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Telekom Austria angeblich in Todesspirale

17.04.2014 - 14:34
Ronny Pecik, Aktionär und Aufsichtsratsvizevorsitzender der Telekom-Austria, analysiert in einem internen Papier die Situation des Konzerns als dramatisch. Nicht zufällig gerade jetzt, wird vermutet.
Telekom Austria mit großen Zukunftssorgen© APATelekom Austria mit großen Zukunftssorgen

In einem der Redaktion von „Profil“ zugespielten internen Dokument der Telekom Austria, zeichnet Ronny Pecik, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Telekom Austria AG, ein mehr als düsteres Zukunftsbild des Konzerns. Demnach habe er bereits im Jänner des Jahres einige Regierungsvertreter über die schwierige wirtschaftliche Situation des teilstaatlichen Konzerns informiert. Profil zitiert aus dem Memo von Pecik: „Alle Ertragstrends zeigen nach unten, der Finanzierungsaufwand geht nach oben. Das bedeutet Schulden. Die Telekom Austria befindet sich in einer Todesspirale. Ohne Geld von außen erwartet uns in zwei Jahren das AUA-Schicksal. Wenn in den anderen Töchtern etwas schiefläuft (Abwertungen, Weißrussland, etc ...) dauert es keine zwei Jahre.“

Ronny Pecik war zu einer Stellungnahme gegenüber Medien zu diesem Dossier bisher nicht bereit. Unbestritten ist aber, dass die wirtschaftliche Entwicklung der Telekom Austria in den vergangenen Jahren alles andere als erfreulich verlaufen ist. So sinken Umsätze, Erträge und damit auch Marktanteile in einem wachsenden Markt kontinuierlich. Im Jahr 2013 lag das EBITDA nur noch bei 1,3 Milliarden Euro, während 2009 noch ein EBITDA von 1,8 Milliarden Euro eingefahren werden konnte.

Laut „Profil“ nennt Pecik in dem Memo steigenden Personalkosten als wesentlichen Faktor. Von den aktuell ca. 9000 Mitarbeitern in Österreich, sei noch immer jeder Zweite Beamter. Wörtlich wird Pecik in dem Dossier wie folgt zitiert: „Umsatzrückgang schlägt sich 1:1 im Ergebnis nieder, da die hohen Fixkosten (wie Personal, Roaming usw.) nicht beeinflussbar sind.“

Pecik warnt vor Finanzierungsproblemen, da geplante und auch notwendige Investitionen der Telekom Austria nur schwer finanzierbar wären: „Es steht kein Geld für Infrastrukturausbau zur Verfügung. Die Telekom Austria lebt von der Substanz.“

Ronny Pecik, der neben dem mexikanischen Milliardär Carlos Slim zu den Großaktionären der Telekom Austria zählt, könnte mit der Veröffentlichung dieses Dossiers allerdings auch Eigeninteressen verfolgen. Noch immer steckt der österreichischen Politik und auch der Öffentlichkeit, das Drama um die Austrian Airlines in den Knochen. Im Staatsbesitz wurde die ehemalige österreichische Vorzeige-Airline durch politische Interventionen und Fehlmanagement fast in die Insolvenz getrieben. Um eine Insolvenz zu verhindern, musste schließlich der staatliche Haupteigentümer ÖIAG die Airline der deutschen Lufthansa quasi schenken und auch noch eine Mitgift in Höhe von 500 Millionen Euro mitgeben. 

Die Drohung Peciks mit einem „AUA-Schicksal“ der Telekom Austria könnte deshalb auch das Ziel verfolgen, dass die Politik und damit der österreichische Steuerzahler Geld für Investitionen der Telekom Austria locker machen soll, um dem Konzern eine blühende Zukunft zu sichern. Von solchen Finanzierungen würden natürlich alle Aktionäre und damit auch Pecik und Slim ebenfalls profitieren.

Die Nerven scheinen bei allen Aktionären, die Staatsholding ÖIAG nicht ausgenommen, derzeit jedenfalls blank zu liegen. Je nach Sichtweise gelangt das Dossier von Pecik deshalb zu einem sehr ungünstigen oder aber genau umgekehrt ausgerechnet jetzt zum bestdenkbaren Zeitpunkt an die Öffentlichkeit. An einen Zufall glauben deshalb wohl nur Naivlinge.

Verhandelt die ÖIAG doch gerade einen Syndikatsvertrag mit dem mexikanischen Großaktionär Carlos Slim aus. Bereits am kommenden Mittwoch den 23. April soll der ÖIAG-Aufsichtsrat über den Syndikatsvertrag mit America-Movil, dem Konzern von Milliardär Carlos Slim, abstimmen. Und Slim drängt auf eine Kapitalerhöhung und plant Geld in die Telekom Austria einzuschießen. Derartige negative Berichte dürften seine Verhandlungsposition in den laufenden Endverhandlungen wohl verbessern. Und das könnte auch der Grund dafür sein, warum sie gerade jetzt publik werden. Sein Anteil würde sich durch die geplante Kapitalerhöhung  von 26,8 auf mehr als 30 Prozent erhöhen und jener der Republik von derzeit 28,4 Prozent auf die Sperrminorität von 25 Prozent plus eine Aktie sinken.

 (relevant Redaktion)

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