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Pellets - der polarisierende Boom

01.09.2015 - 12:20
Bewegung in der Pelletsindustrie: Die Preise für Pellets sind auf dem niedrigsten Stand seit 2013, der Pelletsexport ist im ersten Quartal 2015 um 37 Prozent angestiegen, und Österreich ist das Land mit dem zweithöchsten Pelletsverbrauch pro Kopf weltweit.

Während in anderen Branchen die Preise kontinuierlich steigen, zeichnet sich in der Energiebranche ein gegenteiliger Trend ab: Laut den Zahlen der Österreichischen Energieagentur lagen die Preise für Haushaltsenergie im Mai 2015 um 5,1 Prozent unter den Preisen im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die stärksten Preisrückgänge sind dabei bei Energieträgern zum Heizen anzufinden: Hier haben Pellets den stärksten Preisrückgang mit 4,4 Prozent im Vorjahresvergleich zu verzeichnen. Damit befinden sich die Preise für Pellets auf dem niedrigsten Stand seit 2013.

 

Pellets als günstige Alternative

 Die Pelletsindustrie kämpft jedoch nicht nur mit einem Rückgang der Preise von Pellets, sondern auch mit einem Einbruch der Verkaufszahlen von Pelletskesseln: 2014 wurden 5993 Anlagen verkauft und damit um 37 Prozent weniger als noch 2013. Die Gründe dafür liegen in erster Linie an den relativ hohen Anschaffungskosten einer Pelletsheizung: Neben dem Pelletskessel selbst muss auch der dafür nötige Lagerraum errichtet werden. Und dennoch spricht aufgrund der staatlichen Fördermaßnahmen und der geringen Betriebskosten einiges für diese einmalige Investition.

Denn fest steht: Pellets sind im laufenden Betrieb günstiger als herkömmliche Energieträger. Laut Zahlen der WAV Wärme Austria kostet Strom mit 19,84 Cent pro Kilowattstunde (kWh) mehr als zweimal soviel wie Heizöl Extraleicht mit 8,56 Cent pro kWh und Erdgas mit 8,52 Cent pro kWh. Als wesentlich günstigere Alternative erweisen sich hier Pellets mit nur 5,03 Cent pro kWh. Je nach Angebot und Nachfrage unterliegen die Preise für Pellets natürlich gewissen Schwankungen. Grundsätzlich wird jedoch empfohlen, den für den Winter benötigten Pelletsvorrat im Sommer zu kaufen.

 

Exporte als Verkaufsschlager

 Laut ProPellets Austria konnten im ersten Quartal 2015 ein Exportanstieg von 37 Prozent und ein Importrückgang von sieben Prozent verzeichnet werden. Das freut die österreichischen Pelletsproduzenten, die mittlerweile rund 945.000 Tonnen Pellets produzieren. Zu den Hauptexportländern zählen die Nachbarländer Deutschland, Italien und die Schweiz. Und auch die Importe kommen größtenteils von österreichischen Unternehmen, die Niederlassungen im Ausland haben. Denn nicht nur im Ausland, sondern auch in Österreich sind Pellets – trotz Einbrüchen bei den Verkaufszahlen von Pelletskesseln – sehr  gefragt.

Neben Haushalten heizen auch eine Reihe von Unternehmen, öffentlichen Gebäuden und Wohnhausanlagen mit Pellets. Im Vorjahr verbrauchten diese insgesamt rund 810.000 Tonnen Pellets. Damit ist Österreich gleich nach Schweden das Land mit dem zweithöchsten Pelletsverbrauch pro Kopf weltweit.

 

Weltweiter Produktionsboom sorgt für Kritik

 Obwohl die Importe von Pellets in Österreich rückläufig sind und weitgehend von österreichischen Pelletsproduzenten mit Niederlassungen im Ausland kommen, entflammt in regelmäßigen Abständen eine Diskussion über die hohen CO2-Emissionen durch weite Transportwege bei Importen und illegal zur Produktion von Pellets gerodeten Wäldern im Ausland. Unbestreitbar ist: Der Bedarf an Pellets in Europa steigt kontinuierlich an und kann innerhalb der Europäischen Union nicht gedeckt werden. Aus diesem Grund wird ein Drittel des Bedarfs an Pellets aus den USA, Kanada und Russland in die Europäische Union importiert. Diese Importe werden jedoch ausschließlich zum Betreiben von Kraftwerken in waldarmen Ländern wie Belgien, England, Dänemark und Holland eingesetzt.

In Österreich verkaufte Pellets stammen nicht aus Amerika, Kanada oder Russland, legen keine weiten Transportwege zurück und führen auch nicht zu Waldrodungen. Die kleinen heimischen Holzpresslinge sind sogar umweltfreundlich: Im Öko-Kreislauf werden sie ausschließlich aus Sägenebenprodukten, die in Sägewerken anfallen, hergestellt. Da Holz CO2-neutral ist, entsteht bei der Verbrennung von Pellets genauso viel CO2, wie die Bäume gespeichert haben. Dabei verbrennen sie praktisch ohne Schwefel und die anfallende Asche kann als wertvolles Düngemittel verwendet werden.

Vor dem Hintergrund, dass die weltweite Pelletsproduktion in den letzten fünf Jahren von 15,7 Millionen Tonnen auf 27 Millionen Tonnen angestiegen ist, und damit Österreich auch in Zukunft nicht auf Importe aus aller Welt angewiesen ist, haben österreichische Pelletsproduzenten in den letzten Jahren kräftig investiert und neue Produktionsstandorte geschaffen, deren Kapaztität sich heute bezahlt machen.

 

Weiterführende Informationen:

Österreichische Energie in Zahlen

Holzpellets-Preise im Vergleich

Förderungen für Pellets-Heizungen

Pellets Öko-Kreislauf


red/ag

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