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Kurz: "Die Angriffe haben mich beschäftigt"

Alexander Tuma

relevant Redaktion

Kurz: "Die persönlichen Angriffe haben mich beschäftigt"

15.07.2011
Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz im persönlichen Gespräch über fehlenden Respekt, harte Arbeit, die Grünen – und wieso er froh ist, keine lauten Wahlslogans mehr machen zu müssen.

Er gehört zu den umstrittensten Politiker der vergangenen Monate: Sebastian Kurz, seit April Integrationsstaatssekretär der ÖVP. Mit dem "Geil-o-mobil" machte er das erste Mal die Öffentlichkeit auf sich aufmerksam, aktuell sorgt er mit dem Integrationsbericht 2011, Forderungen wie ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr oder die Einführung eines Islamforums für Aufsehen. relevant-Autor Manuel Simbürger bat Kurz zum persönlichen Gespräch. Der Talk über Wahlslogans, Alter, Respekt – und die Grünen.

Wer ist Sebastian Kurz?

Sebastian Kurz: Ein junger Politiker, der mit harter Arbeit und viel Engagement die Chancen und Herausforderungen der Integration in Österreich angeht.

Sie sind seit rund drei Monaten als Integrationsstaatssekretärs tätig. Haben Sie sich mittlerweile in diese Rolle eingelebt?

Ja – nach vielen Gesprächen mit Experten, dem Kennenlernen der Strukturen im Ministerium und vielen Terminen in den Bundesländern sind wir schon im Arbeitsalltag angekommen.


"Klarmachen, wer wofür zuständig ist"

Ihre politische Zwischenbilanz?

Mein Ziel ist es, die Themen Integration und Migration auf eine sachlichere Ebene zu bringen, wo kein Platz für Träumer oder Hetzer ist. Ein Stück weit sind wir da schon vorangekommen, vor allem auch beim Klarmachen der Unterschiede von Asyl, Migration und Integration und wer wofür zuständig ist. Ich bin für den Bereich der Integration zuständig, das heißt für alle, die legal im Land sind und mittel- oder langfristig hier leben wollen. Vor allem mit dem Integrationsbericht 2011 konnten wir wichtige Impulse für die Integration in Österreich setzen. An der Umsetzung der einzelnen Maßnahmen müssen wir jetzt Schritt für Schritt weiterarbeiten: mit allen Playern – Ministerkollegen, Ländern, Gemeinden und NGOs.

Ihre Angelobung zum Integrationsstaatssekretär war sehr umstritten, was zum Teil an Ihrem Alter lag, zum Teil wurde aber auch Ihre Kompetenz angezweifelt. Als Privatperson, nicht als Politiker gesehen: Wie geht man mit solchen Vorwürfen um?

Wer mich kennt, der weiß, dass mich die persönlichen Angriffe im Zuge meiner Angelobung natürlich beschäftigt haben, da es nicht um die Sache ging und vieles zusammengereimt war. Aber ganz ehrlich: Ich habe mich von Anfang an in die Arbeit gestürzt, da blieb kaum Zeit mich mit der unsachlichen Diskussion rund um meine Person auseinanderzusetzen. Und seit bei der Sache etwas weitergeht, liegt der Fokus auch dort.


"Sachpolitik ohne laute Mittel"

Der Öffentlichkeit wurden Sie das erste Mal im Rahmen der JVP bekannt, vor allem mit dem Wahlslogan "Schwarz macht geil" und dem "Geil-o-mobil". Ihnen wurde daraufhin von vielen Seiten Häme entgegengebracht. Aus heutiger Sicht: Sind Ihnen diese Kampagnen und Slogans peinlich?

Um sich als Jugendorganisation in einem Wahlkampf medial Gehör zu verschaffen, bedarf es oft auch "lauterer" und pointierterer Mitteln – und gerade Jungpolitikern wird auch zugestanden, dass sie pointierter oder frecher auftreten. Als Staatssekretär freue ich mich jetzt, Sachpolitik ohne diese lauten und pointierten Mittel machen zu können.

Haben es junge Menschen in der Politik generell schwer, sich Gehör zu verschaffen? Mit welchen Vorurteilen wird man da konfrontiert?

Jungpolitiker werden oft nicht für voll genommen, es wird Unerfahrenheit unterstellt und dass sie nur fordern anstatt aktiv mitzuarbeiten. Genau deshalb habe ich die Einladung zur Mitarbeit in der Bundesregierung gerne angenommen: um zu zeigen, dass auch wir Junge konkrete Vorstellungen und die Bereitschaft zum harten Arbeiten haben.

Hat sich die Meinung über Sie, sowohl seitens der Gesellschaft, als auch der Politiker-KollegInnen, in den letzten Monaten geändert?

Bei denen, die mich schon kannten, nicht. Ich glaube aber, dass einige Menschen positiv überrascht waren, die vorher etwas skeptisch waren, ob ich die Aufgabe auch gut erfüllen werde.

Sie haben in sehr kurzer Zeit mit vielen Vorstößen auf sich aufmerksam gemacht – mit dem zweiten verpflichtenden Kindergartenjahr zum Beispiel und aktuell mit dem Integrationsbericht. Haben Sie das Gefühl, etwas beweisen zu müssen? Böse Zungen behaupten, Ihre Forderungen sind rein populistischer Kultur ...

Ich möchte in der Sache etwas weiterbringen – dazu gehört, dass gearbeitet wird, dass Vorschläge gemacht werden und diese dann umgesetzt werden. Diese Maßnahmen finden auch die Zustimmung von Experten. Mehr Sprachförderung durch einen verlängerten Kindergarten ist notwendig, nicht populistisch.

Das zweite verpflichtende Kindergartenjahr und die Auflösung sogenannter "MigrantInnen-Ghettos" fordern seit langem auch schon die Grünen ... Wollen Sie vielleicht sogar eine Annäherung zwischen ÖVP und Grüne erreichen?

Was ich will ist, dass Integration funktioniert. Jeder, der einen positiven Zugang unterstützt, ist gerne zur Mitarbeit eingeladen.


"Wenig Zeit für Freunde und Partys"

Ihre berufliche Karriere ist Aufgrund Ihres Alters eher ungewöhnlich. Leben Sie privat das Leben eines "typisch 24-Jährigen", inklusive Partys und Essen in Hotel Mama?

Ich arbeite schon seit sechs Jahren und engagiere mich politisch. Es bleibt wenig Zeit für Familie, Freunde und Partys. Für mich ist es keine Frage des Alters, sondern der Lebenssituation, wie man seine Freizeit verbringt.

Wie stellen Sie sich Ihre Zukunft in der Politik vor?

Ich möchte als Integrationsstaatssekretär gute Arbeit leisten und etwas weiterbringen. Was danach kommt, steht in den Sternen.

Interview: Manuel Simbürger

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