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Die Zukunft: mobil ohne Auto statt Automobil

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relevant Redaktion

Die Zukunft: mobil ohne Auto statt Automobil

15.08.2012
Wenn immer mehr Büro-Arbeit von zu Hause aus verrichtet werden wird, wie Zukunftsforscher meinen, bleibt das nicht ohne Folgen für den Straßenverkehr. Auch die Industrie hat das erkannt und ist dabei, das "Auto neu zu erfinden".

Schon heute machen immer weniger Jugendliche den Führerschein - Tendenz weiter fallend. Umfragen ergeben, dass für jene das Smartphone zum wichtigeren Statussymbol als das Auto geworden ist. Und aus Kostengründen beides gleichzeitig nur für wenige leistbar ist.


Vision: autofreie Städte

Vor allem in großen Städten lässt sich die Entwicklung "weg vom Auto" bereits deutlich beobachten. In Berlin etwa liegt der Anteil an Fußgängern, Radfahrern und Benützern öffentlicher Verkehrsmittel mittlerweile bei 68 Prozent. "Das", weiß Susanne Hörr von der Berliner Zeitung, "erreicht keine (andere, Anm.) deutsche Stadt".

Zumindest noch nicht. Denn gerade die Städte werden sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten räumlich ausdehnen bzw. Einwohner dazugewinnen, sind Experten überzeugt. "Mobilität wird also vor allem eine Herausforderung für die Metropolen der Welt werden. Und herkömmliche Autos nehmen hier einfach zu viel Platz weg", betont Thomas Weiss von Auto Scout 24 in diesem Zusammenhang.

Dazu passen auch die Bestrebungen der Grünen, mehr autofreie Zonen in Wien zu schaffen. Konkret plant Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou, die Mariahilfer Straße schon bald autofrei zu machen. Vergleichbare Konzepte wurden bereits in Paris und Städten in Italien und der Schweiz erfolgreich umgesetzt. Ein Konzept, das andere Länder sogar noch weiter treiben. In der Öko-Modellstadt Masdar City in den Vereinigten Arabischen Emiraten sollen überhaupt keine Autos fahren dürfen, stattdessen legen die rund 5.000 Einwohner weitere Distanzen via Personal-Rapid-Transit-Netzen zurück. Ähnliche Experimente gibt es in Südamerika.


Schöne neue Arbeitswelt

Bedenkt man, dass auch die Arbeitswelt vor einem grundlegenden Wandel steht, wie Zukunftsforscher Matthias Horx gegenüber Jörg Peter Urbach von wissen.de erklärt ("Etwa 20 Prozent der Arbeit wird in Zukunft von zu Hause aus erledigt."), steht die Mobilität auch noch aus anderen Gründen vor großen Veränderungen.

Wenn der Pendelverkehr nach und nach zurückgeht, wäre das wohl nicht nur aus Sicht der Betroffenen und Anrainer ein Segen, sondern auch nach Meinung von Experten wünschenswert. Denn, werden diese von Wikipedia zitiert: "In den USA nehmen Berufstätige, Studenten und Schüler bereits 25 Prozent ihrer Kalorien im Auto zu sich. In vielen Familien gibt es kein gemeinsames Frühstück im Haus mehr." Pendler seien überdies zusätzlichen Belastungsproben und Stresssituationen ausgesetzt und gerieten schneller in Isolation, heißt es.

Sie alle werden eines Tages vielleicht nicht mehr auf ein Auto angewiesen sein. Oder ganz andere fahren als heute. Zukunftsforscher Ray Hammond ist im Gespräch mit dem profil in einem sicher, wenn er an das Jahr 2030 denkt: "Keiner wird ein benzingetriebenes Auto kaufen. Schon im Jahr 2020 werden alle neuen Fahrzeuge viel 'sauberer' sein als heute." Denn sie würden nicht mehr spritbetrieben sein, sondern "Hybridfahrzeuge oder auch schon Wasserstofffahrzeuge", ergänzt er.

Nicht nur das, prophezeit der Daimler-Ingenieur Volker Störkmann gegenüber Julia Graven und Matthias Kaufmann von Der Spiegel: "Unsere Städte werden sehr viel leiser, wenn die meisten Autos elektrisch fahren."


Die neue Art des Fahrens

Die Autoindustrie ist bereits vor Jahren auf diesen Zug aufgesprungen und arbeitet an nicht weniger als der "Neuerfindung des Automobils", wie Der Spiegel von Daimler-Lenker Dieter Zetsche weiß.

Dabei geht es den Entwicklern nicht nur darum, ein klimaschonenderes oder geräuschärmeres Auto zu entwickeln, sondern die klassische Straßenverkehrsordnung völlig zu überdenken. Technologisch gesehen seien die Pläne bereits weit gediehen, bestätigt Silke Hasselmann von der ARD Tagesschau: "Die Forscher glauben, dass die Kreuzung ohne Ampeln, Unfälle und Staus näherrückt."

Burkhard Strassmann von Die Zeit präzisiert die Vorhaben der Forscher, die auch in Deutschland auf Hochtouren arbeiten: "Wenn es in Zukunft gelingt, das ohnehin durch Sensoren und bordeigene Computerberechnungen im Fahrzeug akkumulierte Wissen sinnvoll zusammenzuführen und daraus richtige Entscheidungen herzuleiten, wird der Fahrer überflüssig. Im Auto der Zukunft wird es dann nur noch Passagiere geben." Denn das Auto interagiert mit anderen Fahrzeugen und Ampelsystemen und richtet danach Route und Fahrweise aus.

Ob es tatsächlich so weit kommt, ist offen. Sicher hingegen ist, bestätigt Christian Ress von Ford auf Nachfrage des Spiegel: "Ihr Auto wird sie immer besser informieren, worauf sie achten sollten - ohne ihnen dabei auf die Nerven zu gehen."


Die kurze Fahrt am langen Weg

Und, geht es nach den Forschern, die Fahrgäste sicherer von A nach B bringen. Für die meisten Autofahrer ist das zum Glück bereits jetzt der Fall, was jedoch ganz andere Gründe haben dürfte. Denn wie der Verkehrsclub Österreich erst vor wenigen Tagen vermeldete, ist jede zweite Autofahrt in Österreich kürzer als fünf Kilometer.

Ute Rossbacher

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