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"Alaba - momentan ein Nonplusultra"

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relevant Redaktion

Herzog: "Alaba - momentan ein Nonplusultra"

18.05.2012
Der ehemalige Fußball-Profi und Co-Trainer des amerikanischen Nationalteams im relevant-Interview - über seine Arbeit in den USA, den heimischen Nachwuchs und Europas Top-Ligen.

Andreas Herzog ist von Amts wegen derzeit viel in Europa und den USA unterwegs. Für ein Interview mit Journalistin Irina Salewski nahm sich der vielbeschäftigte Assistenztrainer von Jürgen Klinsmann dennoch Zeit.


relevant: Herr Herzog, wie kam es zu der Zusammenarbeit zwischen Ihnen und Jürgen Klinsmann?

Andreas Herzog: Jürgen Klinsmann, der Teamchef vom US-Nationalteam, hat mich bereits 2004, als ich noch aktiver Spieler war, gefragt, ob ich nicht für Los Angeles Galaxy spielen möchte. Seit damals hatten wir ein sehr gutes Verhältnis. Als er mir daher angeboten hat, seinen Betreuerstab zu verstärken, hat es für mich kein langes Hin und Her gegeben. Ich habe sofort zugesagt, obwohl ich beim ÖFB als U21-Teamchef auch einen schönen Job hatte.

So leicht ist Ihnen die Entscheidung gefallen?

Naja, ich war ja doch schon länger beim ÖFB. Da habe ich mir gedacht, es wäre wieder Zeit, dass ich einmal etwas Neues mache. Und es hat perfekt gepasst. Ich lebe ja auch noch in Österreich und fliege nur zu den Länderspielen rüber.


"Für amerikanische Legionäre zuständig"

Könnten Sie uns Ihre Tätigkeit im US-Nationalteam näher beschreiben?

Ich bin gemeinsam mit Martin Vasquez Assistenztrainer. Jürgen und Martin leben in Amerika und beobachten alle MLS-Spieler (Major League Soccer). Ich bin gemeinsam mit Matthias Hamann, der mich als Scout unterstützt, für die amerikanischen Legionäre zuständig.

Das heißt, Sie sind viel unterwegs.

Ja, sehr viel. Daraus besteht der Großteil meines Jobs. Ich reise in der Woche zwei, drei Tage quer durch Europa und sehe mir unsere US-Spieler an.

Wo genau hat der US-Verband seinen Sitz?

In Chicago. Aber ich bin nicht immer dort. In letzter Zeit waren wir zum Beispiel in Phoenix, Florida und Washington. Eben je nachdem, wo die Spiele gerade stattfinden.

Wie ist es, mit Klinsmann zusammenzuarbeiten?

Es ist total interessant, weil er ein sehr innovativer Trainer ist, seinen Kollegen auch Verantwortung überträgt und sie richtig arbeiten lässt.

Wie unterscheidet sich das Arbeitsklima im US-Verband von jenem in europäischen Fußballvereinen?

Im Großen und Ganzen gibt es keinen Unterschied. Ich bin aber auch erst seit Jänner dabei. Es gibt taktisch die gleichen Geschichten, aber auch verschiedene Einflüsse. Amerikanische Latinos etwa haben eine etwas andere Mentalität. Aber das ist in Europa auch nicht anders.


"Fußball wird in den USA immer wichtiger"

Welchen Stellenwert hat Fußball in den USA?

Er wird immer wichtiger, liegt aber immer noch hinter den traditionellen Sportarten wie American Football oder Baseball. Deswegen ist es wichtig, dass wir in den nächsten Jahren auf internationalem Niveau noch erfolgreicher werden. Im Nachwuchsfußball sieht es schon ganz gut aus. Die Kinder, ganz egal ob Bub oder Mädchen, sind fußball-verrückt.

Interessieren Sie sich für die typischen amerikanischen Sportarten?

Ja, für American Football habe ich mich schon immer interessiert, für Baseball etwas weniger. American Football, Basketball und vor allem Eishockey sehe ich mir sehr gerne an.

"Spanische Liga die beste"

Die beste Liga Europas Ihrer Meinung nach?

Meiner Meinung nach ist die spanische Liga die beste. Vom Publikum und dem gesamten Drumherum her wiederum ist es für mich die deutsche.

Die Premier League dagegen halte ich für überschätzt. Ich habe viele Spiele in England gesehen. Manchester United etwa hat nicht die Qualität der letzten Jahre. Chelsea ist im Champions-League-Finale, da muss ich meinen Hut ziehen. Aber im Endeffekt war die Mannschaft schwächer als Barcelona. Sie hat nur die Gunst der Stunde genutzt.

Wo würden Sie da die österreichische Liga einordnen?

Es gibt vielleicht vier, fünf Top-Ligen in Europa, dahinter kommen dann die anderen Ligen - da gehört die österreichische Liga für mich auch schon dazu.

Was sind die fünf Top-Ligen?

Die spanische, die deutsche, die englische. Die italienische gehört auch noch dazu, wobei sie auch schon ein bisschen hinterher hinkt. Dann kommen vielleicht noch Frankreich und Portugal ... Holland kann man auch noch dazu zählen. Und der Rest liegt eng beieinander.


"Koller macht guten Job"

In Österreich gibt es sehr viel Potential im Nationalteam. Warum konnte man dieses Potential noch nicht erfolgreich nutzen?

Ich denke, dass seit langer Zeit wieder ein richtiges Potential vorhanden ist. Das sind jedoch noch alles sehr junge Spieler. Aber wenn man im Herbst vor allem die Spieler aus der deutschen Bundesliga heranzieht, die auch schon eine sehr gute Entwicklung hinter sich haben - wie Harnik, Fuchs oder Alaba - dann wird es sicherlich bald eine schlagkräftige Nationalmannschaft geben. Ich glaube auch, dass Marcel Koller einen guten Job machen und dazu beitragen wird.

Welche Zukunft prophezeien Sie Ihren U21-Schützlingen?

Sie verfolge ich natürlich immer mit einem besonderen Auge! Da sind ja auch schon einige bei der A-Nationalmannschaft dabei. In dem Alter kann man schon zu 70 Prozent sagen, wohin der Weg führen kann, hundertprozentig weiß man es nie. Mit 20 muss man eigentlich schon fast ein fertiger Spieler sein.

Es gibt von der UEFA wissenschaftliche Studien, die besagen, dass man mit 19 Jahren ein fix fertiger Fußballspieler sein müsste, wenn man ein großer werden will.

Wäre Alaba ein Paradebeispiel dafür?

Ja, er ist momentan ein absolutes Nonplusultra im österreichischen Fußball.

Heißt das, dass der österreichische Fußball endlich wieder einen Helden hat?

Ja, und das braucht er natürlich auch. Ich denke aber, dass es auch noch einige andere Spieler gibt. Ganz allein an David darf man es nicht aufhängen. Bei Bayern hat er ja auch richtig gute Mitspieler. Aber er ist sicherlich einer, der außergewöhnliche Fähigkeiten hat.


"Deutschland und Spanien sind EM-Favoriten"

Ihr Tipp: Wer wird Fußball-Europameister?

Für mich sind Spanien und Deutschland die Favoriten. Aber ich glaube nicht, dass Spanien dreimal hintereinander einen Titel holen kann. Die Qualität haben sie, aber ein Quentchen Glück gehört ja auch immer dazu.

Ich denke es wird Deutschland, wobei man Holland wieder stark zu den Favoriten zählen muss. Und vielleicht sogar die Italiener, weil die auch immer wieder, wenn's darauf ankommt, da sind.

Wir sitzen hier bei einer Veranstaltung von Wettpunkt, dessen Testimonial Sie sind. Wetten Sie auch gerne?

Ich bin momentan sehr viel unterwegs und klicke mich im Hotel immer ins Internet rein. Auf der Wettpunkt-Seite kriege ich immer einen guten Überblick über alle Ergebnisse. Da platziere ich natürlich die eine oder andere Wette, wobei ich bis jetzt noch nicht viel gewonnen habe.

Ich halte immer zu einer Mannschaft, wette aber dann auf die andere. In diesem Fall gewinne ich so oder so.


"Vertrag bis 2014"

Planen Sie, beruflich nach Österreich zurückzukommen?

Ja, der Vertrag lauft jetzt bis zur WM 2014 und da hoffen wir, dass wir uns qualifizieren und erfolgreich sind. Sonst bin ich eher schon früher da.

Interview: Irina Salewski

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