"Wie ein gewebter Teppich. Ein Leben für die Kunst": So nennt Agnes Essl ihre Autobiografie, die im November im Klosterneuburger Schömer-Haus, Firmensitz der Familie und Ausstellungsraum, vorgestellt wurde. Mit ihrem Mann Karlheinz Essl (Gründer der Baumarktkette bauMax) hat sie die bedeutendste zeitgenössische Kunstsammlung und das größte Privatmuseum Österreichs aufgebaut.
Kein Zufall ist es, dass eine Tapisserie von Franka Lechner den Coverhintergrund bildet für den Band, der ursprünglich "Der rote Faden" heißen sollte. "Am Anfang dachte ich, das Buch für meine Kinder und Enkelkinder zu schreiben", erzählte Agnes Essl. Doch dann wurde ein intensiver, vier Jahre währender Rückblick daraus, dessen Ergebnis 800 Seiten beansprucht hätte. 300 Seiten sind es dann - unter Mitwirkung des Historikers Gert Dressel - geworden. Der zeitliche Bogen reicht bis zur Eröffnung des Essl Museums im Jahr 1999. "Eine emanzipatorische Entwicklungsgeschichte" erkannte Freda Meissner-Blau, Grande Dame der Grünen, "ein volles Frauenleben, gelebt in seinen vielfältigen Rollen mit Freude, Hingabe und feinem Kunstsinn".
Doch nicht nur Kunstsinn wird der Verfasserin des Buches attestiert, sondern auch Gemeinsinn, "etwas Unglaubliches für Österreich", wie Yvonne Weiler anmerkte. Nicht zuletzt, so Verlagsleiterin Brigitte Sinhuber-Harenberg, sei hier ein "literarisches Denkmal für das Essl Museum" entstanden - und ein Bericht über einen mutig und eigenständig gegangenen Weg. Dies alles in einer geradezu schlichten, unaffektierten Sprache. "Bescheidenheit, Güte, Aufmerksamkeit" - diese Eigenschaften sprach Meissner-Blau der prominenten Kunstsammlerin zu: "Ein Mensch, der zu sich selbst findet."
1937 geboren, wuchs Agnes Essl, geborene Schömer, in einem protestantischen Elternhaus eines kleinen Klosterneuburger Familienbetriebs auf. Ihre Kindheit in der Kriegs- und Nachkriegszeit war geprägt von Entbehrungen, Ängsten und Krankheiten sowie von der Strenge ihrer Eltern. Sie erzählt darüber, wie sie Schritt für Schritt Räume der Freiheit für sich erobern konnte. 1958 ging sie für mehrere Monate nach New York, sammelte Erfahrungen in der Zabriskie Gallery und lernte den jungen Kaufmann Karlheinz Essl kennen, den sie - zurück in Österreich - heiratete. Die Leidenschaft für Kunst ist ihr zum Lebenselixier geworden und hat sie auch auf besondere Weise mit ihrem Mann verbunden. Dieser sah in der Buchpräsentation jedenfalls "die Krönung des 25-jährigen Bestandes des Hauses" und schloss seine Frau gerührt in die Arme.
"Ich stehe nicht so gerne im Mittelpunkt", bekennt Agnes Essl gegen Ende des Buches. Dennoch hat sie ihre Biografie aufgeschrieben: "Sich des eigenen Lebens zu erinnern, ist manchmal anstrengend, aber es tut gut." Am Montag ist die fünffache Mutter mit dem Frauenpreis der Stadt Klosterneuburg ausgezeichnet worden.
INFO: Agnes Essl: "Wie ein gewebter Teppich"; Amalthea, Wien 2012. 304 Seiten, 24,95 Euro, ISBN 978-3-85002-803-5.
(APA)