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Kühlschränke mit Köpfchen – Segen oder Fluch?

14.09.2017 - 12:54
Was erst nur in den USA und in Korea erhältlich war, kam im September 2016 auch auf den europäischen Markt: Samsungs Family Hub, der Kühlschrank mit Familiensinn. Präsentiert wurde der innovative Haushaltshelfer auf der IFA, der Internationalen Funkausstellung in Berlin. Er steht allerdings beileibe nicht allein auf weiter Flur. Neben ihm sorgten bereits Anfang des Vorjahres auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas eine Waschmaschine für Vergessliche und ein arbeitswütiger Saugroboter für Furore. So unterschiedlich die Geräte auch sein mögen, endlich teilen sie ein gemeinsames Schicksal: Nicht alles ist Gold, was glänzt.
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Familientreffpunkt mit Elektronik bis zum Abwinken

Nicht von ungefähr gilt der Family Hub des südkoreanischen Mischkonzerns Samsung als Richtmaß für smarte Kühlschränke. Er bietet alles auf, was das Herz begehrt, wenngleich das Herzstück des Geräts definitiv der WLAN-fähige Full-HD-LCD-Touchscreen ist. Er ersetzt das schwarze Brett der Vergangenheit und hortet alle wichtigen Informationen der Familie neben den Zeichnungen der Kinder. Als smarter Manager koordiniert er artig Termine und unterstreicht damit sein Organisationstalent.

Bespielt wird das Display über die dazugehörige Smartphone-App, die obendrein unterwegs den Zugriff auf die drei Kameras im Inneren des Hightech-Kühlschranks verstattet. Die ständige visuelle Überwachung gibt Aufschluss über Vorrat und Haltbarkeit der Lebensmittel und erleichtert damit entschieden den Einkauf vor Ort im Supermarkt. 356 Liter Nutzinhalt bieten reichlich Platz für Lebensmittel, der nachträgliche Wechsel von Kühl- zu Gefrierfächern ist eine denkbare Option. Selbst oder namentlich die Unterhaltung kommt nicht zu kurz. Wem gerade der Sinn nach seinem Lieblingssong steht, ist mit der direkten Abspielmöglichkeit über den Kühlschrank gedient. Wer hingegen Rat und Hilfe sucht, klinkt sich per TV-Mirroring über WLAN in die Kochsendung des kompatiblen Fernsehers ein. Ebenso gut ist es möglich, sich die passenden Rezeptideen von der „Club des Chefs“-App zu holen.

Anders als in der Schweiz bleibt in Österreich in Sachen direkter Anbindung an den Onlineshop fürs Erste der Wunsch der Vater des Gedankens. Selbst die Eidgenossen müssen sich allerdings mit dem Exklusivhändler Coop@Home bescheiden, der die unabdingbaren technischen Vorkehrungen getroffen hat, um mit dem Kühlschrank für Lebensmittelnachschub sorgen zu können.

Fundgrube für Botnetze

Die Vorstellung, dass ein Kühlschrank eine kriminelle Laufbahn einschlagen könnte, ist so abwegig, dass Otto Normalverbraucher nicht einmal einen Gedanken daran verschwenden würde. Und doch ist dem so. Am 21. Oktober 2016 legten neben smarten Kühlschränken unter anderem vernetzte Kaffeeautomaten und Babyfone den DNS-Provider Dyn lahm. Rund 2 Stunden konnten daraufhin die Menschen vornehmlich an der US-Ostküste nicht auf die beliebten Internetdienste von AirBnB, Spotify, GitHub und Twitter zugreifen.

Seit das Internet der Dinge boomt, geraten vernetzte Haushaltsgeräte zusehends ins Visier der Cyberkriminellen. Ungesichert und angreifbar eignen sie sich hervorragend für eine DDoS Attacke, also die Flutung der Server mit Anfragen. Ebenso möglich ist es, mit Hightech-Kühlschränken ein Botnetz zu bestücken, um eine Spam-Lawine loszutreten. Dies war Ende 2013 der Fall. Unter Beteiligung eines smarten Kühlschranks machten sich 750.000 Spam-Mails auf den Weg. In Anbetracht der an diesem Unterfangen beteiligten 100.000 Heimnetz-Router, Smart-TVs und Multimedia-Player mögen Family Hub & Co nicht wirklich als Bedrohung erscheinen, endlich aber wird groß, was klein beginnt.  

Datenschutz gefragter denn je

Auf den ersten Blick mutet es wie ein Widerspruch an. Näher besehen ist es aber durch und durch logisch, dass höherer Bedienkomfort mit einem größeren Sicherheitsrisiko einhergeht. Namentlich wenn es am Kühlschrank ist, eine Order zu erteilen, führt an einer Informationsfülle kein Weg vorbei. Vier Komponenten spielen dabei eine Rolle: die eindeutige Identifikation der Lebensmittel, Sensoren zur Erfassung der Außenwelt, Aktuatoren für die Steuer- und Regeltechnik sowie die Vernetzung über das Internet.

 Dass es nicht im Interesse der Verbraucher ist, alle Welt ungeniert über den aktuellen Bierkonsum in Kenntnis zu setzen, versteht sich von selbst. Nachdem der smarte Kühlschrank freilich im Besitz dieser Informationen ist, muss gezwungenermaßen eine Lösung für die Sicherung der Privatsphäre gefunden werden, ehe sich Onlineshops ins Internet der Dinge einklinken dürfen. Im Lichte dieses Sicherheitsproblems ist es dann geradezu belanglos, in welcher Sprache die Geräte miteinander kommunizieren. An der Sprachvielfalt würde es jedenfalls nicht hapern. IOTDB, RAML, SenML und LsDL wären denkbare Optionen.

 

(relevant Redaktion)

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