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FrechDAX - die Wirtschaftskolumne

Der FrechDAX

Der Bombenhagel aus dem EZB-Hubschrauber

23.10.2014
Die Geldpolitik der EZB ist an ihrem Ende angekommen. Ohne bisher auch nur einen Hauch von Wirkung zu zeigen, meinen immer noch Ökonomen, die Zentralbank sei einfach noch nicht weit genug gegangen.

In seinem 1968 erschienen Werk „The Role of Monetary Policy“ lässt sich der den Monetaristen zurechenbare Wirtschaftsnobelpreisträger Milton Friedman auf ein interessantes Gedankenexperiment ein: was würde passieren, wenn die Zentralbank frisch gedrucktes Geld von einem Hubschrauber auf die Bevölkerung regnen lässt?

Für Friedmann war klar, dass eine Ausdehnung der Geldmenge zwangsläufig zu steigender Inflation führen muss. Er argumentiert, dass mehr Geld bei den Menschen automatisch zu steigender Konsumnachfrage und diese bei funktionierenden Märkten zu einem Anstieg der Preise führen müssen. Genau auf diesen Effekt hoffen die Europäische Zentralbank (EZB) und die Japanische Zentralbank (BoJ) seit Jahren, weil sie sich eine Ankurbelung der Wirtschaft durch eine massive Ausweitung der Geldmenge erwarten.

Doch bisher zeigt die expansive Geldpolitik des „Quantitative easing“ (QE) exakt null Wirkung. Obwohl die die EZB den Finanzsektor mit immer mehr „Fiat Money“ und durch immer weiter gesenkte Zinsen mittlerweile quasi zum Nulltarif flutet, ist in der Realwirtschaft noch immer ziemlich exakt nullkommanull Wirkung zu messen.

Warum ist das so? Hat sich Friedman etwa gar geirrt und damit zu Unrecht den Wirtschaftsnobelpreis bekommen? Die Antwort ist einfach: nein! In der Praxis zeigt sich schlicht und einfach, dass es die Billionen an frisch gedruckten Euros nicht weiter als bis zu den Finanzinstituten schaffen. Dort werden sie direkt in Finanzmarkt-Instrumente gesteckt und feuern damit eine neue gigantische Blasenbildung an. In der sogenannten „Realwirtschaft“ kommt hingegen nichts davon an und kann damit weder zu mehr Konsum noch zu der erhofften höheren Auslastung von Fabriken und damit letztendlich auch nicht für zusätzliche Jobs sorgen.

Warum deshalb das Gedankenexperiment von Friedman nicht zum Leben erwecken und wirklich jedem der rund 300 Millionen Bürger der Euro-Zone tatsächlich direkt 1.000 Euro auf das Konto überweisen, fragen sich ernsthaft immer mehr Ökonomen. Anstatt wie derzeit von der EZB geplant, einen weiteren Billionenbetrag zusätzlich den Banken zur Verfügung zu stellen und/oder damit direkt Staatsanleihen aufzukaufen, könnte die EZB doch einfach die Hubschrauber-Idee umsetzen und das Geld direkt den Konsumenten ohne Umweg über Banken zur Verfügung stellen. Damit wäre garantieren, meinen sie, dass all die zusätzliche Liquidität endlich direkt bei den Konsumenten ankommen  und die erwünschten positiven Effekte eines steigenden Konsums und der nachgelagerten Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze  bringen würde.

Allen, die sich diese Frage ernsthaft stellen und es sind leider immer mehr Ökonomen, die diese Option ernsthaft diskutieren, darf mit auf den Weg gegeben werden, eventuell auch mal ganz kurz an den Tag danach zu denken. Unbestritten ist wohl, dass eine derartige einmalige Aktion gewiss für mehr Konsum sorgen würde und als politisch erfreulichen Nebeneffekt über die Mehrwertsteuer auch zusätzliches Geld in die klammen Staatskassen spülen würde. Aber aus so einer einmaligen Aktion würde sicher keine Inflation resultieren und Arbeitsplätze können von einem Strohfeuer in der harten Realität auch keine geschaffen werden.

Dazu müsste die EZB konsequenterweise nicht nur einmalig sondern müsste zukünftig wohl regelmäßig ihren Geld-Hubschrauber aufsteigen lassen. In der Praxis müsste ihr Euro-Heli wohl zumindest monatlich starten, um tatsächlich einen höheren Konsum und damit auch eine steigende Nachfrage am Arbeitsmarkt zu generieren.

Doch diesen höheren Konsum würde es in der realen Welt auch dann nur sehr kurz geben. Denn die Preise und damit die Inflation würden durch die steigende Nachfrage sofort anziehen. Und genau hier liegt der schwerwiegende Denkfehler vieler vornehmlich in der Denkschule John Maynard Keynes verhafteter Ökonomen  vor. Denn wenn alles plötzlich mehr kostet, haben die Menschen absolut nichts davon, dass sie plötzlich mehr Geld in der Tasche haben. Denn um dieses Geld bekämen sie dann nicht mehr Waren und Dienstleistungen, als zuvor ohne EZB-Geld. Die Preise würden lediglich auf ein höheres Niveau klettern, es könnte sich aber niemand mehr leisten, weshalb es auch in den Fabriken nicht mehr zu tun gäbe und damit auch kein einziger Arbeitsplatz geschaffen würde.

Die gleichen Ökonomen wie heute würden dann noch immer schreien, dass die EZB einfach noch nicht genug unternommen habe. Anstatt eines monatlichen solle doch besser ein wöchentlicher Hubschrauberstart vorgenommen werden. Kurze Zeit später würde dann mangels Ergebnissen ein täglicher und dann ein stündlicher Geldregen gefordert werden, um das stark an das Schlaraffenland erinnernde Pyramidenspiel namens „Fiat Money“  weiter künstlich am Leben erhalten zu können.

Der einzig reale und nachhaltige Effekt, der damit erzielt werden würde, wäre aus einer ursprünglich als „hartem“ Euro konzipierten Währung einen Fiat-Euro exakt nach Vorbild der alten italienischen Lira zu machen. Das EZB-Chef Mario Draghi genau aus diesem Land stammt und zuvor dort Notenbankpräsident war, ist wohl nur reiner Zufall. Wie es sicher auch nur auf reinen Zufall zurückzuführen ist, dass historisch sämtliche Weichwährungsländer in der Wettbewerbsfähigkeit immer weiter hinter Hartwährungsländer zurückgefallen sind und sich eine weiche Währung langfristig noch nie als Problemlösung sondern immer nur als Selbstbetäubungsdroge herausgestellt hat. Ländern wie Italien, Griechenland und viele südamerikanische Ländern können davon ein Lied singen, wie man seine Wirtschaft durch eine immer geringer werdende Wettbewerbsfähigkeit schädigt so die Zukunft verspielt.

„Es wäre wohl die allerletzte Aktion für die Zentralbank“, meint Ökonom Joachim Scheide vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel zur Idee des Geld-Hubschraubers. Sogar Boulevard-Leser würden dann wohl durchschauen, dass jegliches Vertrauen in den Wert von der EZB bunt bedruckten Papiers nicht länger gerechtfertigt ist. Wenn dieser Weg demnach unweigerlich zum Ende der EZB und damit des staatlichen Geldmonopols führen muss,  sollte man sich als Liberaler dieses Szenario dann fast wünschen?

 Der Autor: Werner Becher ist erfolgreicher Unternehmer und Manager, hat als Ex-Bundesparteivorsitzender des Liberalen Forum (LIF) Einblick in die politischen Zusammenhänge. Als bekennender Neoliberaler wirft er in seinem Buch "Weicheier machen nicht satt – Eine Abrechnung mit Feiglingen, Mitläufern und Ja-Sagern" (Goldegg) einen kritischen Blick auf die Zustände in der Welt und zeigt offen sowie schonungslos auf, welche wirtschaftlichen Abgründe uns dadurch erwarten.

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