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Mars-Rover könnten bald Menschen folgen

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Mars: "Curiosity" könnten bald Menschen folgen

06.08.2012
Der Mars-Roboter ist erfolgreich gelandet und könnte dabei helfen, den größten Geheimnissen des Planeten auf die Spur zu kommen. Und vor allem der ersten bemannten Mars-Mission den Weg zu bereiten.

Jubelstimmung herrscht heute (Montag) bei der amerikanischen Weltraumbehörde NASA, seit die Landung des Gefährts "Curiosity" (dts: Neugier) auf dem Mars geglückt ist. Von der "Punktlandung 500 Millionen Kilometer entfernt von der Erde" zeigt sich auch Sabine Fritz (ARD Tagesschau) Stunden später immer noch beeindruckt:

"Sieben Minuten hatte das Raumauto nach dem Eintritt in die Mars-Atmosphäre Zeit. Wenige Minuten, um die Geschwindigkeit von mehreren tausend Stundenkilometern auf Null abzubremsen. Dafür öffnete sich erst ein großer Fallschirm, dann zündeten die Bremsraketen und am Ende ließen Seile die 'Curiosity' sicher auf den Mars hinunter."


Sieben lange Minuten

Dass der Versuch gelingen würde, war alles andere als sicher. Wie viele andere ihrer Kollegen wagte auch Megan Garber von dem amerikanischen Blatt The Atlantic im Vorfeld der Mission noch keine Prognose abzugeben: "Obwohl es Anlass zur Hoffnung gibt, dass die Landung glatt geht - konkret 2,5 Milliarden Dollar - könnte die Landung genauso kläglich scheitern."

Nicht zuletzt, da 60 Prozent der Mars-Missionen misslingen, wie der führende NASA-Mitarbeiter Doug McQuiston gegenüber Daniel Cray von Time eingesteht.

Entsprechend angespannt empfanden er und seine zahlreichen engagierten Mitstreiter die spektakuläre Landungsphase heute (Montag) morgen um 07.32 Uhr MESZ nach eigenen Angaben als "sieben Minuten Terror".


"Die Wissenschaft kann beginnen"

Nun, da die Landung erfolgreich absolviert ist, beginnt die eigentliche Arbeit - oder, um mit der Nasa zu sprechen: "Die Wissenschaft kann beginnen."

Dazu gibt die israelische Physikerin Meg Urry in einem Gastkommentar für CNN erhellend Einblick in die Mission. Deren drei Ziele seien, "die Frage zu klären, ob und inwieweit Leben am Mars möglich war bzw. ist; die geologische Beschaffenheit und geochemischen Prozesse zu untersuchen; bzw. jene Vorgänge auf dem Mars näher zu erforschen, die als Voraussetzung für Leben gelten."

Alles nur, um der Schlüsselfrage, die Mars-Forscher Chris Carberry in seinem Beitrag für die Huffington Post aufwirft, eine Spur näher zu kommen: "Gab es jemals Leben auf dem Mars?"

Denn als ausgemacht gilt, dass der Mars nicht immer die Beschaffenheit von heute hatte. Bestätigt auch Robert Gast von Die Zeit, der für seine Leser Licht in ein komplexes Thema bringt: "Ausgetrocknete Flussbetten und Abflussrinnen im Profil seiner Oberfläche zeugen davon, dass der Mars einmal anders aussah. Er könnte ein nasser und warmer Planet gewesen sein." Der Schluss, den die Forscher laut Gast ziehen: "In solch einer Welt hätte ziemlich sicher Leben entstehen müssen."

Die Chance, über die Geschichte des Mars mehr zu erfahren, ist heute größer denn je zuvor. Eine Aussicht, die nicht nur Scott Gold von der Los Angeles Times in Begeisterung versetzt: "Die 'Curiosity' könnte das Wissen über den Mars revolutionieren."


Starker Antrieb

Zu diesem Zweck wurde das Gefährt nach dem letzten Stand der Technik ausgestattet. Die bei Ian Sample von The Guardian einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat: "Curiosity kann mit einem Robotorarm ausfahren, Felsen durchbohren bzw. zerteilen und deren Zusammensetzung mit Hilfe entsprechender Instrumente analysieren. Der Masten auf dem Rover ist mit einem Laser ausgestattet, mit dem die elementaren Bestandteile von Gesteinsoberflächen aus einer Distanz von bis zu neun Metern untersucht werden können."

Um dieses Kunststück zu meistern, bedarf es eines entsprechend starken Antriebs, den Kenneth Chang von der New York Times anschaulich zu beschreiben vermag: "Da 'Curiosity' mit Hilfe elektrischen Stroms, der durch einen erhitzten Brocken Plutonium entsteht, angetrieben wird, könnte das Mars-Auto theoretisch für Jahre, wenn nicht Jahrzehnte den Mars-Krater, in dem es gelandet ist, erforschen."


Start: nicht vor Anfang September

Tatsächlich soll diese Mission vorerst nur zwei Jahre benötigen. Entscheidend werden dazu die nächsten Tage sein, wie der bereits zitierte Scott Gold (Los Angeles Times) unter dem Eindruck der Ereignisse ausführt: "Um sicher zu gehen, dass alle Instrumente an Bord der 'Curiosity' einwandfrei funktionieren, wird es Wochen dauern. Das Gefährt wird nicht vor Anfang September losfahren und erste Proben wahrscheinlich erst Wochen später aufspüren."

Über die Herausforderungen, die dann warten, hat sich Alice Kohli von der Neuen Zürcher Zeitung genau informiert: "Der Rover wird während eines Marsjahres (98 Erdwochen) laufend Bilder der Marsoberfläche aufnehmen sowie Boden- und Luftproben analysieren."

Der bereits genannte Autor Robert Gast (Die Zeit) dämpft in diesem Zusammenhang die allgemeine Euphorie: "Von 'Curiosity' und seinem fahrenden Labor mit zehn Experimenten sind Fortschritte zu erwarten – aber keine definitiven Antworten".

Dazu benötigt es neue Missionen und weitere Untersuchungen.


Menschen am Mars?

Doch über all diese Fragen werden die Forscher der Nasa wohl erst morgen wieder nachdenken. Heute (Montag) gilt es, den Erfolg mit zahlreichen Astronomie-Fans weltweit zu zelebrieren. Zu denen auch US-Präsident Barack Obama zählt, der seiner Begeisterung ebenfalls freien Lauf lässt. Angesichts der Sparmaßnahmen, die auch die amerikanische Weltraumforschung massiv getroffen haben, ein wenig Balsam auf die Seele der Forscher, die nun wieder auf größere staatliche Fördergelder hoffen dürfen. Zumal die US-Regierung bereits davon sprach, dass schon in rund 20 Jahren Menschen auf dem Mars landen könnten. Und wenn es nach Obama geht, werden es Amerikaner sein.

Ute Rossbacher


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