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"Klassik und Oper - der ultimative Kick"

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relevant Redaktion

Wemhoff: "Klassik und Oper - der ultimative Kick"

18.12.2012
Der beliebte Radiomoderator von Klassik Radio über seine liebste Musik, seine liebsten Filme und: seine Liebe zu Österreich.

In Österreich kann Klassik Radio bereits auf zwei UKW-Frequenzen in Tirol empfangen werden. Die restliche - stetig wachsende Fangemeinde des in Hamburg ansässigen Radiosenders bedient sich des digitalen oder Webradios.

Seinen Erfolg macht dabei die seltene Mischung aus klassischer und orchestraler Filmmusik aus. Als offizielle Werbestimme bedient sich Klassik Radio überdies einer bekannten Stimme: Daniela Hoffmann, Synchronsprecherin von Julia Roberts.

Bekannt wie beliebt ist auch er: Holger Wemhoff, der mit seinen Nachmittagssendungen und den von ihm zusammengestellten CD-Kompilationen im Lauf der Jahre viele Fans gewonnen hat - auch in Österreich. Ein Grund mehr für relevant-Redakteurin Ute Rossbacher, den Moderator zum Interview zu bitten.

 

relevant: Herr Wemhoff, welcher Komponist oder welches Musikstück hat Ihre Liebe zur klassischen Musik geweckt?

Holger Wemhoff: Das war definitiv Georges Bizets "Carmen". Ich war sechs und habe heimlich am Nachmittag Fernsehen geschaut - das durfte ich nicht einfach so, als meine Eltern unterwegs waren. Da lief die Zeichentrickserie "Komische Oper" - ich war geflasht, wie im Fieber! Als sie nach Hause kamen, fragten sie mich, ob ich krank wäre, da hab' ich gebeichtet.

In Ihrer Kurzbiografie auf der Website von Klassik Radio schreiben Sie, dass Sie den Radiosender schon immer gerne hörten. Wie war es für Sie, plötzlich für Ihren Lieblingsradiosender zu arbeiten?

Damit ging tatsächlich seinerzeit - ich habe 1995 angefangen - ein Traum in Erfüllung!

 

"Nur nicht alt klingen"

In all den Jahren habe ich das Gefühl, dass es Klassik Radio gut gelingt, mit der Zeit Schritt zu halten und gleichzeitig für die HörerInnen das Vertraute zu bewahren - die Stimme von Daniela Hoffmann (Synchronstimme von Julia Roberts), die Sendeformate, die ModeratorInnen. Wie empfinden Sie dieses Verhältnis von der Warte des Moderators und Programmgestalters aus?

Auch wenn ein Sender wie unserer zu 75 Prozent Klassik spielt und damit das vielleicht augenscheinlich "älteste" Programm der gesamten Musikgeschichte, heißt das noch lange nicht, dass man auch alt klingen muss. Und man wäre dumm, Sendeformate, die sich bewährt haben, irgendeinem Zeitgeist zu opfern.

Nahezu alle Moderatoren, die hier arbeiten, lassen sich eben auch von Klassik begeistern. Ich beispielsweise freu' mich genauso heftig auf ein neues Album von meiner Lieblingssopranistin Diana Damrau wie sich Popfans auf ihre neue "Adele" freuen, und genau so muss das das auch auf Klassik Radio klingen, also defintiv nicht nach dem Motto: "Die weltweit gefeierte Koloratursopranistin Diana Damrau hat nahezu unbekannte Schätze großer Belcanto-Heroen gehoben ..." Das ist grauenhaft!

Bei mir heißt es: "An der New Yorker MET ist das Publikum nahezu hysterisch, wenn sie auftritt! Und wenn Diana Damrau ein hohes ES in die Menge schleudert, soll es Fans geben, die in Ohnmacht fallen - leider zähl' ich auch dazu ..."

Klassik Radio unterscheidet sich programmatisch von anderen Sendern, als es neben klassischer auch Film- und abends Lounge-Musik bietet. Wo verläuft für Sie persönlich die musikalische Grenze, ab der Sie sagen, dass ist nicht mehr Klassik Radio? Ich denke etwa auch an die Entscheidung vom vergangenen Jahr, die Oscar-prämierte Filmmusik zu "The Social Network" nicht zu spielen.

Abhängig von verschiedenen Programmchefs der letzten Jahre - ich bin ja "nur" stellvertretender Programmchef (lacht) - haben wir meiner Meinung diese Grenze in den letzten Jahren sogar leider mehrfach überschritten, wenn z.B. versucht wurde, George Michael oder Sting mit sanfteren Songs oder Teile der Lounge ins Tagesprogramm zu heben. Da gehören sie nicht hin. Und das haben uns die Hörer auch quittiert, in dem sie abgeschaltet haben. Gott sei Dank waren das nur "leicht verirrte Momente".

 

"Mit Klassik wird kein Tag langweilig"

Ob "Wemhoffs 5" oder Ihre CD-Kollektionen: Man spürt, dass Sie für die klassische Musik leben. Gibt es darüber hinaus noch andere Musikrichtungen, in denen Sie sich daheim fühlen?

Also ehrlich gesagt oute ich mich gerne als "Fachidiot". (lacht) Neben Filmmusik sind es tatsächlich vor allem Klassik und Oper, die mir den ultimativen Kick geben. Und auch, wenn viele vielleicht anderer Meinung sein mögen: Kein einziger Tag wird mit dieser Musik langweilig!

Sie kennen etliche Klassikstars und Filmmusik-Komponisten persönlich. Gibt es Begegnungen, die Sie besonders beeindruckt oder berührt haben?

Jaaaaaa! Meine intensivsten Begegnungen hatte ich mit Dirigentenlegende Wolfgang Sawallisch, Schauspiellegende Peter Ustinov, aber auch mit den Stars von heute, allen voran mit den beiden Sopranistinnen Diana Damrau und Simone Kermes. Mit beiden ist über die Zeit eine richtige Freundschaft entstanden. Das macht mich vor allem sehr glücklich - und auch ein klein wenig stolz. (lacht)

Sie weisen in Ihrer Moderation gelegentlich auf Ihre private und lieb gewordene Filmsammlung hin. Welche Filme gehören für Sie unbedingt in die Liste der "Wemhoffs 5"?

Eine herrliche Frage und so entsetzlich schwierig zu beantworten, aber ich versuch's mal! Also, in der Reihenfolge:

5. "Tatsächlich Liebe" - herrlichster Weihnachtskitsch
4. Hitchcocks "Fenster zum Hof" - für mich sein Meisterwerk!
3. "Saint Ralph - Ich werde laufen" - eine kleine britische Independent-Perle
2. "The Innocents" - wunderbar viktorianischer Grusel von 1960 nach einem meiner Lieblingsbücher "The Turn of the Screw" von Henry James
1. Die Nacht des Jägers - für mich der größte Film aller Zeiten, Charles Laughtons einzige Regiearbeit mit Robert Mitchum in der Rolle seines Lebens!

Und nicht zu vergessen: Ich bin der totale Serienjunkie! Was würd' ich (momentan) ohne "Grey's Anatomy", "Shameless" und Co. nur anfangen? (lacht)

 

"Österreichisch - der herrlichste Dialekt"

In Ihren Sendungen erhalten Sie regelmäßig HörerInnen-Anrufe aus Österreich. Man spürt, dass Sie sich darüber ehrlich freuen. Was verbinden Sie persönlich mit diesem Land?

Nur Schönes! Und vor allem schönes Musikalisches! Als 16-Jähriger habe ich zum ersten Mal vor der Wiener Staatsoper campiert, um meine "Jugendhelden" Giuseppe Sinopoli, Agnes Baltsa, Mirella Freni, Claudio Abbado und Co. zu sehen und zu hören - im Stehparkett, für ein paar Schillinge damals.

Und bitteschön nicht zu vergessen - der herrlichste Dialekt und die besten Schnitzel! Darauf a Stamperl!!!

Interview: Ute Rossbacher

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