Quelle: ZAMG

Interviews

Weitere Meinungsthemen

Neuer Planet entdeckt: Wir sind nicht allein

NASA/Eyevine/picturedesk.com

relevant Redaktion

Neuer Planet entdeckt: Wir sind nicht allein

07.12.2011
Mit Hilfe des Kepler-Teleskops ist es Astronomen in den vergangenen Monaten gelungen, zahlreiche verborgene Planeten im Weltall aufzuspüren. Häufig verlieren sich die Spuren wieder. Doch diesmal ist alles anders.

"Planetenjäger" William Borucki erlebt dieser Tage buchstäblich seine persönliche Sternstunde: Die monatelange Erforschung des Weltalls mit dem Kepler-Teleskop unter seiner Leitung hat einen Treffer ergeben. Kepler-22b sei, wie Astronom Setz Shostak in seinem Kommentar für The Huffington Post zwar einschränkt, kein "Doppelgänger unseres Planeten". Aber: "Von allen Planeten, die in den letzten 16 Jahren entdeckt wurden, dürfte es dort am ehesten Leben geben."

In den Worten des Entdeckers Borucki klingt das freilich enthusiastischer. Gegenüber Mike Wall von space.com jubelt er: "Das Ergebnis bedeutet einen Paradigmenwechsel. (...) Einer meiner Kollegen sagte heute bereits: 'Wir sind dabei, das Buch der Astrophysik zu schreiben.'"


Spuren im All

Denn Kepler-22b gilt aufgrund der vorliegenden Erkenntnisse als bewohnbar: 2,4 Mal größer als die Erde "umrundet er seine Sonne, die etwas kleiner und kühler ist als unsere, alle 290 Tage", vermeldet dazu das ZDF. Auch mit den Temperaturen könnte sich auch hier so mancher anfreunden: 22 Grad plus.

Ob es Wasser bzw. Leben auf Kepler-22b gibt, wird ebenso noch untersucht wie die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre und die Oberfläche des Planeten. Die bisherigen Daten lassen die Astronomen jedoch hoffen. Hätte die Sache Andy Bloxham von The Daily Telegraph zufolge nicht einen Haken: "Der Planet ist 600 Lichtjahre von der Erde entfernt."


Ist da jemand?

Dessen ungeachtet jedoch reicht die bahnbrechende Entdeckung von Kepler-22b auf jeden Fall, um die Diskussion über außerirdische Lebensformen anzuheizen. Gegenüber The Daily Telegraph betont der Wissenschafter Alan Boss: "Die Entdeckung nährt den Glauben, dass wir uns in einem Universum voller Leben befinden."

Auch sein Kollege Seth Shostak (The Huffington Post) stimmt - an seine Leser gerichtet - dieser Einschätzung zu: "Ihr alle seid unglaublich außergewöhnlich. Aber die laufenden Entdeckungen des Kepler-Teleskops garantieren, dass eure Generation die letzte sein wird, die das noch ungerührt feststellen kann."

Davon ist die SETI-Forschung (Suche nach außerirdischer Intelligenz) ohnehin schon längst überzeugt. Bereits 1977 sorgte das Wow!"-Signal (der Empfang der Zeichenfolge "6EQUJ5" aus dem All, die über das "Big-Ear"-Teleskop der Universität von Ohio einging), für Aufsehen.

Stephen Hawking jedoch warnt vor übersteigerten Erwartungen. So seien, erklärt er, im All wohl mehrheitlich einfache denn intelligente Lebensformen anzutreffen. Eine Vorstellung, mit der der britische Wissenschafter offenbar auch besser leben kann, denn - wird er vom Handelsblatt zitiert: "Wenn uns Außerirdische jemals besuchen, wird der Ausgang, so denke ich, genauso sein wie die Landung von Christopher Columbus in Amerika, was für die Eingeborenen nicht sehr gut ausging."

Wenig Freude hat Hawking daher auch damit, dass SETI-Forscher vermehrt Signale ins Weltall senden, in der Hoffnung, dass diese erwidert werden. Gelassen entgegnet Kritikern wie ihm der Astronom Frank Drake im Gespräch mit Harald Zaun von Telepolis: "Wir senden schon seit vielen Jahren Radiosignale ins All, die auf unsere Existenz hindeuten. Alle warnenden Stimmen kommen leider zu spät."

Das Kepler-Teleskop eröffnet unterdessen der Forschung ungeahnte Einblicke in die Weiten des Weltalls. Gegenüber Allie Haake von Popular Mechanics gewährt William Borucki Einblicke in die Arbeit seines Teams: "Wir erhalten diese wunderbaren Daten, und je länger man sie studiert, desto kleinere Planeten findet man auch. Und je länger man sie betrachtet, desto mehr Planeten entdeckt man in der bewohnbaren Zone. Das ist einfach die wunderbarste Mission, die je gestartet worden ist."


Branson auf "All-Tour(s)"

Der britische Milliardär Richard Branson hat soeben seine persönliche Weltraum-Mission gestartet: Ab Ende 2012 sollen von seinem - und weltweit ersten und einzigen - Weltraumflughafen in New Mexiko regelmäßig Flüge im "SpaceShipTwo" (das "sexyste Raumschiff aller Zeiten", so Branson laut Der Spiegel) für Privatpersonen veranstaltet werden.

Das Procedere: In 15 Kilometer Höhe wird die Kapsel "WhiteKnightTwo" von dem Raumschiff abgekoppelt, und die Passagiere erleben die Schwerelosigkeit.

Umgerechnet 135.000 Euro soll das Abenteuer pro Person kosten; inkludiert ist ein Camp, dass Interessierte körperlich auf die Bedingungen im Weltall vorbereitet. Beim Premierenflug will Branson überdies mit seinen beiden Kindern höchstpersönlich mit an Bord gehen.


Neue Ära

Das so ferne Weltall rückt durch beides - private Weltraumflüge und wissenschaftliche Erkenntnisse - noch ein wenig näher an uns heran. Und ändert langsam aber sicher auch unser Selbstverständnis, ist Frank Drake im Interview mit Der Spiegel überzeugt: "Wir sind definitiv nicht allein. Allerdings ist es sehr schwer, die Außerirdischen aufzuspüren."

Vermutungen, die Borucki gegenüber Mike Wall (space.com) ohne weitere Beweise noch nicht anstellen will: "Wenn man wertvolle Antworten erhalten möchte, muss man sich die Mühe machen, die richtige Antwort zu finden statt zu spekulieren. Weil die Spekulation einem letztlich nie etwas Brauchbares bringt."

Ute Rossbacher


Home
Politik
Chronik
Wirtschaft
Sport
Kultur
Society
Life
Reise
Motor
Hightech