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Verdächtiger in Wullowitz bisher dreimal aufgefallen

15.10.2019 - 17:45
Es gab laute Forderungen nach der Schließung des Heims© APAEs gab laute Forderungen nach der Schließung des Heims

Der 33-jährige Afghane, der am Montag in Wullowitz (Bezirk Freistadt) einen Bauern erstochen und einen Flüchtlingsbetreuer mit einem Messer schwer verletzt haben soll, war zuvor wegen Kleindelikten aufgefallen. Polizei und Staatsanwaltschaft gaben in einer Pressekonferenz Details dazu bekannt. Das Motiv ist nicht endgültig geklärt und soll Gegenstand der Einvernahme am Dienstagnachmittag sein.

Der Tatverdächtige war am Montagnachmittag - der Notruf ging um 14.22 Uhr bei der Polizei ein - auf einen 32-jährigen Flüchtlingsbetreuer losgegangen und verletzte diesen mit einem Messer lebensgefährlich. Drei Asylwerber, die ihn davon abhalten wollten, wurden leicht verletzt. Danach floh der Verdächtige mit einem Fahrrad und soll unweit der Flüchtlingsunterkunft einen 63-jährigen Landwirt, dessen Auto er zur Flucht benutze, in einer Garage erstochen haben. Bei der groß angelegten Fahndung, in die auch die Cobra involviert war, stellte sich bald heraus, dass er sich nicht ins nahe Tschechien abgesetzt hatte. Um 21.36 Uhr wurde er schließlich in Linz im Bereich des Bulgariplatzes festgenommen. 

Der 33-Jährige soll auf Basis der bisherigen Ermittlungsergebnisse im Laufe des Dienstagnachmittags einvernommen werden. Als Tatwaffe sei das bei dem Verdächtigen sichergestellte Klappmesser "sehr wahrscheinlich", da es auch zu den Ergebnissen der Obduktion passe, so Staatsanwalt Philip Christl. Demnach habe der Verdächtige dem Landwirt mehrere Stichverletzungen zugefügt, von denen eine tödlich gewesen sei. Auf der Pressekonferenz noch nicht eindeutig bestätigt werden konnte das Motiv der Messerattacke auf den Betreuer. Ob tatsächlich ein Streit um einen Arbeitsplatz eskaliert war, wird auch Gegenstand der Einvernahme sein. 

Der Afghane, dessen Asylantrag in erster Instanz abgewiesen wurde, sei bisher dreimal aufgefallen, erläuterte Landespolizeidirektor Andreas Pilsl: einmal, da er lautstark aus dem Koran gelesen habe. Im Zuge dessen sei es auch zu Untersuchungen gekommen, die aber ergeben hätten, dass der Mann streng religiös sei, es aber keinen Hinweis auf Islamismus gebe. Zudem liegen zwei Anzeigen aus dem April bzw. Juni dieses Jahres vor: einmal wegen eines Streits in einer Volkshochschule bezüglich des Alkoholverbots für Muslime und ein weiteres Mal wegen Sachbeschädigung bei der Fahrprüfung in einer Freistädter Fahrschule. Bei diesen Anzeigen habe es keine Anzeichen für Beeinträchtigung durch Alkohol oder Suchtmittel oder psychische Erkrankungen gegeben, so Staatsanwalt Christl. 

Über die Art der Verletzungen und den Zustand des Flüchtlingsbetreuers gebe es derzeit keine neuen Erkenntnisse. Momentan gehe man von Mordversuch beim ersten Opfer sowie Mord oder Raubmord - da das Auto entwendet wurde - beim zweiten Opfer aus, sagte der Staatsanwalt. 

Klar ist mittlerweile auch, dass das Heim, in dem es zur Bluttat gekommen ist, geschlossen wird. Dies kündigte der Betreiber, das Rote Kreuz, an. Die Schließung sei ohnedies für das erste Quartal 2020 geplant gewesen, nun würden die derzeit noch 20 Asylwerber früher als geplant in andere Quartiere verlegt werden. Integrationslandesrat Rudi Anschober (Grüne) informierte am Dienstagnachmittag, dass auch für die Frau und die beiden Kinder des Verdächtigen eine neue "geschützte Unterkunft" gefunden wurde. Sie hatte gemeinsam mit dem 33-Jährigen in einer privaten Wohnung bei Wullowitz gelebt. 

Integrationslandesrat Rudi Anschober (Grüne) recherchierte zu dem verhafteten 33-Jährigen noch ein weiteres brisantes Detail: So soll der Afghane im Mai 2019 gegen seine Frau gewalttätig geworden sein, worauf er eine zweiwöchige Wegweisung ausgesprochen bekam.  Trotz umfassender Unterstützung habe die Betroffene von einer Anzeige abgesehen und sei auch nicht übersiedelt, ergaben die Nachforschungen des Landesrats.

Im Juli 2015 hatte der Mann einen Asylantrag gestellt, am 21. August 2015 kam er in das Quartier nach Wullowitz. Dort blieb er bis zum Juni 2017. Dann bekam er vom Betreuer, dem Roten Kreuz, eine Privatverzugsbewilligung, er durfte also in eine eigene Wohnung einziehen. Seit dem 26. Juni 2018 ist sein in erster Instanz abgelehnter Asylantrag beim Bundesverwaltungsgericht anhängig. 

Der zuständigen Stelle für die Grundversorgung (GVS) liegen keine Verurteilungen des Verdächtigen vor, so die Informationen Anschobers. Allerdings habe die GVS ihn im September dieses Jahres einem Anti-Gewalt-Training zugewiesen. An den ersten Einheiten habe er laut Anschober auch teilgenommen. 

Nach Wissens des Integrationslandesrats wird Mittwochmittag der Landessicherheitsrat zur Causa Wullowitz tagen.

(APA)

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