Quelle: ZAMG

Interviews

Weitere Meinungsthemen

Weltraummüll: Gefahr im All

Science Photo Library/picturedesk.com

relevant Redaktion

Weltraummüll: Gefahr im All

27.03.2012
600.000 Schrottteilchen fliegen in den Umlaufbahnen der Erde umher und machen Weltraummissionen zusehends schwieriger.

Für die sechsköpfige Besatzung der Internationalen Raumstation (ISS), die vorübergehend wegen Weltraummüll-Alarm evakuiert werden musste, ist die Gefahr gebannt. Vorerst zumindest. Denn Weltraummüll ist in den letzten Jahren zu einer ernsthaften Herausforderung für die Raumfahrt geworden.


6.000 Tonnen Weltraummüll

Geschätzt wird, dass sich derzeit mehr als 600.000 Schrottteilchen mit mehr als einem Zentimeter Durchmesser in den Umlaufbahnen rund um die Erde befinden. Das entspricht in etwa 6.000 Tonnen Abfall. Als kritisch gilt, dass nur rund 13.000 dieser Teilchen durch das amerikanische Space-Surveillance-Programm erfasst und so lokalisiert werden können.

Aufgrund der hohen Geschwindigkeit können die umherfliegenden Schrottteile und -partikel enorme Schäden anrichten. Diese reichen von der Beschädigung der Außenhülle über Plasmaentladungen bis hin zu lebensgefährlichen Verletzungen von Astronauten.

Die Gefahren, die im Weltraummüll liegen, hat Donald J. Kessler bereits Ende der 70er-Jahre erkannt. Der NASA-Berater ging davon aus, dass Weltraumschrott für Satelliten eines Tages eine größere Gefahr denn natürliche Meteoriten darstellen werde.

Technisch gesehen können Space Shuttles, die Raumstation ISS oder Satelliten Ausweichmanöver einleiten, wenn Gefahr durch Weltraummüll droht. Dazu ist allerdings eine entsprechende Vorlaufzeit erforderlich. Die im Fall der ISS zu Wochenbeginn nicht mehr gegeben war und die Besatzung daher zur kurzfristigen Evakuierung in eine angedockte Raumkapsel zwang.


Friedhof der Schrottteile

Um das von Kessler befürchtete Szenario, dass Weltraumflüge aufgrund der massiven Allverschmutzung eines Tages nicht mehr möglich sind, zu verhindern, treibt die Europäische Weltraumorganisation (ESA) die Entwicklung von ROGER (Robotic Geostationary Orbit Restorer) voran. Dieser soll mittels eines Wurfnetzes umherfliegende Schrottteile einsammeln und sie in eine weiter entfernte Umlaufbahn ziehen - Wikipedia spricht von einem "Friedhofsorbit".

Erwiesen ist: Weltraummissionen werden durch die Allverschmutzung nicht nur gefährlicher, sondern auch kostspieliger. Alleine aufgrund des höheren Treibstoff-Verbrauchs, wenn es zu Ausweichmanövern kommt. Die, wie die Praxis zeigt, häufiger nötig sind, als man denken möchte: Allein bis 2009 musste die ISS acht Ausweichmanöver durchführen. Zum Glück erfolgreich.

Ute Rossbacher

Home
Politik
Chronik
Wirtschaft
Sport
Kultur
Society
Life
Reise
Motor
Hightech