Quelle: ZAMG

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Second Screen: Der Fernseher ist nicht genug

02.09.2013 - 10:05
Vor einigen Jahren war dem Fernsehbildschirm unsere Aufmerksamkeit noch sicher, doch mittlerweile fällt es schwer,nebenbei die Finger von Smartphone und Co. zu lassen.

Sorgen, dass der Fernseher seinen Platz als Informations- und Unterhaltungsmedium Nummer eins in naher Zukunft abgeben wird, sind unbegründet. Aktuelle Studien belegen, dass wir unserem treuen viereckigen Begleiter noch immer am meisten Zeit schenken. Um die zwei Stunden täglich werden im Durchschnitt vor dem TV-Gerät verbracht. Dennoch: Die Zeiten, in denen sich auf den Sofas nur Chipstüten und Fernbedienungen an uns schmiegten, sind vorbei. Lange Werbeblöcke und uninteressante TV-Sendungen lassen uns immer öfter zu Smartphone und Co. greifen. Besonders der Ton einer eingehenden Nachricht wirkt ablenkend. Einmal ein anderes Multifunktionsgerät in der Hand, lassen wir es so schnell nicht mehr los und der Fernseher wird zur Hintergrundberieselung.

 

Netzgezwitscher

Während der Fernseher läuft, wird somit auf Twitter getweetet, auf Facebook kommentiert und auf E-Mails geantwortet. Die Zutaten für das Rezept aus der Kochsendung werden in Sekundenschnelle über Google in Erfahrung gebracht und nebenbei wird das Fernsehprogramm aufgerufen – online versteht sich. Seit 2010 gibt es für diese Entwicklung auch einen Namen: "Second Screen". Smartphones, Tablets, Laptops und E-Reader buhlen als zweite Bildschirme um unsere Aufmerksamkeit.

 

First oder Second Screen?

Doch mittlerweile fällt die Unterscheidung zwischen First und Second Screen schwer. Immer öfter werden Möglichkeiten des Fernsehers von Multifunktionsgeräten übernommen. Serien oder Filme werden online angesehen und dort anschließend diskutiert. Dadurch rückt der TV auf den zweiten Platz, während andere digitale Begleiter zum First Screen aufsteigen.

"Smart-TV heißt die neue Lösung, um die Zuseher vor dem Fernseher zu halten. Durch die Internet-Nutzung direkt über das TV-Gerät soll die Aufmerksamkeit der Nutzer wieder mehr dem Fernseher gehören. Genutzt wird die Funktion aber nur von den wenigsten. Nur jeder Fünfte nutzt Smart-TV, um im Internet zu surfen“, erklärt Manuel Frisch, Experte für den Bereich TV bei A1.

Schuld daran sei teilweise die Software, die alles andere als nutzerfreundlich sei: Zu verschachtelt und das Navigieren im Internet mit der Fernbedienung ist eher beschwerlich. Deshalb nutzen viele dann doch lieber den Laptop oder das Tablet.

 

Second Screen Services

Vor einigen Monaten verschwand eine der beliebtesten TV-Apps von Apple über Nacht aus dem iTunesStore: Matcha.tv. Die App ermöglichte den Usern nicht nur, sich über das laufende Programm von TV und Video-Streaming-Plattformen zu informieren, sondern auch Filme und TV-Serien zu empfehlen und über Soziale Medien zu teilen. Seit Kurzem ist bekannt, dass Apple das Unternehmen Matcha.tv aufgekauft hat. Das heizt natürlich die Gerüchte um einen möglichen iTV weiter an und zeigt auch, dass es sich bei Second Screen wohl um keinen kurzfristigen Wandel vom TV ins Internet handelt.

 

Werbewirksam

Natürlich möchte sich auch die Werbeindustrie ein Stück vom digitalen Kuchen abschneiden. Sich die Parallelnutzung von TV und anderen Screens zunutze zu machen, ist jedoch kein leichtes Unterfangen. Zuseher haben sich längst daran gewöhnt, von allen Seiten umworben zu werden. Unternehmen versuchen daher, über Social TV auf ihre Zielgruppen zu reagieren. Mittels sozialer Netzwerke wie Twitter, Facebook oder Google+ werden Werbemaßnahmen vom TV ins Internet verlagert. So werden beispielsweise bei TV-Sendungen Zuseher über einen offiziellen Hashtag auf Twitter um ihre Meinung gebeten. Das freut das Fernsehpublikum, von denen die meisten gerne etwas zu sagen haben. Und selbst wenn der Tweet im fröhlichen Gezwitscher untergeht, man fühlt sich wahrgenommen.

Eine Facebook-Variante: Öffentliche Gruppen zu Fernsehsendungen, Schauspielern usw. bringen Internetnutzer dazu, sich untereinander auszutauschen. Wer einmal einen Beitrag kommentiert hat, interessiert sich im Regelfall auch für den weiteren Diskussionsverlauf. Selbst wenn z.B. die TV-Sendung versäumt wurde, durch die Beiträge der Facebook-Gmeinde bleibt man stets auf dem Laufenden. Und somit auch den Unternehmen treu.

 

Experimentierfreudig

Amerikanische TV-Netzwerke zeigen eindrucksvoll, wie Second Screen als sinnvolle Begleitung zum First Screen genutzt werden kann. So wird Zusatzmaterial zu TV-Serien exklusiv für Second Screen-Geräte produziert. MTV stellte eine eigene App zur Verfügung, um neue Darsteller der Serie "Teen Wolf" vorzustellen und bei "The Killing" können beispielsweise Tatortfotos dank Second Screen genauer betrachtet werden. Die Hauptaufmerksamkeit soll das Publikum dennoch dem TV schenken: Second Screen-Geräte sind nur als zusätzliche Bereicherung gedacht, die Zuseher noch stärker an Serien und Sender binden sollen.

red/ag

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