in die Jugend"

Die letzte Frage ist eine politische ...

Rüdisser: Da kannst mich fragen, ich bin ja Kärntner! (lacht)

Genau. Was hältst du von den politischen Ereignissen in Kärnten?

Rüdisser: Das ist richtig zum Kotzen. Mehr gibt es dazu gar nicht zu sagen.

Hast du noch Vertrauen in die Politik?

Rüdisser: Nicht in die Politik, aber in die jungen Menschen. Auch wenn es immer heißt, die Jugend sei politisch desinteressiert. Ich denke, dass es sehr wohl viele junge intelligente Menschen gibt, die sich das, was in der Politik geschieht, nicht mehr lange gefallen lassen und etwas verändern werden.

Interview: Manuel Simbürger


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