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Trauer um Silvia Seidel (1969 - 2012)

Horst Ossinger/dpa/picturedesk.com

relevant Redaktion

Silvia Seidel (1969 - 2012)

08.08.2012
Ihren frühen Erfolg als Balletttänzerin Anna empfand die Schauspielerin mehr als Fluch denn Segen.

Über ihre bekannteste Film- und Fernsehrolle bemerkte Silvia Seidel in einem Interview mit der Freizeit Revue vor einem Jahr bitter: "Die Rolle der Anna hat mir mein Leben versaut."

Mit 17 Jahren war die am 23. September 1969 geborene Schauspielerin über Nacht bekannt geworden, als sie als Balletttänzerin Anna in der gleichnamigen ZDF-Serie ein Millionenpublikum begeisterte und eine ungeahnte Tanzwelle unter jungen Mädchen auslöste.


Leben nach "Anna"

Seidel wollte ihren durchschlagenden Erfolg als Sprungbrett zu einer großen Filmkarriere nutzen. Doch das Image der "Anna" sollte die in München lebende Schauspielerin zeitlebens nicht mehr loswerden. Um nicht darauf festgelegt zu bleiben, schlug Seidel Tanzrollen weitestgehend aus. Mit Ausnahme einer amerikanischen Produktion, in der sie eine Balletttänzerin mimte; der erhoffte Erfolg blieb aus, ebenso wie die Zahl attraktiver Filmrollen in ihrer Heimat. Für die meisten Zuseher blieb sie "die Anna".

Seidel zog daraus ihre eigenen Schlüsse: "Ich habe mein Leben damit verbracht, unberühmt zu werden."

Während andere Kinderstars in ähnlicher Lage auf andere Berufe auswichen, versuchte sie als Schauspielerin zu überleben und nahm dafür auch kleine Nebenrollen in Fernsehserien und am Theater in Kauf. Öffentlich bekannte sie im eingangs zitierten Interview: "Ich bin oft arbeitslos und weiß dann nicht, wovon ich die Miete zahlen soll."


Persönliche Tiefschläge

In den Blickpunkt des öffentlichen Interesses geriet sie nun vor allem wider Willen: Als sich ihre Mutter 1992 das Leben nahm, setzte sich Seidel öffentlich gegen den medialen Vorwurf zur Wehr, sich zu wenig um sie, die unter Depressionen gelitten hatte, gekümmert zu haben. In einem Interview mit dem Magazin Bunte betonte sie: "Ausgerechnet mir warf man vor, ich hätte mich im Ruhm gesonnt und darüber meine kranke Mutter vergessen. Und sei damit an ihrem Tod schuld." Ihr Vater, mit dem sie eine enge Beziehung verband, starb 2008.


Trauer um Seidel

Betroffen zeigten sich gestern (Dienstag) SchauspielkollegInnen, dass Seidel - wie vermutet wird - aus freien Stücken aus dem Leben geschieden ist. Vor allem ihr früherer Kollege Patrick Bach, der einst wie sie durch "Anna" beruflich durchstartete. Aus seiner Trauer klingt auch Hader: "Wir sind in einem Alter, wo man eigentlich noch reichlich vor sich haben kann."

Ute Rossbacher


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