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FrechDAX - die Wirtschaftskolumne

Der FrechDAX

Recht auf Wohlstand

07.01.2011
Es kann nur aufgeteilt werden, was davor geschaffen wurde. Daher sollte mehr Energie ins Kreieren als in Verteilungsdiskussionen gesteckt werden.

Die Weihnachtszeit ist vorbei, und damit auch die Zeit der Wünsche ans Christkind. Das von einigen Sozialromantikern sehnsüchtig erträumte "Ende des Kapitalismus" ist wieder nicht unterm Christbaum gelegen. Und die "größten Wirtschaftskrise der zweiten Republik" ist Geschichte. Auch der von Gewerkschaftern und Globalisierungskritikern vorhergesagte Systemwechsel zu einem Wirtschaftssystem, das nicht auf Wettbewerb und Konkurrenz, sondern ganz nach dem Vorbild des Kommunismus auf "Kooperation" beruht, hat die böse Marktwirtschaft bis heute nicht abgelöst – und wird es auch nie. Denn dazu müsste es gelingen, einen Kuchen gleichzeitig zu essen und doch zu behalten.

Recht auf Wohlstand kann niemand garantieren. Denn Wohlstand besitzt niemand, sondern muss tagtäglich erst erwirtschaftet werden. Der Staat kann das schon gar nicht garantieren, denn der gibt nur Geld aus, erwirtschaftet selbst aber null. Die Knappheit der Güter ist leider Realität – zumindest so lange noch niemand ein Perpetuum mobile erfunden hat. (Bereits im Garten Eden hatten die Menschen mit dieser Knappheit keine Freude, akzeptieren mussten sie diese aber schon damals, so wie wir heute leider auch.)

Auch mit Inflation, Staatsschulden und immer neuen Steuern kann man keinen realen Wohlstand schaffen, denn aus dem Nichts lässt sich nichts produzieren. Der österreichische Philosoph Eugen Maria Schulak vergleicht den modernen Wohlfahrtsstaat deshalb gerne mit – frech! - der organisierten Kriminalität. Auch die Mafia sorgt für ihre Schäfchen und garantiert Sicherheit. Aber schafft sie einen Wert?


Chancengleichheit bedeutet nicht gleiche Ergebnisse

Von Schulak stammt auch folgendes Zitat: "Die Demokratie der Gegenwart ist diejenige Staatsform, die es am effizientesten möglich macht, auf Kosten anderer Menschen, die man nicht kennt, gut zu leben." Die Ungleichheit der Menschen zu akzeptieren, ist für viele Menschen nicht einfach. Mit Chancengleichheit für alle geben sie sich nicht zufrieden. Sie fordern, der Staat müsse dafür sorgen, dass alle einen Anspruch auf gleiche Ergebnisse haben. (Karl Marx lässt grüßen!) Doch schon Johann Wolfgang von Goethe hatte erkannt: "Das Gleiche lässt uns in Ruhe, aber der Widerspruch ist es, der uns produktiv macht."

Kann es eine existenzdruckbefreite Welt geben, die selbst Leistungsunwilligen ermöglicht, in Muße zu leben? Sind wir schon im Schlaraffenland angekommen, in dem jeder nur Rechte, aber manche keine Pflichten mehr haben? Und wenn sich jemand tatsächlich bemüht, zählen letztendlich nicht die Ergebnisse, sondern soll sich aus Neid oder anderen Motiven schon ein Anspruch ableiten, von anderen etwas einzufordern? Müssen sich die immer weniger Leistungswilligen von der längst zur Mehrheit gewordenen Masse der anderen erpressen lassen? In der Ökologie sind Systeme wie unser moderner Wohlfahrtsstaat bekannt und gut erforscht – dort nennt man sie "selbstaufzehrende Systeme". Der Wohlfahrtsstaat sägt sich selbst den Ast ab, auf dem er sitzt.

Anstatt sich um die letzten - ohnehin bereits auf Kredit finanzierten - Stücke des Kuchens zu zanken, wäre es nicht sinnvoller, darüber nachzudenken, wie wir in einer globalisierten Welt möglichst viele Menschen in unserem Land motivieren können, an der Vergrößerung des Kuchens mitzuwirken, damit auch weiterhin Kuchen zum Verteilen da ist?


Der Autor: Werner Becher ist erfolgreicher Unternehmer und Manager, hat als Ex-Bundesparteivorsitzender des Liberalen Forum (LIF) Einblick in die politischen Zusammenhänge. Als bekennender Neoliberaler wirft er in seinem Anfang Februar 2011 erscheinenden Buch "Weicheier machen nicht satt – Eine Abrechnung mit Feiglingen, Mitläufern und Ja-Sagern" einen kritischen Blick auf die Zustände in der Welt und zeigt offen sowie schonungslos auf, welche wirtschaftlichen Abgründe uns dadurch erwarten.

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