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Rot-schwarze Koalition unausweichlich

ROBERT JAEGER / APA / picturedesk.com

relevant Redaktion

Rot-schwarze Koalition unausweichlich

02.10.2013
Es bedurfte viel Fantasie, um echte Alternativen zu sehen.

Die Nationalratswahl 2013 ist überstanden – inklusive aller abstrusen Ergebnis-Schönfärbereien. Exemplarisch sei hier noch einmal Erwin Prölls (ÖVP) Elastizität beklatscht, freien Fall als Kopf-an-Kopf-Rennen zu interpretieren: "Schlechtes Wahlergebnis? Bitte wir haben den Abstand zur SPÖ verringert!"

In der Zwischenzeit übt sich das BZÖ in postmortaler Zellteilung, und das Team Stronach kultiviert den Stil der innerparteilichen Wirthausschlägerei – den wiederum der oberösterreichische SPÖ-Landesvorsitzender Josef Ackerl ("Stronach-Tussi"-Posting) gleich gerne aufgreift.

Bei allen mehr oder weniger unterhaltsamen Begleitgeräuschen sollte aber nicht in Vergessenheit geraten, dass das ganze Theater dazu da ist, eine Regierung zu bilden. Und genau da stehen wir jetzt (an).

 

Gibt es überhaupt Alternativen zu Rot-Schwarz?

Nein, wenn man renommierten Kommentatoren dieses Landes glaubt. Helmut Brandstätter im Kurier: "Bisher waren SPÖ und ÖVP aufeinander angewiesen, jetzt sind sie aneinander gekettet." Denn die einzige (rechnerische) Alternative wäre eine Rechtskoalition – der Brandstätter auch gleich jede Überlebensfähigkeit abspricht: "Wenn sich Parteichef Spindelegger eine Koalition mit Strache und Stronach zutraut, dann soll er das sagen und Verhandlungen führen. Da wird vor allem interessant, wie FPÖ und Stronach die Kurve zum Euro kratzen werden. Werden sie mit Frau Merkel den künftigen Nord-Euro verhandeln?"

Massiver formuliert Hans Rauscher (Der Standard), was Schwarz von Rot wegbewegen könnte: "Wenn die ÖVP vollkommen vom Todestrieb besessen ist, dann versucht sie eine Koalition mit Strache und Stronach."

Bezeichnender Weise inspiriert Oliver Pink in der Presse auch die Aussicht auf eine "große" Koalition zu Metaphern aus der Pathologie: "Die Auswahl ist bescheiden: Pest, Cholera oder Große Koalition." Warum aus seiner Sicht eine Schwarz-Blau-Stronach-Koalition unmöglich ist: "Woher sollen Freiheitliche wie Stronachianer halbwegs ernst zu nehmendes Personal nehmen?"

Thomas Golser stimmt in der Kleinen Zeitung in den lustlosen Chor der Propheten ein: "Die ÖVP will sich zwar auf der Reste-Rampe der Nicht-Regierungsparteien umsehen (mit Ausnahme des BZÖ gab es dort nur Wahlgewinner), die nicht zu leugnende Vorliebe für eine Zweierkoalition wurde aber schon mehrfach betont."

 

Sie bewegt sich doch..?

 "Die Große Koalition geht spätestens im Dezember in die Verlängerung. Am 'Dacapo' dieser vom Wähler abgestraften Regierungsform führt kein Weg vorbei", ist sich auch Wolfgang Fellner (Österreich) sicher - allerdings mit dem Zusatz: "Es würde dieser Verlierer-Koalition guttun, wenn sie die beiden Gewinner dieser Wahl (gemeint Die Grünen und Neos, Anm.) einbindet."

Immerhin! Ein optimistischer Ansatz! Am meisten Mut will uns allerdings Andreas Koller (Salzburger Nachrichten) machen: "Ein Parlament, in dem etliche neue kleine Fraktionen sitzen, und eine wackelige Regierung, die sich im Parlament stets neue Verbündete suchen muss, bedeuten keineswegs böse italienische Verhältnisse. Sondern mehr Parlamentarismus und mehr Demokratie."

Da bei den bevorstehenden Sondierungsgesprächen und Koalitionsverhandlungen sicher nicht übermäßig gehudelt wird, bleibt ausreichend Zeit, sich ebenfalls in Optimismus zu üben.

red/sb

 

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