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Team Stronach: leichtes Spiel für neue Partei?

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relevant Redaktion

Team Stronach: leichtes Spiel für neue Partei?

28.09.2012
Der austro-kanadische Unternehmer hat mit Österreich politisch einiges vor. Das Verhalten der etablierten Parteien spielt dem Polit-Newcomer dabei in die Hände.

Wenige Tage nach seinem 80. Geburtstag ist Frank Stronach voller Tatendrang: Der Werkzeugmacher, der in den 1950er-Jahren von der Steiermark nach Kanada auswanderte und dort einen weltweit operierenden Autozulieferkonzern aufbaute, will mit seiner neuen Partei "Team Stronach", die er gestern (Donnerstag) der Öffentlichkeit präsentierte, die heimische Politik bei den Nationalratswahlen 2013 aufmischen.

 

Wie sehen Retter aus?

Wortreich und von sich überzeugt legte er bereits am 3. Juli seine politischen Forderungen in der Zib2 dar: Er sei gegen den Rettungsschirm ESM, stattdessen für die Wiedereinführung des Schilling (von dieser Haltung ist er mittlerweile abgerückt), den Abbau der Bürokratie und niedrige Steuersätze. Dabei ließ er erkennen, was er von der heimischen Politik hält: offenbar wenig.

Esther Mitterstieler vom Wirtschaftsblatt traut dem Schein nicht ganz: "Ob die Wirtschaft Stronach vertrauen kann, ist die Frage. Schließlich braucht diese nicht Wirtschaftspopulismus, sondern Langzeitperspektive."  

Mehr als sein Konzept sorgte jedoch ohnehin sein Gebahren vor der Kamera für Gesprächsstoff. Michael Hufnagl vom Kurier bringt es für sich auf eine einfache Formel: "Retter sehen anders aus."

Eine Wahrnehmung, die Walter Hämmerle von der Wiener Zeitung teilen dürfte, dem Austro-Kanadier gegenüber jedoch um Verständnis bemüht ist: "Stronach ist wahrscheinlich ehrlich überzeugt von der Wahrheit seiner Botschaft, von der Aufrichtigkeit seiner persönlichen Motive - in Österreich steht man solchen Begriffen in der Politiker ratlos bis schmunzelnd gegenüber."

 

Ein Unternehmer als Staatsmann?

Offensichtlich ist: Als erfolgreicher Firmengründer, der sich nach Jahrzehnten des wirtschaftlichen Erfolgs 2010 aus dem Geschäftsleben weitestgehend zurückgezogen hat, traut sich Stronach theoretisch auch die Führung eines Staates zu.

Doch selbst die bereits zitierte Esther Mitterstieler (Wirtschaftsblatt) steht in einem früheren Kommentar diesem Ansinnen skeptisch gegenüber: "Nur weil jemand ein guter Unternehmer ist, muss er noch lange kein guter Staatsmann sein." Was Österreich benötigt, sei daher kein weiterer Name auf dem Stimmzettel, sondern: "ein anderer Zugang zur Politik."

Noch deutlicher wird Rosemarie Schwaiger vom profil: "Wer nimmt sich ein Herz und erklärt dem Tycoon, dass seine Fähigkeiten für die Politik wirklich nicht reichen?"

 

"Er fühlte sich nie akzeptiert"

Fraglos ist interessant zu erfahren, was den Unternehmer dazu bewegt, es noch einmal allen hierzulande zeigen zu wollen. Eine plausible Erklärung hat Walter Müller von Der Standard zur Hand: "Stronach hat sich in Österreich von der führenden Elite nie wirklich akzeptiert gefühlt. Man wollte zwar sein Geld für Betriebsansiedelungen, nicht aber seinen Rat. Er wähnt sich bis heute nicht so geschätzt, wie er es als großer Arbeitgeber verdient hätte."

Und als solcher hat er unbestritten nachhaltige Akzente gesetzt: mit der Magna Holding AG im niederösterreichischen Oberwaltersdorf, der Übernahme der Puch-Werke bei Graz, seinem Engagement im Fußball und Reitsport.

 

Chancen und Stolpersteine

Dass Stronach der Einzug in das Parlament gelingt, wird ihm von Politologen durchaus zugetraut und auch durch Umfragen bestätigt, die ihm ein Wahlergebnis von neun bis zehn Prozent in Aussicht stellen.

Ein Erfolg, der weniger seiner Stärke als vielmehr der Schwäche der anderen Parteien geschuldet wäre. So gesehen beweist Stronach vor allem gutes Timing, wie auch Oliver Pink von Die Presse ins Feld führt: "Bis auf die Grünen sind alle Parlamentsparteien durch die im und rund um den U-Ausschuss publik gewordenen Korruptionsdeals diskreditiert."

 Große Chancen auf der einen, jedoch ebensolche politische Fallen auf der anderen Seite, ruft man sich den Kommentar von Andreas Koller (Salzburger Nachrichten) in Erinnerung: "Er (Stronach, Anm.) könnte über den dubiosen, 2008 in Komplizenschaft mit Jörg Haider durchgeführten Ankauf des Schlosses Reifnitz an den Gestaden des Wörthersees stolpern."

Nicht nur diese Causa gibt Josef Votzi vom Kurier zu denken: "Ein gewisser Frank Stronach mietete sich als Magna-Chef Ex-Politiker im Dutzend in allen Parteifarben als Strippenzieher. Herbert Paierl (VP), Franz Vranitzky (SP), Andreas Rudas (SP) Karl-Heinz Grasser (FP), Peter Westenthaler (FP) ..."

 

Aussichten

Es wird spannend sein, die Entwicklung des Teams Stronach in den nächsten Monaten zu beobachten. Soviel kann bereits gesagt werden: Stronach ist so stark, wie die anderen Parteien schwach sind. Eine Chance für den einen, ein Weckruf für den Rest.

Ute Rossbacher

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