Quelle: ZAMG

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Bortolotti: "Mein Ziel ist die Formel 1"

James Bearne

relevant Redaktion

Bortolotti: "Mein Ziel ist ganz klar die Formel 1"

07.10.2011
Der Wahlwiener und frisch gebackene Formel-2-Champion, Mirko Bortolotti, im relevant-Interview.

"Mirko Bortolotti ist ein würdiger Gewinner der Formel-2-Meisterschaft. Wir haben ihn beobachtet und konnten beeindruckende Leistungen sehen – inklusive Punktegewinn in jeder einzelnen Runde und fünf Rennsiege."

Es ist Sir Frank Williams, der dem frisch gekürten F2-Champion und Wahlwiener Rosen streut. Der Team-Gründer und Chef des Williams F1-Teams ist auch Gastgeber für Bortolotti, der im November Testfahrten in Abu Dhabi mit den Williams-Boliden der Königsklasse absolviert. Sir Williams: "Wir freuen uns zu sehen, was Mirko in einem Formel-1-Auto zeigt." Große Ehre für das fahrerische Ausnahmetalent.

relevant.at traf einen überglücklichen Mirko Bortolotti, der die vorzeitige Meisterschaftsentscheidung in Monza sowie ausgiebiges Feiern in Mailand hinter sich gebracht hat und mitten im Rummel italienischer und österreichischer Pressetermine ist.


relevant.at: Vorab: Gratulation! Sie konnten bereits in Monza den Sack zumachen ...

Bortolotti: Danke, danke! Es war ein traumhaftes Wochenende. Wir waren von Anfang an kompetitiv. Allerdings hat mich vor dem ersten Rennen eine gelbe Flagge während meiner schnellsten Runde nur auf Startplatz 4 landen lassen. Im Rennen konnte ich dann meine Pace ausspielen, und bis auf Platz 2 vorfahren. Höhepunkt war wohl die allerletzte Runde. (lacht.)

Ich denke, ich weiß, was Sie meinen. War Ihr Überholmanöver nicht sehr riskant – wo die direkte Titelkonkurrenz doch ohnedies hinter Ihnen lag?

Wir fahren nicht Rennen, um zu cruisen, sondern um Gas zu geben (lacht)! Und: Es war ein gut kalkuliertes Manöver.

Nach dem ersten Lauf fehlten nur noch zwei Punkte. Wie hoch war der Druck, den Titel so nah vor Augen?

Der Druck ist immer hoch im Rennsport. Und sobald man ins Auto steigt, ist man zu 100 Prozent fokussiert. Auch wie ich gemerkt habe, ich baue als Führender den Vorsprung aus, bin ich jede Runde als Quali-Runde gefahren. Die Konzentration bleibt am Maximum. Wenn man sich zurücklehnt, wird's gefährlich.

Wie war das Gefühl, als Sieger und somit als neuer Champion über die Ziellinie zu fahren?

Es ist unbeschreiblich. Und ganz habe ich es immer noch nicht realisiert. Alles kommt hoch. Die lange Saison, die intensive Vorbereitung, das konstante Arbeiten – jetzt wurden wir dafür belohnt. Der Erfolg gehört allen, mit denen ich zu arbeiten die Ehre hatte in dieser Saison! Wir haben uns den Titel hart erkämpft. Keiner hat uns etwas geschenkt.

Wer waren die ersten Gratulanten?

Abgesehen von meiner Familie, die mich sehr unterstützt, und meinen großartigen Fans in Monza habe ich auch einige SMS von Ingenieuren und Funktionären aus Teams, mit denen ich in den vergangenen Jahren Formel-1-Tests gemacht habe, bekommen. Das freut mich natürlich.

Wie geht es nun für Sie weiter?

Erstens ist die Saison noch nicht zu Ende. Ich möchte am letzten Rennwochenende in Barcelona das Jahr positiv abschließen. Die Meisterschaft ist nach wie vor zu respektieren. Aber, ganz klar: Das große Ziel ist jetzt die Formel 1. In diese Richtung pushe ich jeden Tag.

Mit dem Titel in der Formel 2 haben Sie einen Grundstein gelegt. Sie haben dafür die F1-Superlizenz und eine Einladung zu Testfahrten bei Williams bekommen ...

Ja, aber ich bleibe mit den Füßen auf dem Boden. Jetzt gilt es, step by step weiter zu arbeiten. Natürlich: Williams ist Gänsehaut pur. Eines der traditionsreichsten Teams in der Formel 1. Aber ich denke nicht an mögliche Szenarien. Das bringt gar nichts. Ich bereite mich jetzt so gut wie möglich auf die Tests in Abu Dhabi vor und werde dort alles daran setzen, meine Leistungen zu bringen. Ich habe immerhin schon insgesamt sieben Formel-1-Tests machen können, und bisher bin ich mit einem Formel-1-Auto immer sehr gut zurecht gekommen. Aber es gibt sehr viele Faktoren, die beeinflussen, ob man tatsächlich den Sprung in die Formel 1 schafft.

Meinen Sie Sponsorengelder?

Zum Beispiel. Es sind jedenfalls zu viele Faktoren. Daran will ich nicht denken. Ich will mich auf die Tests konzentrieren, danach sehen wir weiter.

Und wenn es 2012 noch nicht mit der Formel 1 klappt?

Ich arbeite ganz klar in Richtung Formel 1. Aber es gibt natürlich auch andere Rennserien, die mich sehr reizen würden: DTM, GP2, World Series ... Vor allem die DTM ist eine sehr intensive Serie, die international bekannt ist und verfolgt wird – und auch einige Fahrer in die Formel 1 gebracht hat.

Wann könnte eine Entscheidung fallen, wo Sie 2012 fahren?

Das kann man nicht sagen. Ich werde weiterhin täglich an meiner Fitness und an dem bestmöglichen Package für die kommende Saison arbeiten. Es gibt genug zu tun. Und es gibt immer neue Ziele.

Interview: Sascha Bém


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