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Rapp: "Bin durch und durch ORF-Mann"

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relevant Redaktion

Peter Rapp: "Bin durch und durch ORF-Mann"

17.07.2012
Das ORF-Urgestein im relevant-Interview über Castingshows, Sido und das Gefühl, als "cool" zu gelten.
Peter Rapp ist ein bisschen wie Betty White ("Golden Girls"), Amerikas beliebteste Comedy-Oma. Beide haben Sinn für Humor, beide sind seit Jahrzehnten erfolgreich und - beide genießen unter Teenagern und jungen Erwachsenen den Ruf des hippen und coolen Oldie.

Nach Auftritten bei "Willkommen Österreich" und "Wir sind Kaiser" gilt der 68-Jährige, eigentlich schon auf dem Abstellgleis des ORF, unter den jungen Zusehern als Kultfigur. Und der Moderator genießt seinen neuen Ruhm sichtlich.

Schon am 7. September kehrt Rapp wieder ins Hauptabendprogramm zurück und ist Jury-Mitglied bei der umstrittenen Castingshow "Die Große Chance". Jene Sendung, die er vor 30 Jahren noch selbst moderierte. Damals, als noch alles anders war, wie er relevant-Redakteur Manuel Simbürger im Interview gut gelaunt erzählt.


relevant: Wie fühlt es sich an, nicht nur ins Hauptabend-Programm, sondern auch in die Sendung "Die Große Chance" zurückzukehren?

Peter Rapp: Natürlich freue ich mich darüber, dass man mich noch einmal in den Hauptabend geholt hat. Dass es sich dabei um "Die Große Chance" handelt, die ich vor 30 Jahren selbst moderiert habe, hat mich eigentlich kaum bewegt, weil es heute eine völlig andere Sendung ist – eben eine "Castingshow". Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich nicht einmal sagen, was daraus entstehen wird. Die bisherigen Aufzeichnungen haben mir lediglich gezeigt, dass ich noch alles "drauf" und die Möglichkeit habe, alle Register meiner Erfahrung zu ziehen.


"Sido und ich spielen uns Bälle zu"

Wie liefen die bisherigen Castings? Dürfen wir uns auf Wortgefechte zwischen Ihnen und Sido freuen?

"Wortgefecht" ist das falsche Wort für die Nummer, die wir beide abgezogen haben. Sido räumt mir jede Möglichkeit ein und ich versuche dasselbe bei ihm. Wir spielen einander die Bälle zu und das hat erstaunlich gut funktioniert. Wir kannten einander zuvor ja kaum. Deshalb war es verblüffend, wie gut wir uns verstanden haben.

Sie gelten unter Teenagern und jungen Erwachsenen als "cool". Gutes Gefühl, oder?

Ja, es ist überraschend, mit einem Schlag auch von den "Jungen" akzeptiert zu werden. Daran haben Stermann und Grissemann sowie Palfrader und Roubinek einen hohen Anteil. Die haben mich toll präsentiert und ich bin dafür auch sehr dankbar.

Haben Sie sich als junger Moderator jemals gewünscht, zumindest annähernd so zu polarisieren wie Sido es tut?

Das wird Sie überraschen: Ich habe polarisiert. Das hing wohl auch mit der Musik zusammen, die ich präsentierte. Immerhin waren wir mitten in der "Kultur-Revolution" der Jugend. Und ich gehörte dazu. Den damals Erwachsenen war das, was ich darstellte, ebenso wenig geheuer, wie es heute die Provokationen des Sido sind.


"Für 100.000 Euro würde ich mich vorführen lassen"

Ist die Kritik, in der Sendung "Die Große Chance" werden Menschen vorgeführt, und der ORF als Öffentlich-Rechtlicher sei nicht der richtige Sender dafür, gerechtfertigt?

Die Moral eines "öffentlich-rechtlichen Senders" legt je nach Bedarf jeder für sich anders aus. Eine Castingshow wird in gewisser Weise immer ein Vorführen sein. Mit ist das manchmal unangenehm, weil ich halt noch von der "alten Schule" bin, aber ich vertraue den Redakteuren. Interviews in der "ZiB", in "Chilli" oder auch in den "Seitenblicken" können dem "Vorführen" manchmal auch sehr nahe kommen.

Übrigens: Für die Aussicht, 100.000 Euro zu gewinnen, würde ich mich auch "vorführen" lassen. Vor 50 Jahren, als ich mich als Sänger an solchen Wettbewerben beteiligte, war es auch nicht viel anders.

Hand aufs Herz: Was war das für ein Gefühl, als der ORF Sie nicht mehr "Licht ins Dunkel" moderieren ließ? Waren Sie von den Reaktionen Ihrer Fans überrascht?

Die Reaktionen der Fans haben mich sehr berührt und ich kann nur wiederholen, was ich schon damals gesagt habe: Hätte ich die Sendung "Licht ins Dunkel" nicht auf diese Art beendet, hätte ich so viel Zuwendung wohl nie erleben können. Das war es allemal wert.


"Medienbranche ist härter geworden"

Wie hat sich die Medienlandschaft seit Beginn Ihrer Karriere verändert?

Soviel Platz haben Sie in ihrem Bericht nicht. Ihre Leser konnten das ja selbst mitverfolgen und jeder wird dazu eine Meinung haben. Jedenfalls ist die Branche wesentlich härter geworden. Zu meiner Zeit hat man eine Sendung, wie zum Beispiel "Dalli, Dalli", so lange durchgezogen, bis sie erfolgreich wurde. Das war sie nämlich zu Beginn keineswegs. Heute werden Sendungsformate und auch ModeratorInnen sehr schnell wieder ins Regal gestellt, wenn die Quote und der Erfolg nicht stimmen.

Mit welchem Gefühl blicken Sie auf Ihre Karriere zurück?

Mit einem sehr dankbaren Gefühl und auch mit viel Nostalgie. Es war eine schöne Zeit mit ungewöhnlichen Erfolgen, wie "Hoppala" oder "Wer A sagt".


"Habe alles schon erlebt"

Gibt es etwas, das Sie karrieretechnisch immer noch überraschen kann?

Nein, kaum. Früher oder später habe ich ja alles schon einmal erlebt. Aber das Angebot für "Die Große Chance" war durchaus eine Überraschung.

Wenn Ihnen ein Privatsender ein Angebot machte – würden Sie annehmen?

Ich hoffe sehr, dass es nicht dazu kommt. Ich bin durch und durch ein ORF-Mann.


"Nach wie vor gerne auf der Bühne"

Zu Beginn Ihrer Karriere sangen Sie auch Rock'n'Roll. Sind Sie heute noch in dieser Szene tätig?

Ja, das mache ich immer noch, wenn sich etwas anbietet. Ich stehe nach wie vor gerne mit einer guten Band auf der Bühne. Wenn ich im nächsten Jahr mein Jubiläum "50 Jahre vor der Kamera" mit einer Tournee feiere, werde ich genau das ja auch wieder tun. Mein Freund Jörg Wolf aus der Steiermark, selbst ein Sänger, stellt die Tournee für mich auf die Beine.

1997 mussten Sie Privatkonkurs anmelden. Wie schafft man es, aus solch einem Tief zu finden?

In dem ich immer den Blick nach vorne richte und mich immer wieder neuen Aufgaben stelle.

Interview: Manuel Simbürger


Buchtipp

Peter Rapp Mein Versuch niemals aufzugeben" (Autobiografie), Seifert Verlag


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