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Olympia-Aus: Härtetest für Markus Rogan

Helmut Fohringer/APA/picturedesk.com

relevant Redaktion

Olympia-Aus in London: Härtetest für Rogan

03.08.2012
Die Olympischen Spiele in London wurden zur persönlichen Prüfung für Markus Rogan - in sportlicher wie menschlicher Hinsicht.

Für Markus Rogan geht eine denkwürdige Woche zu Ende: Auf die mediale Aufregung um seine öffentliche Mutmaßung über den kausalen Zusammenhang von Intelligenz und körperlicher Höchstleistung, die er in der Ö3-Sendung "Frühstück bei mir" von Claudia Stöckl anstellte ("Es gibt einen guten Grund, warum die richtig guten Sportler nicht viel im Kopf haben, weil da ist der Kopf nicht im Weg. (...) Warum hat der Armin (Assinger), der relativ schlau ist, nur vier Weltcup-Rennen gewonnen und der Hermann 50? Da ist weniger im Weg."), folgte das ernüchternde Aus bei den Olympischen Spielen.

Selbstbewusst war Rogan angetreten, hatte sich in den USA an der Seite amerikanischer Profis intensiv auf den Bewerb vorbereitet. Im Halbfinale über 200 Meter in London wurde der 30-Jährige von der Wirklichkeit eingeholt und wegen eines technischen Fehlers bei der Wende disqualifiziert. Sein Einspruch blieb wirkungslos.

In den Worten der Neuen Zürcher Zeitung, der der Vorfall ebenfalls eine Betrachtung wert war, liest sich der Vorfall wie folgt: "Er reiste nach London mit der Absicht, vielleicht nicht der ganzen, aber der Olympia-Karriere ein Ende zu bereiten, an das er und seine Landsleute sich gerne erinnern würden. Nur an den Schiedsrichter hat er nicht gedacht."

"Kurios" ist das Wort, das Harald Schume vom Kurier in den Sinn kommt - vor allem, wenn er an eine frühere Begebenheit in Rogans Biografie zurückdenkt: "Wegen exakt desselben Delikts war Aaron Peirsol 2004 im Olympia-Finale über 200 Meter Rücken kurzfristig die Goldmedaille aberkannt worden. Rogan, der profitiert hätte, setzte sich für Peirsol ein. Mit Erfolg." Die Folge: Der Österreicher erwies sich als fairer Kollege und gab sich mit dem zweiten Stockerlplatz zufrieden.


Die Kluft zwischen Profi und Mensch

Die Enttäuschung über seine eigene Disqualifikation acht Jahre später stand dem Wahl-Amerikaner Rogan daher ins Gesicht geschrieben; hinterließ vermutlich aber auch bei jenen Zusehern, die kurz vor seinem Olympia-Start das Porträt über ihn im ORF gesehen hatten, gemischte Gefühle: Auf der einen Seite der Sportler, der beachtliche Leistungen erzielt hat; auf der anderen der Mensch, der mit seiner Sicht auf die Dinge und mehr noch der Art und Weise, wie er sie vorbringt, die Lager zu spalten versteht.

So blickte Rogan in dem genannten Beitrag auf die persönlichen Höhen und Tiefen der letzten acht Jahre zurück und kommentierte seine früheren Auftritte, Affären und Aussagen aus heutiger Sicht. Für den Beobachter blieb unklar, ob seine Worte der inneren Läuterung oder nicht doch mehr der persönlichen Image-Pflege geschuldet waren.


Ganz oben, ganz unten

Dabei hatte die Karriere des Markus Rogan vielversprechend begonnen: Der Österreicher, der seit seiner Jugend in den USA lebte, studierte und trainierte, zog mit seinem selbstbewussten Auftritt und seinen wendigen Antworten rasch die Menschen in seinen Bann. Seine sportlichen Erfolge taten ihr Übriges: Insgesamt 34 Medaillen sprechen eine eindeutige Sprache.

Doch das gleißender werdende Rampenlicht gab auch den Blick auf das Ego des heimischen Ausnahmesportlers frei. Rogan machte vermehrt mit nicht gerade sympathie-fördernden Aussagen und privaten Affären von sich reden.

Selbst Philip Bauer von Der Standard, der sichtlich um Fairness gegenüber Rogan bemüht ist, räumt an dieser Stelle ein: "Zu viel Werbung, zu viel Seitenblicke, zu viel Senf zu dies und jenem, und für manchen wohl auch zu viel Erfolg. Was zunächst als unübliche Eloquenz gefeiert wurde, galt schon bald als Arroganz und Präpotenz."

Ganz wurde Rogan den Fluch dieser Jahre nie los. Spürbar wurde das nicht zuletzt in den Untertönen mancher Kommentare, die dieser Tage zu seiner Disqualifikation zu hören und zu lesen waren.

Ob der Österreicher seine Karriere als Schwimmer fortsetzt oder bei den nächsten Olympischen Spielen in vier Jahren antritt, ist noch nicht endgültig beantwortet. Fix ist vorerst, dass er an den offiziellen Feierlichkeiten der Olympischen Spiele teilnehmen will und bei den Staatsmeisterschaften in Innsbruck antreten wird.


Lehrreiche Erfahrungen

Lässt man die Aussagen, die Markus Rogan im Lauf seiner Karriere getätigt hat, auf sich wirken, verfestigt sich der Eindruck, dass ihn der Erfolg menschlich gar nicht so sehr verändert hat, sondern dass er im Großen und Ganzen der ist, der er vielleicht immer schon war. Verändert hat sich vielmehr die Sicht auf ihn. Im Licht der Erfolge, die er als Sportler erzielte, war auch der öffentliche Blick auf den Menschen Rogan milder. Als die Leistungen ausblieben, wurde auch seine Person neu beurteilt.

Zweifelsfrei eine bittere Erfahrung, die vor ihm schon etliche Prominente gemacht haben. Entscheidend wird daher sein, welche Schlüsse er aus all dem zieht. Weniger als Sportler denn als Mensch.

Ute Rossbacher


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