Quelle: ZAMG

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Ecclestone steht ab heute vor Gericht

24.04.2014 - 11:04
Bernie Ecclestone steht ab Donnerstag in München vor Gericht. Sollte er verurteilt werden, was viele Experten annehmen, dann wäre er auch seinen Job als Boss der Formel 1 los.
Start des Gerichtsprozesses in München© APA (epa)Start des Gerichtsprozesses in München

Für Formel1-Boss Bernie Ecclestone beginnen am Donnerstag die schwierigsten Verhandlungen seiner Karriere. Der mittlerweile 83-Jährige steht in München vor Gericht und erwartet 26 Verhandlungstage. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Bestechung und Anstiftung zur Untreue in einem besonders schweren Fall vor. Konkret soll der Verkauf der Formel 1 im Jahr 2006 an das Investmentunternehmen CVC untersucht werden.

Dafür soll Bernie Ecclestone dem damaligen BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld gezahlt haben. Ein nicht unwesentlicher Teil dieser Zahlung soll aber als Kick-Back an Ecclestone zurück geflossen sein – als „Beraterprovision“. Die BayernLB beklagt dadurch laut Anklage ein Schaden von rund 35 Millionen Euro.

Ecclestone war aber im Vorfeld des Gerichtsverfahrens bemüht, sich gelassen zu zeigen. So sagte er in einem ARD-Interview: „Das Ganze ist doch nur so ein sehr kleiner Teil meines Lebens, das eigentlich keine Rolle spielen sollte“. Ecclestone vermutet Neid als Motiv hinter seiner Verfolgung und meinte in dem Interview, es würde schlecht über ihn geredet, „ohne so richtig zu verstehen, worum es geht.

Wozu zahlte Ecclestone 44 Millionen Dollar an Gribkowsky?

Ecclestone hatte offenbar großes Interesse daran, dass die BayernLB den britischen Investor CVC als Käufer auswählt. Die BayernLB hatte damals ihre Mehrheitsanteile an der Formel 1 zum Verkauf gestellt, die sie zuvor als Pfand für die Pleite der Kirch-Gruppe erhalten hatte, aber als Bank wenig damit anzufangen wusste. Und CVC installierte Ecclestone nach dem Kauf sofort wieder als Formel-1-Geschäftsführer. Eine von Gribkowsky angegebene Bestechung seitens Ecclestone habe es nicht gegeben, insistiert Ecclestone. Er hätte Gribkowsky  „friedlich, freundlich und ruhig" halten wollen, hatte Ecclestone bereits im Prozess gegen Gribkowsky ausgesagt und sein Anwalt ergänzte: „Die behauptete Bestechung gab es nicht.“

Im Motorsport wird parallel zum Strafprozess von Ecclestone zwischenzeitlich heftig diskutiert, ob und wie es eine Zukunft der Formel 1 ohne Bernie Ecclestone geben kann. Denn nominell ist er eigentlich nur Geschäftsführer und könnte damit problemlos von jemand anderem abgelöst werden. In der Praxis wäre ein Abgang des 83-jährigen Briten für die Formel 1 allerdings nicht so einfach zu verkraften, denn Ecclestone hat sich durch seine Alleinherrschaft über annähernd vier Jahrzehnten fast unabkömmlich gemacht. Mit vielen Verhandlungspartnern hat er ein sehr enges Vertrauensverhältnis aufgebaut. Seitens des Investmentunternehmens und Formel 1 Mehrheitseigentümers CVC wurden jedenfalls schon klare Konsequenzen angekündigt, sollte Ecclestone verurteilt werden. „Wäre bewiesen, dass Herr Ecclestone irgendetwas auf kriminelle Art und Weise falsch gemacht hat, würden wir ihn feuern", stellte Eigentümervertreter Donald MacKenzie bereits im letzten Jahr klar.

Im Falle einer Verurteilung droht Ecclestone vermutlich aber keine Gefängnisstrafe. Ein Geständnis würde sich zwar sicher strafmildernd auswirken, aber auch ohne Schuldeingeständnis erwartet Ecclestone wohl nur eine Geldstrafe und Freiheitsstrafe auf Bewährung, meinen Experten.
Indes brodelt auch bereits die Gerüchteküche um seine Nachfolge heftig. Red Bull Teamchef Christian Horner werden die größten Chancen zugerechnet, der auch persönlich ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu Ecclestone pflegen soll und sein Vertrauen genießt. So war Horner auch Trauzeuge Ecclestones bei dessen dritter Eheschließung. Experten raten aber dazu, ein komplexes und internationale Unternehmen wie die Formel 1 künftig nicht mehr von einem Alleinregenten führen zu lassen sondern zeitgemäße Managementstrukturen zu implementieren. Dafür könnte auch der Mehrheitseigentümer CVC zu gewinnen sein.

 (relevant Redaktion)

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